Das Ergebnis nach zwei Jahren Schaffen: 300 Kilometer Zaun, 130 Kilometer Wege, 80 Weiden, 14 Häuser für 30 Angestellte und jede Menge Ausgaben - aber kaum Einnahmen. Denn Birkel muss bald erkennen: Die Gewinnmargen sind bei Schlachtvieh extrem gering. Wer seine Familie nicht als Arbeitskräfte einspannen kann, hat gegen gewachsene Familienbetriebe keine Chance. Aber deshalb aufgeben? Zurück nach Deutschland? Seine Frau und die Kinder gehen. Birkel bleibt.

Auf der Farm sollen Spitzentiere gezüchtet werden


Als sich ihm die Gelegenheit bietet, in Kansas eine ganze Brangus-Herde zu kaufen, schlägt er zu: 1500 Tiere, 40 Lkw-Ladungen, auf einen Streich. Die Cowboys und deren Wissen kauft er gleich mit. Sie sollen ihm helfen, aus den Brangus-Rindern, einer Kreuzung aus indischen Brahman (widerstandsfähig, genügsam) und Angus (bestes Fleisch) gewinnbringende Spitzentiere zu züchten.

Ein langwieriges und riskantes Vorhaben - vor allem für einen Ausländer. "Dass ein Deutscher in Texas als Rinderzüchter reüssiert, ist ungefähr so wahrscheinlich, wie dass ein Amerikaner in Deutschland als Bierbrauer Erfolg hat", sagt Jeff Geider, Professor für Ranchmanagement an der Texas Christian University. Doch Birkel lässt sich nicht beirren: In den folgenden Jahren stellt er ein Embryonen-Entwicklungsprogramm auf die Beine.

Er züchtet besonders muskulöse Tiere heraus, die klein zur Welt kommen aber mit wenig Futter schnell wachsen und am Ende alle gleich groß sind. Alle paar Jahre verkauft Birkel einen Großteil seiner Herde. Nur die besten Tiere dürfen bleiben.

Bonnie Birkel ruckelt mit ihrem Yorkshire-Terrier im Mercedes-Geländewagen über die Weiden. Innerhalb von nur zwei Wochen kommen im Frühjahr und im Herbst 500 Kälber auf der Ranch zur Welt, ganz ohne menschliche Hilfe. Bonnie Birkel stoppt vor einer schwarzen Kuh mit weißem Kalb. "Eine unserer Leihmütter." Um die Kosten gering zu halten, stammen oft nur Eizelle und Samen von Zuchttieren. Ausgetragen werden die Kälber von gewöhnlichen Kühen.

Camp Cooley ist weltweit bekannt und beliebt


Das Konzept hat Erfolg. Camp Cooley ist der zweitgrößte Zuchtbetrieb in den USA. Bis zu 500 Dollar zahlen Kunden aus Argentinien, Australien, Brasilien, Mexico oder den USA für ein Röhrchen "Camp Cooley"-Sperma. Jeff Geider, der Professor für Ranchmanagement, unternimmt mit seinen Studenten regelmäßig Exkursionen nach Camp Cooley. "Die Ranch ist eine der bestgeführten und schönsten in Texas."

Das finden offenbar auch Klaus Birkels alte schwäbische Freunde. Gerne kommen sie ihn auf seiner großen Ranch besuchen. Auch Günther Oettinger, EU-Energiekommissar und ehemaliger Ministerpräsident von Baden-Württemberg, war schon mehrmals in der weißen Villa am See. Die Besuche seien aber "rein privater Natur" gewesen, rechtfertigte er sich vor zwei Jahren, als das Magazin "der Stern" erneut über den Birkel-Skandal berichtete.