Die AfD wird wieder als eine Fraktion auftreten. Der Prozess zu diesem Ergebnis war kläglich, meint unser Politikredakteur Knut Krohn.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Stuttgart - Die AfD-Fraktion in Baden-Württemberg hat sich bis auf die Knochen blamiert. Die Abgeordneten, die angetreten sind, den von ihnen verspotteten „Kartellparteien“ das Fürchten zu lehren, haben in den vergangenen Wochen ihr wahres Gesicht gezeigt. Den Männern und Frauen mit dem hohen moralischen Anspruch ging es um die Macht. Die Klausursitzung am beschaulichen Titisee war der Höhepunkt eines unschönen Intrigenspiels. Wer da mit wem und gegen wen stichelte oder kooperierte, wer da wen malträtierte oder hofierte, hing weniger von eigenen politischen Überzeugungen ab als von der Überlegung, wie das eigene Machtkalkül am besten verfolgt werden konnte.

 

Rachegedanken in der AfD

Den neuen und alten Fraktionsvorsitzenden Jörg Meuthen erwartet eine schier unlösbare Aufgabe. Er ist angeschlagen, denn viele AfD-Mitglieder werfen ihm vor, die Fraktion aus egoistischen Motiven in die Spaltung getrieben zu haben. Auch dürften nicht alle Demütigungen der vergangenen Wochen vergessen sein. Da schlummert der eine oder andere Rachegedanke. Zudem steht er einer Partei vor, deren Haltung zum Antisemitismus und zum rechten politischen Rand nicht völlig geklärt ist. Die AfD wird noch viele schmerzliche Diskussionen führen müssen. Wie schnell diese zur existenziellen Bedrohung werden können, hat sich gezeigt.