Die Filder sind eine beliebte Wohnlage. Doch wie stark ist die Region künftig von den Folgen des Klimawandels betroffen? Eine Karte für Naturgefahren soll Immobilienbesitzern Orientierung bieten.

Filder - Extremwetter und damit einhergehende Schäden werden als Folge des fortschreitenden Klimawandels zunehmen. Damit private Immobilienkäufer die Risiken von Klimafolgen in ihre Entscheidung einfließen lassen können, hat das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) die Entwicklung eines Geoinformationssystems (GIS) in Auftrag gegeben. In Kooperation mit renommierten Forschungseinrichtungen erstellte das Institut für Immobilienökonomie (IIÖ) vor einigen Jahren eine bundesweite Naturgefahrenkarte. „GIS-ImmoRisk Naturgefahren“ soll Kaufinteressierten und Eigentümer helfen, die Gefährdungssituation von Immobilienstandorten einzuschätzen.

 

Im Wesentlichen liefert das GIS zwei Antworten: Erstens sensibilisiert es dafür, welche Naturgefahren an einem Standort jetzt vorherrschen und wie sie sich in Zukunft entwickeln. Zweitens gibt es die Möglichkeit – nach vorheriger kostenloser Registrierung – einen Objektsteckbrief anzufertigen. Per digitalem Fragebogen wird die Widerstandsfähigkeit einer Immobilie ermittelt. Gepaart mit den Ergebnissen aus der Gefährdungslage des Standorts erhält der Nutzer so ein Bild über zu erwartende Schäden, aber auch Hinweise zu Vorsorgemaßnahmen am Gebäude oder Möglichkeiten, sich besser zu versichern, beispielsweise mit einer Elementarschadenversicherung.

Risiken steigen laut der Modellierungen

Grundsätzlich prognostizieren die Modellierungen, dass die Risiken durch Extremwetterereignisse in den nächsten Jahrzehnten zunehmen werden. Ein Beispiel: Bestand bisher nur für Immobilienbesitzer in Hoch- und Mittelgebirgen ein mittleres bis hohes Risiko durch Sommergewitter mit besonders hohen Niederschlagsmengen in relativ kurzen Zeiträumen, so gilt das im Zeitraum 2021 bis 2050 für die meisten Teile Deutschlands – so auch für die Filder, denen ein mittleres Risiko für Starkregen zugeschrieben wird.

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Die charakteristische Schneelast ist auf den Fildern, wie auch bundesweit, zu vernachlässigen. Die Gefahr, dass Gebäude durch hohe Schneemassen Schaden nehmen, ist lediglich in den Hoch- und Mittelgebirgen groß. Anders sieht es bei den Winterstürmen aus, die zwischen September und April auftreten und die für rund 90 Prozent der Schäden an Immobilien verantwortlich sind: Für den Zeitraum 2021 bis 2050 weist die Karte auf den Filder ein mittleres bis erhöhtes Risiko aus. Im Hinblick auf Hagel gilt für die Filder die Faustformel: Je näher an der Schwäbischen Alb, desto größer ist die Gefahr für Schäden. Für diesen Wert hat das Karlsruher Institut für Technologie die durchschnittliche Anzahl von Hageltagen in den Monaten Juni bis August berechnet, in denen rund 90 Prozent aller schadensrelevanten Hagelereignisse auftreten.

Wie wahrscheinlich sind Erdbeben?

Auch bei der Gefahr durch Erdbeben verläuft eine Achse über die Filder. Während Rohr, Fasanenhof und der südliche Teil von Plieningen noch mit einer mittleren Gefährdung eingestuft wurden, weisen alle Stuttgarter Stadtteile nördlich dieser Linie eine geringe Gefährdung auf. Das einzige Gebiet in Deutschland, das eine hohe Gefährdung aufweist, ist übrigens rund um Albstadt auf der Schwäbischen Alb.

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Die globale Erwärmung wird laut den Modellierungen auch auf den Fildern immer mehr zu spüren sein. Verzeichneten die Klimatologen zwischen 1961 und 1990 in manchen Teilen der Filder gerade einmal zwei bis vier Tage pro Jahr, in denen die Maximaltemperatur mindestens 30 Grad Celsius betrug, so wird es den Berechnungen zufolge bis zum Ende des Jahrhunderts 24 bis 26 solcher Tage geben. Die zunehmende Hitze führt zu mehr Trockenheit, die wiederum das Risiko von Waldbränden erhöht. Aktuell beträgt die durchschnittliche Anzahl an Tagen mit einem kanadischen Fire Weather Index (FWI) von 4 oder 5 (die höchsten beiden Werte) im Zeitraum März bis Oktober auf den Fildern noch zwischen 24 und 30. Gegen Ende des Jahrhunderts werden es eher 36 bis 42 Tage sein.

Die Waldbrandgefahr steigt

Mit drei bis vier jährlichen Blitzeinschlägen pro Quadratkilometer gehören die Filder zu den gefährdetsten Gebieten Deutschlands. Gefahr besteht weniger für die Immobilien oder deren Bewohner, sondern für technische Geräte, die durch die Überspannung Schäden davontragen. Einzig die Gefahr, die durch Hochwasser ausgeht, hat das IIÖ nicht aufgenommen. Für Baden-Württemberg liefert die Landesanstalt für Umwelt den allgemeinen Zugriff auf ausgewählte Umweltdaten.