Weil die Besucherzahlen immer weiter gesunken sind, wird es in Rohr künftig keine Kleintierschau mehr geben.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Stuttgart-Vaihingen - Die Kleintierschau im Oktober 2011 ist für die Züchter aus Rohr etwas Besonderes gewesen. Denn es war die 50. Veranstaltung in der Halle des TSV Rohr. Mittlerweile steht fest: auch die Kleintierschau im Jahr 2012 wird was Besonderes sein. Denn es ist die letzte.

 

„Das Interesse hat in den vergangenen Jahren deutlich nachgelassen“, sagt der Vereinsvorsitzende Bernhard Fiechtner. Er meint damit nicht das Engagement der Züchter, sondern das Publikum. „Wir haben schon seit Jahren keinen Eintritt mehr verlangt“, sagt Fiechtner. Dennoch seien die Menschen der Veranstaltung fern geblieben. In jüngster Zeit habe der Verein nicht einmal mehr seine Tombola-Gewinne losbekommen. Und auch die vielen selbst gebackenen Kuchen mussten von den Vereinsmitgliedern weitgehend selbst gegessen werden. „Wir haben fast schon draufgezahlt“, sagt Bernhard Fiechtner. Schließlich werde für die Halle des TSV Rohr auch Miete fällig.

Die Zahl der Züchter kann man an zwei Händen abzählen

Rote Zahlen bei einer Veranstaltung kann sich freilich kein Verein leisten. Darum haben die Rohrer Kleintierzüchter bereits im vergangenen Jahr die Reißleine gezogen und beschlossen, dass es künftig keine Kleintierschau mehr geben wird. „Das ist schade. Aber an uns hat es gewiss nicht gelegen“, sagt Fiechtner.

Für die Rohrer Kleintierzüchter bedeutet das freilich nicht, dass sie ihre Zuchterfolge künftig nicht mehr präsentieren werden. So beteilige sich der Verein beispielsweise an der schwäbischen Taubenschau in Steinenbronn, an der Taubenschau in Nürtingen und sogar an der Leipziger Europaschau. Doch freilich ist auch die Zahl der Züchter in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgegangen. „Wir haben derzeit noch rund 40 Mitglieder. Die Zahl der Züchter kann man aber an zwei Händen abzählen“, sagt Fiechtner.

Bei den benachbarten Kleintierzüchtervereinen in Vaihingen und Möhringen sieht die Lage ein wenig besser aus. Obgleich „die Tendenz überall die gleiche ist“, wie es Richard Lung, der Vorsitzende des Kleintierzuchtvereins Vaihingen, formuliert. Auch er beobachtet seit Jahren einen Zuschauerschwund. Bei der Jungtierschau im September sei man unter sich gewesen. Und so sei es eigentlich bei allen Veranstaltungen, die auf dem Vereinsgelände nahe der Patch Baracks stattfinden. „Ich fürchte, wir müssen bald Konsequenzen ziehen“, sagt Lung. Denn jede öffentliche Veranstaltung koste Geld – beispielsweise für die Preisrichter. Und in der Regel sei die Bewirtung bei solchen Veranstaltungen die einzige Möglichkeit, um dieses Geld zu erwirtschaften. Doch wenn niemand kommt, bleibe nun einmal die Kasse leer.

Dem Verein macht die Auflagen der Stadt zu schaffen

Bei ihrer Kleintierschau haben die Vaihinger Züchter die besseren Karten in der Hand. Denn die findet seit Jahren parallel zum Weihnachtsmarkt statt – und zwar in der zentral gelegenen Österfeldhalle. „So findet das Publikum leichter den Weg zu uns, und wir können uns über einen ganz guten Zuspruch freuen“, sagt Lung. Die Situation sei mit der seiner Kollegen in Rohr daher nicht vergleichbar.

Auch Stefan Brodbeck, der Pressebeauftragte der Kleintierzüchter in Möhringen, muss einräumen, dass die Besucherzahlen bei den Kleintierschauen rückläufig sind. „Aber wir werden die Veranstaltung halten – bis zum letzten Mann“, sagt Brodbeck. Bislang sei die Resonanz bei den Kleintierschauen im Rembrandtschulzentrum noch ganz gut. Viel mehr als das mangelnde Interesse des Publikums machten dem Verein die Auflagen der Stadt zu schaffen. „Die Gebühren steigen, und dieses Geld muss erwirtschaftet werden. Das macht es uns nicht leicht“, sagt Brodbeck.