Die Kleine Tierschau feiert nach 30 Jahren auf dem Stuttgarter Marienplatz. Die Premiere zum Jubiläum fand am Donnerstag statt.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Stuttgart - Und es war Sommer. Nicht das erste Mal im Leben, aber irgendwie hat es sich wie das erste Mal seit langer Zeit angefühlt. Denn es kam, wie es kommen musste: Am bisher heißesten Tag dieses Sommers feierte die Kleine Tierschau ihre Premiere auf dem Marienplatz. Im Zirkuszelt. Heißt: es war heiß. So heiß, dass der stets zu Scherzen aufgelegte und unter zahlreichen Kostümschichten schwitzende Michael Gaedt das Publikum nach der Pause begrüßte mit: "Ich hoffe, Sie haben sich draußen ein bisschen aufwärmen können."

 

Und nach der Show sagte sein Kollege Michael Schulig, der im Ostalbtigerfell durch die Manege turnte: "Wir wollten schon immer mal in der Sauna auftreten."

Eine neue Erfahrung also auch für die Kleine Tierschau, die in ihren 30 Jahren ja schon so gut wie überall aufgetreten ist: von vor 8200 Zuschauern in der Schleyerhalle bis hin zu zehn Leuten im Wohnzimmer im Namen ihres Sponsors Stuttgarter Hofbräu. Auch der Marketingleiter Martin Alber hat die ursprünglich drei - Ernst Mantel ließ sich auch bei der Zeltpremiere nicht blicken - schon in allen möglichen Zusammenhängen gesehen und freute sich nun über die Belebung dieses "ein bisschen tristen Platzes". Wie eigentlich alle.

Freikarten ein cleverer Schachzug

Neidvoll könnte man fragen: Es gibt doch noch andere Plätze in Stuttgart, könnte man zum Beispiel nicht auch mal den Schlossplatz bespaßen? Spaß beiseite: im Vorfeld hatte es einige Irritationen rund um das dreiwöchige Gastspiel auf dem Marienplatz gegeben. Der Bezirksbeirat Süd konnte sich auf einmal nicht mehr dran erinnern, dass zum Konzept auch ein Biergarten gehört, der schon von 11 Uhr an geöffnet hat - und das bis 24 Uhr.

Was sollen nur die Nachbarn und die angrenzenden Gastronome sagen?! Ja, was sagen sie denn? Sie begrüßen das Leben auf dem Platz und sehen keine Probleme. Nicht die Geschäftsführerin vom Café Kaiserbau, Martina Schneider  und nicht Marion Pietro vom Eiscafé La Luna. Im Gegenteil. Ein "Urlaubsort Stuttgart" sei entstanden - auch durch die Kleine Tierschau.

Ein cleverer Schachzug war sicherlich auch, dass für die Vorpremiere Freikarten an die ganze Nachbarschaft verteilt worden waren. An die 300 waren gekommen - und viele wollen wiederkommen, wie der Tierschau-Manager Arne Beyer berichtet. Letztlich sei das alles aber dem Engagement der Stadt und gleich drei Bürgermeistern zu verdanken. Und der oberste hat  dann gerne die Premiere besucht: Opa Schuster, Pardon, OB Schuster.

Schuster ohne Angst vor Tieren

Aber Wolfgang und Stefanie Schuster sind tatsächlich Großeltern geworden, und das gleich doppelt. Vor zwei beziehungsweise zweieinhalb Wochen haben die beiden Töchter Nachwuchs bekommen, weswegen Frau Schuster stand-by blieb, derweil ihr Mann am Starnberger See war. Aber wenigstens ein paar gemeinsame Tage im Kleinwalsertal solle es noch geben, ehe wieder die Pflicht ruft.

Der Ruf als "Freiwilliger" der Kleinen Tierschau hat den OB nicht ereilt, obwohl er mutig sagte: "Man kann davon ausgehen, dass das alle überlebt haben." Und Angst vor Tieren hat Schuster auch nicht: Zielstrebig lief er vor der Show auf Blümchen und Rosilla zu, um sie im Zaum zu halten - selbst auf die Gefahr hin, fortan als oberster Kameltreiber der Stadt tituliert zu werden.

Die Premierengäste der besonderen Art sind Dromedare vom Kamelhof Rotfelden. Aber auch ohne diese beiden Schmuckstücke präsentiert sich der Marienplatz derzeit von seiner schönsten Seite. Ralph Benda zeigt sich zufrieden: Schon Stunden vorher, während und nach der Show war sein Biergarten gut besucht - wie auch Kaiserbau und La Luna. Niemand tut dem anderen weh. Und es ist Sommer. Sommer in der City.