Für 950 000 Euro wird der denkmalgeschützte Kleine Kursaal saniert. Der Betrieb kann ohne Einschränkungen weitergehen. Auf die Reparatur des Aufzugs müssen die Besucher aber warten.

Bad Cannstatt - Es ist fast schon zwei Jahre her: Im Herbst 2016 bemerkten städtische Mitarbeiter am Kleinen Kursaal etliche Risse und Abblätterungen im Wandverputz des Fassadenbereichs. Zudem gab es im Obergeschoss Schäden an der Decke. Fraglos handelte es sich um einen Wasserschaden, aber wo und in welchem Umfang das genau in den Dachstuhl eingedrungen war, blieb lange unklar. Aus Sicherheitsgründen wurden deshalb Teile des Gebäudes gesichert, vor allem im Bereich des viel besuchten Biergartens. Das einzig Positive: Statiker gaben schließlich grünes Licht, der Veranstaltungsbetrieb im Kleinen Kursaal konnte weiter gehen. Auch die Gastronomie war – bis auf den weniger schönen Anblick eines Gerüstes – nicht beeinträchtigt.

 

Dann starteten umfangreiche Untersuchungen, wobei sich herausstellte, dass das eingedrungene Wasser bereits Pilzbefall und Schimmelbildung in der Holzkonstruktion des Dachstuhls verursacht hatte. Das tatsächliche Ausmaß des Schadens war lange offen. Erst ein halbes Jahr später stand fest: Der Kleine Kursaal benötigt ein komplett neues Dach. Die Kosten wurden auf 950 000 Euro beziffert.

Es gibt keine Konstruktionspläne mehr

Nach Ende der Freiluftsaison sollte die Sanierung beginnen, allerdings stellten sowohl die Mitarbeiter beim Hochbauamt, wie auch die Kollegen beim Liegenschaftsamt mit Erstaunen fest: Vom Kleinen Kursaal gibt es keine Konstruktionspläne mehr. Ein exakter Sanierungsplan war laut Liegenschaftsamt deshalb sehr aufwendig zu erarbeiten. Auch die Abstimmung mit dem Denkmalschutz, Bauphysikern, Statikern, Gutachtern waren komplex und hatten Auswirkungen auf den Zeitplan. Schlussendlich musste das Sanierungsvorhaben auch noch öffentlich ausgeschrieben werden. All das war 2017 nicht mehr zu stemmen – das Projekt wurde daher um ein Jahr verschoben.

Nun endlich geht es los. „Im September sollen Teile des Kleinen Kursaals wieder eingerüstet werden“, sagt Alexandra Fandel, beim Bezirksamt für die Betreuung des denkmalgeschützten Ensembles zuständig. Wann die eigentliche Sanierung beginnen wird, stehe noch nicht fest. „Allerdings schon so schnell wie möglich“, so Alexandra Fandel. Denn das Maßnahmenpaket habe gerade einmal sechs Monate Zeit. Das heißt, es muss auch über die Wintermonate gearbeitet werden. Denn mit Beginn der Freiluftsaison 2019 soll das neue Dach fertig sein.

Aufzug seit Jahresbeginn außer Betrieb

„Der Kursaalbetrieb ist insgesamt in keiner Weise eingeschränkt“, so Fandel. Wenn man einmal davon absieht, dass der Aufzug an der Außenwand immer noch nicht repariert ist. Mittlerweile ist die gläserne Konstruktion fast schon das gesamte Jahr außer Betrieb. „Nur wenn uns ein Verein dringend darum bittet, setzen wir einen Servicetechniker ein, der den Aufzug während der Veranstaltung bedient“, so die Kursaal-Betreuerin. Die Gefahr, dass bei den augenblicklichen heißen Temperaturen ein Benutzer in dem gläsernen Fahrstuhl stecken bleibt und vielleicht eine Stunde warten muss, bis er befreit wird, sei viel zu groß.

Doch warum ist der Aufzug, der 2007 eingebaut wurde, eigentlich immer noch nicht repariert? Schon vor Monaten hatte Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler eine Spezialfirma damit beauftragt. „Doch der Aufzug benötigt eine komplett neue Steuerung“, erklärt Fandel. Die Teile dafür liegen jedoch nicht in einem Regal, sondern müssen extra hergestellt werden. Und das dauert nun einmal. „Glasaufzüge sind immer komplizierter“, so Fandel, die sich die Problematik einmal von einem Techniker der Spezialfirma hat erklären lassen. Sie seien vor allem sehr viel sensibler, was Temperaturschwankungen angeht. „Ich kenne das Problem vom Esslinger Bahnhof.“ Der Aufzug dort würde öfter stehen bleiben, als Personen zu den Bahnsteigen zu transportieren. Fandel: „Wir hoffen jetzt, dass unser Aufzug in den kommenden Wochen repariert werden kann.“