Der Konzernumbau ist fast beendet. Das zweitgrößte deutsche Kreditinstitut gewinnt mehr Neukunden. will die Digitalisierung vorantreiben und so zu einer modernen Privatbank werden.

Frankfurt - Die beste Nachricht für die Aktionäre hatte sich Martin Zielke für das Ende seines Vortrags aufgespart. „Wir streben für das Geschäftsjahr 2018 die Zahlung einer Dividende an“, sagte der Vorstandschef der Commerzbank auf der Jahrespressekonferenz. Die Grundlage dafür sollen der Wegfall der Restrukturierungskosten, weitere Neukunden und ein solides Geschäft mit dem Mittelstand bilden. Bei den Anteilseignern kam diese Botschaft gut an.

 

Während die Deutsche Bank nach der Bekanntgabe des dritten Verlustes in Folge in der vergangenen Woche noch Kursrückgänge notieren musste, legte die Commerzbank-Aktie gestern zu, in der Spitze ging es fünf Prozent nach oben. Dabei dürfte eine Dividende, wenn sie denn überhaupt zahlbar sein wird, auf keinen Fall üppig ausfallen. „Perspektivisch wollen wir 30 bis 40 Prozent des Ergebnisses an unsere Anteilseigner weitergeben“, sagte Zielke. Bei den 156 Millionen Euro, die für 2017 als Jahresüberschuss übrig geblieben sind, ist das angesichts der großen Zahl an Aktien, die durch mehrere Kapitalerhöhungen entstanden ist, nicht gerade viel. Zuletzt hatte die Commerzbank für 2015 eine Dividende von 20 Cent je Aktie ausgeschüttet – die einzige Gewinnausschüttung seit der Finanzkrise.

Den Gewinnrückgang um fast 50 Prozent erklärte Finanzvorstand Stephan Engels vor allem mit den hohen Kosten für den Konzernumbau, dem am Ende gut 7000 Stellen zum Opfer fallen werden und der die Bank im vergangenen Jahr noch einmal rund 808 Millionen Euro gekostet hat. Bis 2020 soll die Zahl der Vollzeitstellen auf 36 000 sinken, bekräftigte Zielke die bisherigen Pläne. Um dennoch die steigende Zahl an Kunden weiterhin ordentlich versorgen zu können, setzt die Bank vor allem auf die Digitalisierung. „Das beste Mittel gegen das negative Zinsumfeld heißt Wachstum“, sagte Zielke. Bis 2020 will die Commerzbank 14 Millionen Privatkunden in Deutschland haben, zwei Millionen mehr als 2016. Bis Ende 2017 hatte sie auch dank der Übernahme des Online-Brokers OnVista 639 000 Neukunden begrüßen können.

Dass es trotz der hohen Kosten 2017 doch zu einem Gewinn reichte, hat die Bank mehreren Sondererträgen zu verdanken – insbesondere aus dem Verkauf der Zentrale in Frankfurt. Insgesamt steuerten Sondereffekte gut eine halbe Milliarde Euro zum Ergebnis bei. Die Erträge vor Risikovorsorge gingen von 9,4 Milliarden Euro auf 9,16 Milliarden Euro zurück. „Wir haben 2017 in Wachstum, Digitalisierung und Regulatorik investiert und unsere Kosten dabei stabil gehalten “, erklärte Finanzvorstand Engels.

Das Thema Altlasten aus der Zeit vor der Finanzkrise will die Commerzbank möglichst bald endgültig abhaken. Eine Änderung der Bilanzregeln will Finanzchef Engels nutzen, um die problematischen Schiffskredite schneller aus den Büchern zu bekommen. „Wir denken, dass wir nun das Tempo noch einmal erhöhen und unsere Schiffsfinanzierungen vor dem ursprünglichen Ziel 2020 nahezu vollständig abbauen können“, sagte Engels.