Kleinkunstpreis Baden-Württemberg Einem Mann widerfahren Tragödien
Wobei – und das ist der Trick – Roland Baischs preiswürdigste Eigenschaft vielleicht gerade darin besteht, eben nicht bloß Kasperle zu sein: Er hat beispielsweise vor ein paar Jahren ein Lied namens „Luxusfrau“ geschrieben, das lustig ist, okay, aber daneben ist es umwerfend klug, und es beschreibt beiläufig tiefgründig ein paar der entscheidenden Tragödien, die einem Mann so widerfahren können: „Du bist eine Luxusfrau / und ich bin eine arme Sau.“ Oder er hat, anderes Beispiel, vor ein paar Jahren mal „Wichita Lineman“ aufgenommen, einen anrührenden Countrysong, den Jimmy Webb Ende der Sechziger geschrieben hat, und an dessen stimmiger Interpretation sich diverse Granden des Pop und des Country gleichermaßen versucht haben. Eine der besten Versionen stammt von Roland Baisch, obwohl er nie als Telefonelektriker gearbeitet hat, sondern bloß mal in einer Sitcom einen Vater spielte, während seine Schauspielerkollegen dauernd mit ihren Managern telefonierten.
Auch Roland Baischs Melancholie kommt immer höchst unterhaltsam daher: „Ich würde mir manchmal wünschen, ich wäre ein Spezialist und könnte Eines, und das richtig, bekennt der Mann, der die Baden-Württembergische Kleinkunstpreis-Jury gerade mit seiner „künstlerischen Bandbreite“ überzeugt hat. Von all seinen Instrumenten, erzählt er, spiele er das Saxofon am Besten. Aber das kommt in seinen Programmen praktisch nie vor. Dafür umso mehr Gitarre: „Da übe ich viel. Da bin ich nicht so genial.“
Die erste eigene Gruppe war das Scherbentheater
Roland Baisch, der auch mal Gagschreiber bei Harald Schmidt war, als der noch als Ikone der ironischen Abendunterhaltung galt, der aber diesen Job nicht lange behielt, ist gut darin, den Showbusiness-Traum von der richtigen Zeit am richtigen Ort für sich selbst zu interpretieren: „Ich war dabei, als die Dinge passiert sind, aber ich hab mich immer davon ferngehalten, weil ich dachte, da gehöre ich nicht hin.“
Als Baisch jung war, trampte er zum Extremclown Jango Edwards nach Amsterdam und gründete bald darauf seine erste eigene Gruppe, das Scherbentheater. Dann machte er dies und das. „Ehrgeizige Menschen sind mir zuwider“, sagt er auch Jahrzehnte später. Trotzdem will er jetzt noch mal durchstarten, mit Haltung, aber ohne sich zu wichtig zu nehmen. Die Alternative: „Ich war schon kurz davor, alles hinzuschmeißen. Dann hätt ich mich wahrscheinlich in ein Häusle in der Bretagne zurückgezogen. Aber dort wäre ich nicht glücklich. Dann ich merke immer mehr, dass ich glücklich auf der Bühne bin.“
Unsere Empfehlung für Sie

Elisabeth Kabateks Kolumne Es fehlt: die richtige Demo
Warum geht eigentlich niemand gegen die wirklichen Verfehlungen im Kampf gegen die Coronapandemie auf die Straße? Das fragt sich wohl nicht nur unsere Kolumnistin Elisabeth Kabatek.

Digitale Premiere von Die Tanzkompanie Inklusiver Blick auf den Tanz
Sieben Einzelstücke mit Profitänzerinnen mit Handicap feiern in Grégory Darcys inklusiver Tanzkompanie digitale Premiere.

Helen McCrory Schauspielerin aus „Harry Potter“-Filmen ist tot
Fans von Harry Potter kennen Helen McCrory als Mutter der Malfoy-Familie. Doch die britische Schauspielerin verkörperte etliche weitere Rollen. Nun ist sie mit nur 52 Jahren an Krebs gestorben.

Igor Levits „Hauskonzert“ „Aus Ihnen wird ja doch nur ein Dirigent“
Der Journalist Florian Zinnecker hat ein Buch über den und mit dem Pianisten Igor Levit geschrieben. „Hauskonzert“ behauptet kess, dass der Künstler und der Twitter-Aktivist sehr wohl zusammenpassen.

Arte-Abend zu Warren Beatty Liebhaber, Querkopf und Zauderer
Warren Beatty, 84, hatte eine der seltsamsten Karrieren in Hollywood. Arte porträtiert ihn und zeigt „Bonnie und Clyde“. In einer Bildergalerie umreißen wir dazu Warren Beattys Werk.

Gauthier Dance: „Dying Swans“ im Gratisstream Große Tanzdramen in drei Minuten
64 Künstlern gibt Eric Gauthier mit seinem „The Dying Swans Project“ in der Coronapandemie eine Perspektive. Am 16. April gehen die 16 Kurzfilme online. Wir haben schon reingeschaut.