Nach Ansicht des Freiburger Politikwissenschaftlers Michael Wehner könnte sich die Klimabewegung radikalisieren. Grund dafür sei unter anderem das Wahlergebnis.

Stuttgart - Das Ergebnis der Bundestagswahl könnte nach Ansicht des Freiburger Politikwissenschaftlers Michael Wehner zu einer Radikalisierung der Klimabewegung führen. „Da ist viel Enttäuschung, dass die Grünen doch eher zu den Verlierern zu zählen sind“, sagte Wehner der dpa. „Gerade aufgrund dieser Frustration und Enttäuschung könnte das bei einigen auch zu einer gewissen Radikalisierung mit Straßenprotesten und Boykottaktionen führen.“ Statt einer großen Klimaerneuerung fürchteten sie eine „Kompromisskoalition“ und würden möglicherweise „den Gang verschärfen“.

 

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Das Thema Klimaschutz sei auch nach der Bundestagswahl und trotz des dritten Platzes der Grünen vor allem für jüngere Menschen keineswegs vom Tisch, sagte Wehner. „Das wird auch weiterhin den Generationenunterschied ausmachen, den wir auch bei dieser Wahl im Verhalten der jüngeren Wähler gesehen haben.“

Nach der Wahl erwartet Wehner ein schwere, aber nicht zwangsläufig überlange Koalitionsfindung mit besonderen Angeboten für die Grünen und die FDP. „CDU und SPD werden sicherlich alles daransetzen, FDP und Grüne zu überzeugen, dass eine Koalition unter ihrer Führung die Gewinnbringendere für die Parteien ist.“ Vor allem die CDU werde alles dafür tun, sich „strohhalmmäßig an der Regierung zu halten“, sagte Wehner. Tendenziell habe aber aufgrund des Wahlergebnisses und der Stimmung in der Bevölkerung die SPD leichte Vorteile.