Der Kabarettist Georg Schramm bereitet CDU-VIPs einen ungemütlichen Abend. Als Kunstfigur Dombrowski nimmt er die Gäste aufs Korn.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Rust - Man sollte vor Ende einer Preisverleihung keine Pressemitteilung verschicken. Friedhelm Repnik, ehemaliger Sozialminister, danach Chef der landeseigenen Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg, laut Wikipedia-Eintrag ein Politiker mit einem "spröden Charme, der im Verlaufe abendlicher Feierlichkeiten ausgeprägter Fröhlichkeit weichen kann", wird sich wohl noch eine Weile grämen über seine Leichtfertigkeit.

 

"Besonders freue ich mich über die Vergabe des Lotto-Ehrenpreises an Georg Schramm", heißt es in der vor der Verleihung der Kleinkunstpreise 2011 verteilten Pressemitteilung. Lotto-Chef Repnik und Staatsminister Helmut Rau, beide gestandene CDU-Männer, hätten es ahnen können. Wenn man Georg Schramm nicht nur ehrt, sondern auch reden lässt, bekommt man erstklassiges Kabarett. In seiner Kunstfigur "Lothar Dombrowski" kann das auch mal grob ausfallen. Der stets zornige Preuße mit der schwarzen Lederhand hatte keine Lust, im südbadischen Rummelparadies Europa-Park den Pausenclown zu spielen. Bevor die 300 Festgäste zum Spargel greifen durften, schickte er sie durch Achter- und Geisterbahn zugleich und verschonte auch den Preisgeldspender nicht. "Die Lottogesellschaft ist eine Einrichtung von unschätzbarem Wert. Was hätte jemand wie Herr Repnik sonst machen können?" Nach dem Regierungswechsel werde es wohl weitere und teure "Endlager für abgebrannte Politiker" geben. "Sie werden wohl demnächst bei der DLRG Reden halten müssen", bekam Nochstaatsminister Rau zu hören. "Eine Regierung, die nicht in der Lage ist, einen Pflasterstein von einer Kastanie zu unterscheiden, hat nichts anderes verdient, als in den Orkus der Bedeutungslosigkeit gestoßen zu werden."

Zuschauer fordern Rückgabe der Auszeichnung

Das war zu viel. Aus der ersten Reihe wurden "Arschloch" und Aufhörenrufe laut. "Das war kein Kabarett, das war Klassenkampf", zischte Europa-Park-Chef Roland Mack. "Unglaublich, charakterlos, Sauerei", assistierte Gattin Marianne. Doch während die erste Reihe pöbelte, jubelten die hinteren Ränge. "Der Zorn ist wichtig für eine Gesellschaft", wies Schramm die Anwürfe zurück. Diese Gelegenheit, den anwesenden Großkopfeten die Meinung zu geigen, habe er sich nicht entgehen lassen. "Die Dramaturgie sei ihm aber ein wenig entglitten", räumte er ein. Er hätte früher aufhören sollen, als die Prominenz in den Spiegel geschaut und erstarrt sei und bevor sie anfangen konnte, zu keifen. Zurücknehmen will er nichts.

Schramm stiftet Preisgeld

Den Hinweis der peinlich berührten Gastgeber, er solle den Preis samt 5000 Euro zurückgeben oder wenigstens stiften, hätte es nicht gebraucht. Schramm stiftet Preisgelder immer, meist an Medico International für Flüchtlingshilfe. "Die Lotto-Förderung hat Wirkung gezeigt und der Kleinkunstpreis ungeheuer an Bedeutung gewonnen", steht in der Pressemappe.

Die Hauptpreise erhielten die großartigen Musikakrobaten Gogol und Mäx aus Staufen im Breisgau, der Komiker Nils Heinrich aus Stuttgart und der Kabarettist Jess Jochimsen aus Freiburg. Der Hohenloher Michael Krebs und der Bayer Stefan Waghubinger bekamen Förderpreise.