Ein Werk über eine zwanzig Jahre währende Ehe? Wie langweilig! Von wegen, sagt die Regisseurin Karin Eppler.

Stuttgart - Der Krimiautor Gilles kehrt nach einem mysteriösen Unfall, bei dem er sein Gedächtnis verloren hat, nach Hause zurück. Seine Frau Lisa erzählt von der Ehe, zeichnet ein wundervolles Bild ihrer Liebe. Doch sagt sie die Wahrheit? Mit dieser Frage beschäftigt sich „Kleine Eheverbrechen“ im Forum-Theater. Die Regisseurin Karin Eppler verrät, was die Zuschauer erwartet.

 
Frau Eppler, ist das Stück nur interessant für Ehepaare, die lang verheiratet sind?
Nein, gar nicht. Der Autor Éric-Emmanuel Schmitt bietet viele Möglichkeiten an, sich am Stück zu reiben. Es geht im Kern um die Frage, was Liebe ist, die schon lange dauert. Das ist auch für diejenigen interessant, die vielleicht grade am Anfang einer Beziehung stehen. Je nachdem wo man sich selbst gerade befindet, nimmt man unterschiedliche Dinge aus dem Stück mit.
Was ist das Besondere am Stück?
In anderen Stücken geht es immer um eine aufblühende, junge Liebe oder das Ende einer Beziehung. Mit dem Mittelteil beschäftigt sich kaum jemand. Um genau diesen Mittelteil geht es. Und der ist nicht etwa langweilig, sondern ganz wunderbar. Schmitt hat einmal selbst gesagt, dass dieser Teil das größte Abenteuer ist.
Was macht das Stück aktuell?
Schmitt hat geschrieben, dass Liebe etwas Irrationales ist, eine Chimäre, die nicht mehr in unsere Zeit passt. Genau deshalb ist das Stück aktuell – weil Liebe immer unpraktisch und kompliziert ist.
Sie haben mit „Kiki van Beethoven“ schon einmal ein Schmitt-Stück inszeniert. Wieso haben Sie sich wieder für ihn entschieden?
Weil es mich auf mehreren Ebenen angesprochen hat. Das Thema reizt mich sehr. Dazu kommt, dass die Krimi-Komödie warmherzig ist und eine Hommage an ein düsteres, aber doch lustiges Thema. Das Stück lebt!
Was können Besucher von der Inszenierung erwarten?
Ich will nicht zu viel verraten. Aber das Sofa, auf dem Gilles und Lisa sitzen, ist kein gewöhnliches Sofa. Sagen wir mal so: Es wird dem Anspruch an ein Krimi-Stück gerecht. Das Stück ist sehr unterhaltsam, trotzdem mangelt es ihm nicht an Tiefe.