Das gut 800 Jahre alte Steinbrückle über den Oeffinger Ruckgraben ist abgerissen worden. Nach Aussage der Stadtverwaltung soll der Überweg in Richtung Tennwengert mit den originalen Quadern im historischen Stil wieder aufgebaut werden.

Oeffingen - Beim Anblick des Trümmerhaufens schossen Andreas Pfeiffer, dem Vorsitzenden des Heimatvereins Oeffingen, Tränen in die Augen: Gut 800 Jahre stand die alte Steinbrücke, im Volksmund Römerbrückle genannt, unterhalb des Tennhofs. Generationen haben sie genutzt, um den Ruckgraben zu überqueren. „Die Brücke ist ein Teil von Oeffingen wie die Kreuzkapelle oder der Turm der Christus-König-Kirche.“ Zurzeit muss man sagen, war. Denn vor zwei Tagen kam ein Bagger und riss den alten Steg ab, der laut städtischer Auskunft baufällig war. Allerdings, so versichert Marion Maiwald, die Leiterin des Bauverwaltungsamts der Stadt Fellbach, soll die Brücke schon in wenigen Wochen wiederauferstehen – und zwar in historischer Anmutung. „Zum Teil mit den alten Steinen, zumindest wenn sie noch zu gebrauchen sind.“

 

Die Brücke steht in der Liste der Kleindenkmäler im Rems-Murr-Kreis

Ein ausgewiesenes und damit geschütztes Kulturdenkmal ist die Brücke nicht. „Aber sie gehörte einfach immer schon zu unserer Heimat“, sagte Pfeiffer beim Vororttermin mit Marion Maiwald, Tiefbauamtsleiter Thomas Stengel und Sabine Laartz, der Leiterin des Fellbacher Pressereferats. Die Brücke steht in der Liste der Kleindenkmäler im Rems-Murr-Kreis, die für die Untere Denkmalschutzbehörde im Landratsamt vor einigen Jahren aufgestellt wurde. Rund 180 ehrenamtliche Kleindenkmalforscherinnen und –forscher, darunter auch die Oeffinger, hatten knapp 5000 Kleindenkmale im Kreis dokumentiert. „Und wir vom Heimatverein haben das Brückle auch immer gepflegt und geputzt“, ergänzte der Vorsitzende.

Bei der Ausweisung des Baugebiets am Ortsrand von Oeffingen namens „Langes Tal“ hatte der Gemeinderat vor gut acht Jahren den Beschluss gefasst, den Baustellenverkehr über die alte Brücke abzuwickeln. Jörg Schiller von der CDU kann sich gut daran erinnern. „Wir wollten damals die Ortsmitte von Oeffingen entlasten, und das ist auch richtig gewesen, nur sind wir davon ausgegangen, dass die Brücke danach repariert wird, aber nicht abgerissen.“ Für den Gartengestalter, der viel mit alten Steinen arbeitet, sieht ein „fachgerechter Abbruch“ anders aus. Vor allem aber ärgert Schiller, dass im Vorfeld darüber nicht geredet wurde: „Nicht mal im Bauausschuss.“

Der Stadt ist der Wiederaufbau des Römerbrückles rund 50 000 Euro wert

Auch Andreas Pfeiffer war davon ausgegangen, dass die Brücke nach Beendigung der Bautätigkeit in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt wird: „Doch jetzt liegt die Brücke im Loch.“ Marion Maiwald erklärte im Vorfeld sei ein Gutachten in Auftrag gegeben, und Thomas Stengel versicherte, dass beim Wiederaufbau das alte Material wieder eingesetzt wird. „Wir ziehen Stahlrohre ein und verblenden sie mit den alten Steinen, von denen rund 80 Prozent wieder verwendet werden können“, erläuterte der Leiter des Tiefbauamts. Er bedauerte, dass im Vorfeld nicht ausreichend kommuniziert wurde, auch nicht mit dem Heimatverein Oeffingen. „Es wird wieder ordentlich aussehen“, versprach Thomas Stengel. Der Stadt ist der Wiederaufbau des Römerbrückles, der etwa sechs Wochen dauern soll, rund 50 000 Euro wert. Für Andreas Pfeiffer steht indes fest, dass es schon ein Fehler war, Schwerlastverkehr über die historische Brücke zu erlauben: „Und Sanierung sieht für mich anders aus als totaler Abriss und Zerstörung des Bauwerks und seiner Seele.“