Der VfB trifft in Bremen auf einen Verein, mit dem er sich schon viele packende Duelle geliefert hat. Marcelo Bordon gelang einst ein Dreierpack.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Wenn der VfB am Sonntag im Bremer Weserstadion antritt, ist ein 0:0 im Vorfeld aller Voraussicht nach ein schlechter Tipp. Denn Tore sind in den Spielen dieses Nord-Süd-Klassikers fast immer reichlich gefallen. 90 Partien hat es zwischen den Clubs seit Bundesligagründung 1963 gegeben. 32-mal siegte der VfB, 30-mal behielten die Bremer die Oberhand. Die StZ erinnert an die interessantesten Spiele der vergangenen zehn Jahre.

 

7. November 2010: VfB - Werder 6:0

Er hat in vier Spielzeiten für den VfB lediglich 19 Tore geschossen - für einen Stürmer ist dies eine erschütternde Bilanz. Doch vor gut einem Jahr, als die Stuttgarter bereits tief im Tabellenkeller festsaßen, da machte Ciprian Marica gegen die ebenfalls kriselnden Bremer sein bestes Spiel im Stuttgarter Dress. Im Cannstatter Dauerregen siegte der VfB, der zuvor erst zwei Saisonerfolge auf der Habenseite hatte, am 11. Spieltag mit 6:0. Und der Rumäne, der 2007 für acht Millionen Euro aus Donezk gekommen war, erzielte dabei das 1:0 mit einem strammen Rechtsschuss - und bereitete zudem drei weitere Tore vor.

"Heute waren wir nicht mehr als ein Sparringspartner", resümierte der enttäuschte Bremer Trainer Thomas Schaaf nach der Marica-Show. "Wenn du einem Spieler das Vertrauen gibst", sagte der selbstbewusste Angreifer, "dann gibt es auch eine Belohnung." Schließlich hatte der Trainer Jens Keller, der auf den Schweizer Christian Gross gefolgt war, sein Spielsystem komplett auf Marica zugeschnitten, der als einzige Spitze agierte.

Es sollte allerdings der letzte Glanztag des Rumänen im VfB-Dress bleiben. Denn unter dem Keller-Nachfolger Bruno Labbadia spielte Marica keine Rolle mehr, überwarf sich mit dem VfB-Trainer - und spielt nun auf Schalke. Dort wartet er nach neun Bundesligaeinsätzen weiter auf sein erstes Tor für die Gelsenkirchener.

VfB Ulreich - Funk, Niedermeier, Delpierre, Molinaro - Träsch, Gentner - Gebhart (81. Camoranesi), Cacau (66. Harnik), Boka - Marica (78. Kuzmanovic).

Tore 1:0 Marica (10.), 2:0 Cacau (31.), 3:0 Cacau (45.), 4:0 Gentner (68.), 5:0 Niedermeier (73.), 6:0 Boka (86.).

15. März 2009: Werder - VfB 4:0

Er war als Erfolgsgarant an die Weser gereist, denn seit seinem Amtsantritt im November 2008 hatte Trainer Markus Babbel in zehn Bundesligaspielen mit den Stuttgartern nicht verloren. "Der VfB hat in Bremen nichts zu melden", titelte die StZ aber nach dem deutlichen 0:4 des Tabellensechsten VfB beim Zehnten aus Bremen.

Dabei hatte Babbels Kollege Thomas Schaaf vor der Partie mit Problemen zu kämpfen: Sechsmal in Folge hatte seine Elf nicht gewonnen - zudem musste der Werder-Coach in Naldo, Clemens Fritz und Per Mertesacker auf drei Viertel seiner Viererkette verzichten. Und dann waren da noch die Gerüchte aus Peru, der Stürmer Claudio Pizarro solle als Berater Transferrechte an anderen Profis besitzen, was Spielern verboten ist. Auch der Clubchef Jürgen Born solle in zweifelhafte Transfers verwickelt sein. Doch sowohl Pizarro als auch Born wurden später rehabilitiert.

Auf dem Platz sorgte derweil Jens Lehmann für Unterhaltung. "Ich kann solche Spieler wie Diego weder in meiner noch in der gegnerischen Mannschaft akzeptieren", schimpfte der ehemalige Nationaltorwart in Richtung des Werder-Spielmachers, dem er vorwarf, sich vor dem Freistoß zum 1:0 fallen gelassen zu haben. Doch Diego, der das erste von vier Bremer Toren selbst erzielte, konterte: "Lehmann sollte mal über sich selbst nachdenken. Er macht in jedem Spiel Probleme."

VfB Lehmann - Träsch, Osorio, Boulahrouz, Boka - Khedira, Hitzlsperger - Hilbert (60. Gebhart), Elson (46. Lanig) - Gomez, Marica (64. Schieber).

Tore 1:0 Diego (34.), 2:0 Pizarro (53.), 3:0 Rosenberg (59.), 4:0 Rosenberg (74.).

8. März 2008: VfB - Werder 6:3

Am "Tag des offenen Tores", an dem eine Partie mit neun Treffern in die Bundesligachronik einging, hatte Mario Gomez einen seiner zahlreichen Glanztage im Trikot mit dem Brustring. Drei Tore erzielte der Mittelstürmer - und der Linksverteidiger Ludovic Magnin aus der Schweiz, von jeher für seine Scherze bekannt, sagte: "Wir haben einen Außerirdischen im Team. Er trägt die Rückennummer 33."

23 Tore in 24 Pflichtspielen hatte Gomez bis zu diesem Zeitpunkt für den VfB erzielt. Kein Wunder, dass der FC Bayern in Person von Uli Hoeneß erstmals öffentlich bei dem Stürmer vorfühlte, der allerdings erst im darauffolgenden Sommer nach München wechseln sollte.

Den Bremern, immerhin als Tabellenzweiter zum Gastsspiel beim Meister VfB abgereist, gelangen zwar vier Tore (eines ins eigene Netz) - aber sonst nicht viel. "Wenn man ein Jubiläum hat, sollte man sich uns als Gegner raussuchen. Wir haben wunderbar mitgespielt - und sind für unsere Naivität bestraft worden", sagte Thomas Schaaf in Anspielung an die Feierlichkeiten beim VfB. Dessen Präsident Erwin Staudt, der am Abend seinen 60. Geburtstag feierte, konnte sich Lachshäppchen und Rotwein jedenfalls schmecken lassen.

VfB Ulreich - Osorio, Tasci, Delpierre, Boka (65. Magnin) - Pardo - Bastürk, da Silva (27. Hilbert), Hitzlsperger - Gomez, Marica (61. Cacau).

Tore 0:1 Almeida (9.), 1:1 Gomez (20.), 2:1 Gomez (43.), 2:2 Boenisch (60.), 3:2 Gomez (65.), 4:2 Cacau (66.), 4:3 Rosenberg (77.), 5:3 Mertesacker (84., Eigentor), 6:3 Cacau (87.).

16. September 2006: Werder - VfB 2:3

Der VfB sollte am Saisonende seinen fünften deutschen Meistertitel feiern und setzte auf dem Weg dorthin nach einem schwachen Saisonstart mit Heimniederlagen gegen Nürnberg und Dortmund ein erstes Ausrufezeichen in Bremen. 0:2 lagen die Stuttgarter nach 33. Minuten zurück - auch durch ein Eigentor von Roberto Hilbert. Doch Hilbert, Pavel Pardo und Mario Gomez drehten den Spieß zum 3:2 um.

Der VfB stellte damals die jüngste Mannschaft der Bundesliga - und der Manager Horst Heldt konstatierte nach Spielschluss in Bremen: "Unser Entwicklungsprozess ist längst nicht abgeschlossen. Heute standen ja praktisch acht Neue in der Startelf."

VfB Hildebrand - Osorio, Tasci, Delpierre, Boka - Hilbert (72. Gentner), Pardo, da Silva, Bierofka (60. Hitzlsperger) - Cacau (76. Streller), Gomez.

Tore 1:0 Hilbert (4./Eigentor), 2:0 Zidan (33.), 2:1 Hilbert (38.), 2:2 Pardo (58.), 2:3 Gomez (87.).

28. März 2004: VfB - Werder 4:4

"Mama mia, so verrückt ist Fußball!", fand der Innenverteidiger Marcelo Bordon nach dem 4:4 gegen Bremen, nach einer Partie, in der ihm das einzige Mal in seiner Profikarriere drei Treffer gelungen waren. Während der Brasilianer vorne traf, offenbarte er aber in der Defensive im Verbund mit Boris Zivkovic Schwächen. Sämtliche Bremer Treffer fielen durch die Mitte.

Bordon, der in diesem Sommer nach einem Gastspiel in Katar seine Karriere beendet hat, wechselte nach dem Ende der Saison 2003/04 nach Schalke. Der VfB-Trainer Felix Magath ging nach München und bewertete das 4:4 gegen Bremen so: "Ein Spiel, in dem acht Tore fallen, spricht nicht für die fußballtaktische Klasse der Teams."

VfB Hildebrand - Lahm, Zivkovic, Bordon, Gerber (82. Szabics) - Soldo - Meira, Hleb, Meißner (52. Yakin) - Kuranyi, Streller.

Tore 1:0 Bordon (3.) 1:1 Klasnic (13.), 2:1 Bordon (24.), 2:2 Klasnic (35.), 2:3 Ailton (43.), 3:3 Bordon (50.), 4:3 Streller (69.), 4:4 Ailton (70.).