Wenn der Musikverein Rutesheim seinen jährlichen Ausflug in den Kletterpark macht, sind Mut und Durchhaltevermögen gefragt.

Leonberg - Überall in den Bäumen tummeln sich rote Kletterhelme. Das Öffnen und Schließen der Karabiner erfüllt den Rutesheimer Wald mit ohrenbetäubendem Geklapper. Der Himmel ist an diesem Morgen voller grauer Wolken. Doch das stört die achtzehn jungen Kletterer des Rutesheimer Sommerferienprogramms nicht im Geringsten. Mutig bewältigen sie die verschiedenen Parcours und rauschen beinahe wie Tarzan an den langen Drahtseilen durch die Baumkronen.

 

Seit ungefähr zehn Jahren initiiert der Musikverein Rutesheim beim jährlichen Sommerferienprogramm den Ausflug in den Klettergarten auf der Steige. „Seinen Anfang nahm das, weil der Kletterpark damals ganz neu gebaut wurde“, sagt Thomas Walter, der die Kinder beim Klettern begleitet. Weil die Aktion so gut ankommt, bietet der Musikverein sie nun jedes Jahr aufs Neue an. „Beim letzten Mal war es ziemlich heiß. Da ist das Wetter heute, glaube ich, allen lieber“, sagt Thomas Walter. „Die Kinder sehen das sowieso immer entspannter als wir Erwachsenen.“ Ob denn die Betreuer beim Klettern ebenfalls solchen Spaß beim Klettern haben? „Mir ja, aber ich glaube, damit bin ich der Einzige“, sagt er lachend. Auch Jaqueline Kugel und Julia Philippin, die die Aktion ebenfalls begleiten, erklimmen gemeinsam mit den Kindern eifrig die Bäume.

Eine ordentliche Anleitung ist wichtig

Doch bevor es hoch hinausgeht, erklärt Simon Kempf den jungen Teilnehmern erst einmal, wie sie sich in schwindelerregender Höhe korrekt sichern müssen. Er studiert Landschaftsentwicklung und ist parallel dazu schon seit der Gründung des Kletterparks dort tätig. „Ich zeige den Leuten aber nur, wie es funktioniert. Am Ende sind sie selbst dafür verantwortlich, ob sie sich richtig absichern“, erklärt er.

Ihm zufolge gibt es schon schwierige Stellen, an denen die Kletterer nicht übermütig werden dürften. „Doch meist sind die Kinder sogar fitter als Erwachsene und man muss sich da in der Regel keine großen Sorgen machen“, sagt Kempf.

Sobald der Übungsparcours beendet ist, ziehen die kleinen Kletterer ungeduldig los, um den Park unsicher zu machen. „Aber immer nur zu dritt auf eine Plattform!“, ermahnt sie ihr Betreuer. Brav halten sich die Kinder an die Regeln und haben schnell die besten Parcours auserkoren. „Den Tarzan! Ich will unbedingt nochmal den Tarzan!“, ruft ein Mädchen. Es wird hitzig diskutiert, ob der nächste Kletterpfad der türkisfarbene ist oder der mit dem großen Spinnennetz, in das man sich mutig hineinfallen lässt.

Lena, Jule und Zoey gefallen die Seilbahnen am besten. „Als ich das erste Mal hier im Kletterpark war, habe ich mich nicht getraut, da runterzufahren“, erzählt die neunjährige Zoey. „Aber heute schon. Die Lena hat mich nämlich einfach angeschubst!“ Beim Sommerferienprogramm machen die drei Mädchen auch noch an anderen Tagen mit. „Am Montag gehe ich noch zum Geländespiel“, sagt Lena. Sie kann sich nicht entscheiden, welcher Kletterparcours ihr am besten gefällt. „Ich mag einfach alle!“

Spaß wird hier groß geschrieben

Drei Stunden lang dürfen die Kinder im Klettergarten tun und lassen was sie wollen. Danach geht es zum gemeinsamen Grillen ins Musikerheim zurück. „Nach drei Stunden haben die meisten dann auch genug“, sagt Thomas Walter. Das sehen die Kinder anders: „Beeil dich, wir haben nicht mehr viel Zeit!“, hört man es schon um 12 Uhr durch den Wald rufen.

Phillip und Luca versuchen sich an einer Holzleiter. „Pass auf Phillip, die Stufe ist locker!“, warnt Luca seinen Freund. Schon zu spät. Die Stufe fällt aus ihrer Verankerung und Phillip hängt in der Luft. „Alles Bruchbude hier“, schimpft er im Spaß.

Er zieht sich an der nächsten Stufe hoch und lässt sich durch diesen kleinen Zwischenfall nicht stören – schließlich warten im Kletterpark noch unzählige Parcours darauf, gemeistert zu werden. Alles gut bei ihm da oben? „Sehr gut!“, ruft er, während er auf einem Gerüst aus Holzstäben balanciert und über das ganze Gesicht strahlt.