Der China-Experte Klaus-Jürgen Gern vom Institut für Weltwirtschaft sieht den Yuan auf dem Weg zur Weltwährung. Noch fehlt die Liberalisierung des Kapitalverkehrs.

Stuttgart - Innerhalb von drei Tagen hat China seine Währung gegenüber dem Dollar zum dritten Mal abgewertet. Am Donnerstag ging es um 1,1 Prozent nach unten, nachdem der Yuan-Kurs zuvor um 1,9 Prozent und um 1,6 Prozent gesunken war. Für den Ökonomen Klaus-Jürgen Gern vom Kieler Weltwirtschaftsinstitut sind die Abwertungen nicht nur der schwachen Konjunktur geschuldet. Der Yuan, so sagt Gern, komme dem Ziel näher, eine international anerkannte Reservewährung zu werden.

 
Herr Gern, am Donnerstag haben die Chinesen ihren Yuan schon wieder abgewertet. Ist eine dauerhafte Abschwächung das Ziel?
Die Wirtschaft läuft nicht mehr. Die Regierung geht das auf unterschiedliche Weise an, versucht dabei aber, nicht so massiv wie 2009 in die Tasten zu greifen, denn das hat den Kreditboom hervorgebracht, der jetzt eines der Probleme bildet . . .
Zur Erinnerung: Was ist 2009 passiert?
Damals wurden massiv die Staatsausgaben erhöht, insbesondere über die regionalen Gebietskörperschaften. Die Kreditvergabe wurde massiv erleichtert, was allerorten die Verschuldung hochgetrieben hat.
Und was haben die Chinesen daraus gelernt?
Die wirtschaftspolitischen Impulse sind geringer und vorsichtig dosiert. Im Zentrum steht derzeit eine schrittweise Senkung der Zinsen. Und jetzt versucht die Regierung den Außenwert der Währung zu drücken. Mit flexiblen Wechselkursen würde das automatisch gehen: Durch eine expansivere Geldpolitik würden die Erwartungen der Anleger beeinflusst, so dass es zu einer Abwertung käme. Die Chinesen versuchen das in einer gewissen Weise nachzuvollziehen.
Ist das eine angemessene Reaktion?
Ja. Wir hatten in den zurückliegenden Jahren eine starke Aufwertung des Yuan gegenüber anderen wichtigen Währungen, weil der Yuan an den Dollar gekoppelt ist. Wir hatten in Japan eine Abwertung um mehr als 30 Prozent gegenüber dem Dollar und beim Euro eine Abwertung um mehr als 20 Prozent gegenüber dem Dollar. Die fünf Prozent Abwertung, die wir jetzt beim Yuan gegenüber dem Dollar gesehen haben, machen nur einen kleinen Teil der vorherigen Aufwertung wieder rückgängig.