Viele kleine Flughäfen müssen ums Überleben kämpfen. Experten fordern eine Flurbereinigung. Dem stehen aber regionale Interessen entgegen.

Familie, Bildung, Soziales : Michael Trauthig (rau)

Kassel - Flughäfen in der Provinz können Schnäppchen sein: Nur ein Euro hat der Deutsch-Ägypter Mohamad Rady Amar zu Jahresbeginn berappt, um den Landeplatz in Lübeck zu übernehmen und so dessen Zukunft zumindest vorerst zu sichern. Der symbolische Preis, der freilich mit der Zusage kräftiger Investitionen im Gegenzug für weitere öffentliche Zuschüsse verbunden ist, veranschaulicht gut die schwierige Lage der Regionalflughäfen. Lübeck war einst Fliegerhorst der Luftwaffe. Der Platz legte zunächst stark an Passagieren zu, seitdem der Billigflieger Ryanair dort erstmals im Jahr 2000 abhob. Dennoch kam man nicht aus den roten Zahlen heraus. Das Defizit blieb letztlich an der Stadt und damit am Steuerzahler hängen.

 

Passagierzahlen gehen zurück

Der neue Investor soll bessere Zeiten bringen. Doch die Hoffnung könnte trügen. Denn zum einen ist fraglich, ob das Verkehrsaufkommen so zulegt wie einst prognostiziert. Statt nach oben geht es jedenfalls vorerst nach unten. Die Passagierzahlen sind im Januar/Februar auch infolge der Eurokrise deutschlandweit um 3,9 Prozent eingebrochen. Das Frachtvolumen sank im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls. Zum anderen gibt es bei den Regionalflughäfen wie Zweibrücken oder Rostock nach Einschätzung von Experten längst Überkapazitäten. Häufig werde dort unprofitabel gearbeitet, auch weil sich die Landeplätze Konkurrenz machten. Von den Airlines ließen sich oft keine Entgelte mehr erzielen, die die Kosten der Flughäfen deckten, erklärt Ralph Beisel von der Arbeitsgemeinschaft der Verkehrsflughäfen. Er erwartet, dass von den 22 als international klassifizierten Verkehrsflughäfen Deutschlands 2013 nur eine Handvoll Gewinne erzielt. Dabei sind kleinere Anlagen wie der in Schwierigkeiten steckende Black Forest Airport Lahr noch gar nicht berücksichtigt.

Mainz rettet Flughafen vor der Pleite

Fachleute plädieren daher schon länger für eine Flurbereinigung. Doch einer sinnvollen Gesamtstrategie stehen zuweilen der Föderalismus und regionale Eigeninteressen entgegen. Rheinland-Pfalz etwa musste jetzt per Nachtragsetat den Flughafen Hahn mit hohen Darlehen vor der Pleite retten. Und selbst Hessen rechnet für Kassel-Calden frühestens in fünf Jahren mit einer schwarzen Null. Da scheint Lübeck für den Moment weiter. Gestern startete Ryanair dort mit Flügen nach Porto.