Solange die Autokonzerne kein Geld damit verdienen, bleiben alternative Kraftstoffe für Verbrennungsmotoren auf der Strecke, meint Wirtschaftsredakteur Alexander Del Regno.

Stuttgart - Lange haben Experten über die richtige Lösung für klimafreundliche Mobilität diskutiert. Mittlerweile hat sich aber bei vielen die Erkenntnis durchgesetzt, dass sowohl batterieelektrische Antriebe als auch erneuerbare Kraftstoffe für Verbrennungsmotoren entwickelt werden müssen: Reine E-Autos gelten als prädestiniert für den Stadtverkehr, synthetische Kraftstoffe – wie grüner Wasserstoff – für schwere Fahrzeuge und Lasten über weite Strecken. Insofern sind öffentlich geförderte Vorhaben wie in Wyhlen wichtig.

 

Bemühungen wirken halbherzig

Forschung und die Allgemeinheit können die Herausforderungen jedoch nicht allein stemmen – die Autoindustrie muss sich stärker engagieren. Zwar ist am Wyhlen-Projekt eine Daimler-Tochter beteiligt, zwar entwickelt Audi synthetische Kraftstoffe, aber gemessen an ihren Umsätzen und Gewinnen investieren die Konzerne bislang nur verschwindend geringe Summen in regenerativen Sprit.

Die Bemühungen wirken halbherzig und in erster Linie von politischen Zwängen getrieben. So nötigt die CO2-Regulierung der EU die Autobauer, die Emissionen ihrer Fahrzeugflotten mithilfe alternativer Antriebe zu senken – und damit die schlechte Bilanz ihrer schweren, PS-starken Modelle auszugleichen, jedenfalls auf dem Papier. Nur den Marketing-Abteilungen in den Konzernen genügt das, um daraus ein Saubermann-Image zu konstruieren. Auch die Entwicklung von Elektrofahrzeugen wurde erst durch die staatlich verordnete E-Auto-Quote in China angekurbelt, dem wichtigsten Markt für deutsche Hersteller.

Doch solange sich spritfressende SUVs gut verkaufen lassen, haben die Hersteller kein Interesse daran, ihre Strategie am Schutz des Klimas und der Umwelt auszurichten. Es sei denn, es ließe sich damit Geld verdienen. Nissan und Toyota haben mit ihren E-Autos längst vorgemacht, dass das geht, und auch bei der Brennstoffzellen-Mobilität sind die Japaner deutlich weiter als beispielsweise Daimler.

Derweil arbeiten auch die Projektpartner in Wyhlen daran, dass grüner Wasserstoff günstiger wird. Schließlich zählt die Senkung von Kosten – neben politischen Vorgaben – zu den wenigen Argumenten, die die Autoindustrie überzeugen.