Auf dem Gelände der Fromannkaserne soll Gewerbe angesiedelt werden. Die Kleingartenkolonie wird

Ludwigsburg - Das Gewerbegebiet Waldäcker in der Weststadt ist heiß begehrt. Ganz rasch haben sich Firmen wie Beru oder Hahn und Kolb große Flächen gesichert. Das hat der Stadt Appetit auf mehr gemacht. Darum ist jetzt ein fünf Hektar großes Areal an der Ecke Schwieberdinger- und Schlieffenstraße in den Fokus geraten: die sogenannte Fromannkaserne. Doch dort pflegen seit 1946 Kleingärtner ihre Parzellen. Die Stadt möchte sie umsiedeln und will deshalb jetzt vorsorglich Grundstücke am Römerhügel erwerben.

 

Der Wirtschaftsausschuss hat dem Flächenankauf in nichtöffentlicher Sitzung zugestimmt. „Von einem Tausch war nicht die Rede“, sagt der SPD-Stadtrat Eckart Bohn. Tatsächlich aber wird schon seit einigen Jahren über eine Umsiedlung der 150 Stücklesbesitzer nachgedacht . „Es tut mir leid für die Kleingärtner, nach so vielen Jahren trennt man sich sicher nicht gerne“, sagt Roland Glasbrenner (Freie Wähler). Nach Abwägung von Vor- und Nachteilen aber sei es folgerichtig, den Laubenpiepern Land am Römerhügel zu überlassen und in Autobahnnähe weiteres Gewerbe anzusiedeln.

FDP und Grüne fordern mehr Platz für Kleingärtner

Auch die Christ- und die Freidemokraten haben dem ersten Schritt in diese Richtung zugestimmt. Allerdings wünscht sich die FDP, ähnlich wie die Grünen, dass noch weitere Flächen für die Kleingärtner ausgewiesen werden. Zum einen soll mehr Platz für die Naherholung geschaffen werden, zum anderen stehen mehr als 300 Bewerber auf der Warteliste des Kleingartenvereins. Das Gelände am Römerhügel ist etwas größer, böte aber auch nur Platz für 30 zusätzliche Parzellen.

Werner Hillenbrand (Linke) lehnt das Projekt ab. Er verweist darauf, dass mit einer Bebauung der Fromannkaserne eine wichtige Frischluftschneise für die Stadt blockiert werde. Eine Klage, die auch bei Versammlungen des Bürgervereins Weststadt immer wieder zu hören ist. Nach Ansicht von Rosina Kopf (CDU) ist das kein unüberwindliches Hindernis. Auch sie möchte die Klimazone retten – aber mit oder trotz Gewerbe.

„Ein Nullsummenspiel“

Während Hillenbrand die Bauabsichten der Firma Hahn und Kolb als abschreckendes Beispiel bemüht – das Unternehmen will im Gebiet Waldäcker I ein 36 Meter hohes Gebäude errichten – meint Kopf, das ließe sich mit einem entsprechenden Baubeschluss verhindern. Hillenbrand ärgert sich auch darüber, dass kein ökonomischer Zugewinn zu erwarten sei. Denn die Verwaltung will die Kosten für den Flächenkauf am Römerhügel über die Ausweisung eines Neubaugebiets wieder hereinholen. Im aktuellen Etat sind bereits 500 000 Euro für den Grunderwerb vorgesehen, mittelfristig sind 335 000 Euro eingestellt. Nach Ansicht von Hillenbrand ist das „ein Nullsummenspiel“.

Glasbrenner stört vielmehr das beabsichtigte Nebeneinander von Wohnsiedlung und Schrebergärten. Damit seien nicht nur Probleme mit Parkplätzen programmiert, das passe auch schlicht nicht zusammen. „Man sollte auch nicht gleich wieder mit Einschränkungen für die Bewohner an die Sache herangehen“, sagt der Freie-Wähler-Stadtrat.

Übersicht über Gewerbeansiedlung soll vorgelegt werden

Mit einer Umsiedlung der Kleingärtner sei frühestens in zwei bis drei Jahren zu rechnen, sagt Bernd Hornung, der Leiter Fachbereich Liegenschaften. Demnächst will er im Gemeinderat eine Übersicht vorlegen, die zeigt, wo noch Gewerbe angesiedelt werden kann. Die Ludwigsburger Markung sei zwar relativ klein, aber einige wenige Flächen könnten noch neu ausgewiesen werden. Das Gelände an der Fromannkaserne sei nur eine davon.