Die Vaihinger Kleintierzüchter sind einer der zehn ältesten Vereine im Stadtbezirk.
Stuttgart-Vaihingen - Als der Kleintierzuchtverein Vaihingen sein 100-jähriges Bestehen feierte, war die Österfeldhalle voll. „Wir haben vier Stunden lang Programm gemacht“, sagt Richard Lung. Es ist ein Ereignis, an das sich der Vorsitzende gern erinnert. „Das Fest hat viel Energie und viel Kraft gekostet. Aber so etwas kann einem niemand mehr nehmen“, sagt Lung.
Doch eigentlich steht für ihn das Feiern nicht im Vordergrund. Ihm ist es wichtig, dass die Vaihinger Kleintierzüchter kein „Sommerfest-Verein“ werden. Der in der Satzung definierte Vereinszweck – das Züchten von Kaninchen, Tauben und Hühnern – müsse im Vordergrund stehen, sagt Lung. Er weiß sehr wohl, dass es schwer ist, in der heutigen Zeit an diesem Anspruch festzuhalten. Denn junge Menschen lassen sich kaum noch für die Kleintierzucht begeistern. Viele würden sich davor scheuen, Verantwortung für ein Tier zu übernehmen. Schließlich könne man ein Kaninchen nicht wie einen Tennisschläger in die Ecke stellen, wenn man gerade keine Lust auf dieses Hobby habe. Hinzu komme eine Tendenz, die Tiere zu vermenschlichen. So habe sich manch ein Verein dem „Kaninhop“ hingegeben. Dabei werden Kaninchen dazu animiert, einen Hindernisparcours zu durchlaufen. Für Lung hat das nichts mehr mit Tierliebe und artgerechter Haltung zutun. Und: „Man wird so keinen einzigen neuen Züchter gewinnen“, sagt er.
Auf die Frage, wie er selbst zur Kleintierzucht gekommen sei, antwortet Lung mit einer kleinen Anekdote. Als Kind habe er von den Großeltern ein Kaninchen geschenkt bekommen. Als junger Erwachsener sei dieses Hobby weitgehend in Vergessenheit geraten. Doch als sein Sohn auf die Welt kam, habe er sich zurückerinnert, ein Kaninchen gekauft und einen Stall gebaut – zunächst ohne das Wissen seiner Frau, wie er schmunzelnd hinzufügt. Weil man so ein Hobby aber nur sinnvoll in einem Verein betreiben könne, sei er bald darauf den Vaihinger Kleintierzüchtern beigetreten.
Der Verein hat das Gelände von der Stadt gepachtet
Das war vor rund 30 Jahren. Seit 24 Jahren ist er der Vorsitzende. Lung hat sich darüber hinaus auch viel im Kreisverband engagiert. Es habe ihn viel Kraft gekostet, sagt Lung. Aber er sei von der Idee der Kleintierzucht überzeugt, und nur darum habe er die Energie aufbringen können. Besonders stolz ist Lung auf das Gelände der Vaihinger Kleintierzüchter. Das knapp 37 Ar große Areal befindet sich in unmittelbarer Nähe der Patch Baracks. Der Verein hat das Gelände von der Stadt gepachtet. Ursprünglich waren die Kleintierzüchter im „Unteren Grund“ beheimatet, wo heute das Parkhaus steht. Bis das Gelände Anfang der 90er-Jahre bebaut wurde.
Die Kleintierzüchter nahmen das zum Anlass, um auf ihrem neuen Gelände neu zu beginnen. Zwei Winter und einen Sommer lang haben sie gebaut. Entstanden sind zwölf Stallungen in sechs Häusern. Ende der 90er-Jahre ließen die Kleintierzüchter zudem das Vereinsheim bauen – von einer Baufirma. „Unsere eigenen Kapazitäten waren erschöpft“, sagt Lung. „Die Bebauung des neuen Vereinsgeländes war ein Kraftakt in jeder Hinsicht“, sagt Lung. Doch er ist überzeugt davon, dass die Sache die Mühe wert war. „Wir haben damit zukunftssicher geplant“, sagt Lung. Denn Fakt sei, dass langfristig nicht alle Kleintierzuchtvereine überleben werden, dass es aufgrund des Nachwuchsmangels Fusionen geben müsse. „Doch die Vaihinger Kleintierzüchter werden bestimmt auch noch ihr 125-Jahr-Jubiläum feiern können“, sagt Richard Lung.
Der Kleintierzuchtverein Vaihingen lädt am Sonntag, 2. Dezember, zur Kleintierschau in die Österfeldhalle an der Katzenbachstraße 27 ein. Von 11 bis 18 Uhr werden rund 100 Kaninchen, Tauben und Hühner gezeigt. Zudem gibt es eine Ausstellung mit geschnitzten Krippen. Der Eintritt zur Schau ist frei.
Kleintierzuchtverein Vaihingen:
Anschrift: Robert-Leicht-Straße 134 D, 70569 Stuttgart
Telefon: 68 23 84
Mail: r.lung@t-online.de
Vorsitzender: Richard Lung
Gründungsjahr: 1900
Mitgliederzahl: rund 50