Rund 250 Jugendliche haben sich am Freitag an der 14. Klimademo vor dem Stuttgarter Rathaus beteiligt. Unsere beiden Schülerpraktikantinnen Vanessa Neumann und Clara Frieß berichten darüber.

S-Mitte - „Die Erde schenkt uns Leben, was schenken wir ihr außer Müll?!“ Oder: „Make love not CO2“. Unzählige Plakate in dem Stil waren am Freitagvormittag vor dem Stuttgarter Rathaus zu sehen. Zum 14. Mal haben sich Stuttgarter Schülerinnen und Schüler an der weltweiten Aktion „Fridays for Future“ (Freitage für die Zukunft) auf dem Marktplatz beteiligt. Sie skandieren: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut.“

 

Ein Jugendlicher namens Nelson schreit ins Mikrofon: „Ich bin empört. Der Jugend wird immer Verantwortungslosigkeit vorgeworfen. Jetzt stehen wir hier und übernehmen Verantwortung. Wir machen jetzt Politik.“ Zum ersten Mal sind die Demonstranten nach der Kundgebung noch durch die Stadt gezogen und haben vor verschiedenen Schulen in der Innenstadt versucht, andere Schüler ebenfalls zum Streik aufzufordern. „Wir wollen den Schulen zeigen, dass es nichts bringt, den Streik zu verbieten“, ruft Nelson.

Streik statt Unterricht

Das Ziel der jugendlichen Demonstranten ist es, die Politiker endlich zum Handeln zu bewegen und mehr für den Umwelt- und Klimaschutz zu tun. Seit Wochen streiken deshalb Schülerinnen und Schüler jeden Freitag – immer während der Schulzeit. Die Initiative geht auf die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg zurück, die seit einigen Monaten freitags demonstrativ die Schule schwänzt, um auf die Umweltzerstörung aufmerksam zu machen.

Inzwischen hagelt es aber auch von vielen Seiten Kritik an den Schülerdemos, weil diese nicht außerhalb der Unterrichtszeiten stattfinden. Viele sehen aber genau dies als Druckmittel an und unterstützen das Engagement der Jugendlichen: „Der Klimawandel ist ein Thema, das uns alle betrifft“, sagt eine 77-jährige Mitdemonstrierende, die ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte. Jung und Alt müssten da zusammenhalten, findet die Dame. Denn: „Wenn wir das Klima nicht auf die Reihe bekommen, ist es bald zu spät“.

Dieser Meinung sind auch Vicky (13), Marte (12) und Josepha (13) von der Michael-Bauer-Schule. „Wir wollen nicht zuschauen, wie unsere Kinder später mal wegen des Klimawandels verrotten“, sagt Marte. Deswegen sei es ihnen auch wichtig, möglichst oft zu kommen.

Druck machen

Die Mädchen wollen noch mehr Schüler animieren, um die Teilnehmerzahlen weiter zu steigern. Nur durch den Druck könne die Klimapolitik in den Vordergrund rücken. Vor drei Wochen hatten sie es sogar auf knapp 1000 Teilnehmer in Stuttgart gebracht.

Doch wie sieht es mit dem Schuleschwänzen aus? Bestraft wurden die Schülerinnen von der MBS für ihren Streik nicht. „Uns ist es erlaubt, jeden zweiten Freitag zur Demonstration zu kommen“, sagt Marte. „Unser Lehrer findet es gut, dass wir uns für Themen wie Klimapolitik einsetzen.“ Deswegen werde auch ein Auge zugedrückt. An anderen Schulen wird das Streiken nicht geduldet. Dort müssen die Schüler beim Nachsitzen den verpassten Schulstoff nachholen. Manche Schulleiter drohen, die Fehlzeiten im Zeugnis zu vermerken.