Eine Realschule in Rottenburg am Neckar hat im Februar den Schlabberlook untersagt – Jetzt ziehen Schulen in anderen Bundesländern nach.
Stuttgart - Am privaten Oskar-Kämmer-Gymnasium in Hannover müssen Schüler im neuen Jahr unter Strafandrohung auf das Tragen von Jogginghosen verzichten. Per E-Mail informierte Rektorin Alvira Ramazanova laut einem Bericht der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ die Eltern darüber, dass Schüler bei Verstößen gegen die Kleiderordnung mit Sanktionen rechnen müssen – etwa „den Schulhof sauber machen, Tische in der Mensa wischen oder Ähnliches“. Aus Sicht der Schulleitung seien Jogginghosen und Leggings „keine angemessene Kleidung für den Schulunterricht“. Im April hatte auch eine Realschule in Bad Oeynhausen (Nordrhein-Westfalen) das Tragen von Trainingskleidung und Basecaps untersagt.
Der Vorreiter beim Verbot von Schlabberlook war die Kreuzerfeld-Realschule in Rottenburg am Neckar, die die Vorschrift zum Tragen „angemessener Kleidung“ zum 1. Februar in Kraft treten ließ und damit bundesweit Schlagzeilen machte. Die zuständige Schulbehörde, das Regierungspräsidium Tübingen, teilte über ihren Pressesprecher Dirk Abel mit, dass das Jogginghosen-Verbot in Rottenburg „akzeptiert“ sei und noch angewandt werde. Es sei durch den „Erziehungs- und Bildungsauftrag der Schule“ gedeckt.
Wenn der Schulfrieden gefährdet ist, greift das Ministerium ein
Abel berichtete, dass andere Schulen dem Rottenburger Beispiel folgen wollten: „Der Vorstoß kam meist von der Lehrerseite, scheiterte aber am Einspruch der Elternschaft.“ Ein Sprecher des Kultusministeriums sagte, dass das Land keine allgemeinen Kleidervorschriften erlassen werde, einzelne Schulen könnten aber Kleiderordnungen beschließen. „Im Prinzip können Schüler tragen, was ihnen gefällt. Rechtlich geht es dabei auch um die freie Entfaltung der Persönlichkeit, die im Grundgesetz garantiert ist.“ Nur beim Tragen von Kleidung mit rechtsextremen oder radikalen Motiven oder wenn Kleidung den Schulfrieden gefährde, könne das Ministerium einschreiten.
Jetzt sind die Joggpants in Mode – eine Weiterentwicklung der Jogginghose
Ralf Scholl, Vorsitzender des Philologenverbandes in Baden-Württemberg, sagte, dass Kleidervorschriften nicht par ordre du mufti erlassen, sondern von der Schulkonferenz – also Lehrern, Eltern und Schülern – im Konsens beschlossen werden sollten. Viele Schulen im Südwesten kennen Kleiderordnungen, die Mädchen das Tragen von bauchfreien Tops oder knappen Miniröcken untersagen. Mit dem Verbot von Jogginghosen, die meist Jungen tragen, findet eine gewisse Gleichbehandlung der Geschlechter statt. Allerdings verändert sich die Mode ständig. Der Satz von Karl Lagerfeld: „Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren“, gilt nur noch bedingt. Joggpants, eine edle Weiterentwicklung der Jogginghose, sind jetzt in Mode.