Das Kleine Kaufhaus an der Korntaler Straße feiert Geburtstag. Dort ist der Kunde noch König. Gespendete Waren erhält das Kaufhaus genügend, doch ehrenamtliche Helfer werden gesucht.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Strammheim - Für Mario De Vincenza ist jeder Kunde ein König. „Man muss jeden Kunden pflegen“, sagt er. „Bei uns kaufen Leute aus allen gesellschaftlichen Schichten, und ich behandle alle gleich gut.“ Auf Laufkundschaft allein könnten sich er und seine Kollegen nicht verlassen. De Vincenza arbeitet im „Kleinen Kaufhaus“ an der Korntaler Straße 51 – einem Sozialprojekt der Neuen Arbeit.

 

Vom Blumenladen zu einem Sozialkaufhaus

Initiiert wurde das Projekt vor gut fünf Jahren von Stadträtin Judith Vowinkel (SPD) und Erika Schittenhelm. Ein leer stehender Blumenladen sollte nicht länger leer stehen. „Wir wollten erst einen Tafelladen eröffnen, das haben wir aber wieder verworfen“, erinnert sich Judith Vowinkel. Zu groß sei die Konkurrenz durch die Supermärkte. Die beiden Stammheimerinnen holten das Sozialunternehmen Neue Arbeit mit ins Boot. Gemeinsam einigte man sich auf ein Konzept: ein Sozialkaufhaus, in dem Langzeitarbeitslose und Ehrenamtliche arbeiten und in dem sowohl Neu- als auch Gebrauchtwaren angeboten werden. „Wir wussten nicht, ob’s in Stammheim läuft – wir sind ja hier kein sozialer Brennpunkt.“ Es lief. Allerdings nicht gleich so wie gewünscht.

Jeans für zehn Euro, 30 % Rabatt für Bedürftige

„Anfangs wollten wir in den Räumen auch Konzerte und Lesungen veranstalten“, sagt Erika Schittenhelm. Auch ein Café, Kuchenverkauf und ein PC-Arbeitsplatz für das Schreiben von Bewerbungen war angedacht. „Es hat sich aber schnell gezeigt, dass hierfür der Platz fehlt“, sagt Erika Schittenhelm. Also wurde umgemodelt. Übrig geblieben sind nur die Kaffeemaschine und ein möglichst großes Sortiment an Waren, wie Projektleiterin Manuela Schilling erklärt: „Nach drei Jahren haben wir umgebaut, um so viel Ware wie möglich zu präsentieren. „Wir brauchen mehr Auswahl als andere Läden, die vielleicht von einer Hose zehn verschiedene Größen da haben. Das gibt es so bei uns nicht.“ Dafür gibt es eine große Palette an verschiedensten Produkten im Sortiment: Angefangen von Socken, Hosen, Kleidern, Pullis und Blusen über neue Unterwäsche, Jacken und Mäntel. Aber auch Haushaltsartikel wie Teller, Tassen und Besteck stehen zum Verkauf. Wer Spiele und Bücher sucht, kann ebenfalls fündig werden. „Die Preisspanne reicht bei uns von zehn Cent bis vielleicht 150 Euro für eine gut erhaltene Lederjacke.“ Jeans für 10 Euro? Kein Problem im Kleinen Kaufhaus. Wer nachweisen kann, dass er bedürftig ist, erhält einen Preisnachlass von 30 Prozent.

Bei fast allen Waren handelt es sich um Spenden. „Die Spendenfreudigkeit der Stammheimer ist groß“, freut sich Manuela Schilling. Manche brächten die gut erhaltenen Sachen selbst vorbei. „Falls gewünscht, holen wir die Ware auch bei den Leuten zuhause ab – ein Anruf genügt.“