Die Staaten Nordamerikas wollen ihren Anteil an sauberer Energie auf 50 Prozent erhöhen – doch dazu gehört für sie auch die Kernkraft.

Ottawa - Kanada, die USA und Mexiko wollen in der Energiepolitik und beim Klimaschutz stärker zusammenarbeiten. Die Regierungschefs der drei Länder beschlossen auf dem so genannten Drei-Amigo-Gipfel in Ottawa, den Anteil sauberer Energie an der Elektrizitätserzeugung in Nordamerika deutlich zu erhöhen. Die klimaschädigenden Methan-Emissionen der Öl- und Gasförderung sollen erheblich reduziert werden. Kanadas Premierminister Justin Trudeau, US-Präsident Barack Obama und der mexikanische Präsident Enrique Pena Nieto wollen noch in diesem Jahr den Beitritt ihrer Länder zum „historischen Pariser Abkommen“ erreichen, das zum Ziel hat, die Kohlendioxidemissionen so zu senken, dass der Temperaturanstieg auf unter zwei Grad, möglichst aber auf 1,5 Grad begrenzt werden kann. Sie wollen damit helfen, dass das Abkommen noch in 2016 in Kraft treten kann.

 

In seiner Rede im Parlament in Ottawa sagte Obama am Abend: „Zusammen haben wir in Paris die ambitionierteste Vereinbarung der Geschichte erreicht, um Klimawandel zu bekämpfen. Lasst es uns jetzt in diesem Jahr in Kraft setzen.“ Trudeau bezeichnete die kontinentale Klimapolitik als „wichtige Anzahlung für eine sauberere Zukunft“. Obama war am Mittwochmorgen in Ottawa zu dem eintägigen Gipfel eingetroffen, während der mexikanische Präsident Pena Nieto bereits am Montag zu einem zweitägigen Staatsbesuch nach Kanada gekommen war. Während des Amigo-Gipfels wurde der „Nordamerikanische Aktionsplan für Klima, sauberer Energie und Umwelt-Partnerschaft“ veröffentlicht. Danach soll bis zum Jahr 2025 der Anteil an sauberer Energie an der Elektrizitätserzeugung auf 50 Prozent steigen. Derzeit liegt er in Nordamerika bei 37 Prozent.

Grenzüberschreitende Stromtrassen geplant

„Saubere Energie“ bedeutet zunächst, den Einsatz von fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Erdgas bei der Energieerzeugung zurückzuschrauben. Sie bedeutet allerdings nach dem nordamerikanischen Plan neben dem Ausbau erneuerbarer Energien wie Wind-, Sonnen- und Wasserkraft auch die Nutzung von Atomenergie, ferner den Einsatz von Technologien zur CO2-Sequestrierung, also der Abscheidung und Speicherung von CO2. Um 40 bis 45 Prozent sollen die Methan-Emissionen aus der Öl- und Gasförderung, die als äußerst klimaschädigend bewertet werden, sowie der Ausstoß an Ruß (Black Carbon) verringert werden, um damit die nationalen Ziele für Emissionssenkungen zu erreichen. In das nordamerikanische Elektrizitätsnetz sollen verstärkt erneuerbare Energien eingespeist werden. Mehrere neue grenzüberschreitende Stromtrassen solle gebaut werden.

Kanadische Stromerzeuger etwa in Quebec und Manitoba erhoffen sich einen verstärkten Export von Elektrizität in die USA. Die drei Politiker versprechen sich hiervon auch die Schaffung von Tausenden „sauberen“ Arbeitsplätzen und eine „saubere, wachsende Wirtschaft“. Sie sehen die Vereinbarung angesichts der Wahlkampfrhetorik des republikanischen Präsidentschaftsbewerbers Donald Trump in den USA, der auf Ab- und Ausgrenzung setzt, als Beispiel dafür, dass sich Zusammenarbeit lohnt und funktioniert „und dass es uns besser geht, als wenn wir allein gehen“, sagte Trudeau. Mexikos Präsident Pena Nieto erklärt, die drei Länder hätten beschlossen,als ein Team zusammen zu arbeiten. Er gab ein weiteres Beispiel für grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Umwelt- und Naturschutz: Das Schicksal der Monarch-Schmetterlinge. Vor wenigen Jahren sei die Fläche, die die Schmetterlinge nach ihrer Wanderung von Kanada durch die USA in Mexiko bedeckten, weniger als einen Hektar groß gewesen. In diesem Jahr seien es 4,1 Hektar gewesen.

Lob mit Einschränkungen

Die Umweltorganisation Environmental Defence würdigte den Beschluss der drei Regierungschefs, der dazu beitragen werde, dass Nordamerika eine stärkere Führungsrolle im globalen Kampf gegen Klimawandel zeigen könne. Bedauerlicherweise hätten die drei Politiker allerdings die volle Beseitigung von Subventionen für fossile Brennstoffe bis 2025 verschoben, obwohl die G20-Staaten diese Verpflichtung bereits vor sieben Jahren eingegangen seien, sagte ihr Sprecher Dale Marshall. Die Vorsitzende und Abgeordnete der Grünen Partei Kanadas, Elizabeth May, erklärte, die Beschlüsse des Gipfels seien ermutigend. Es sei aber notwendig, die Ziele für die Reduzierung von CO2-Emissionen zu erhöhen. Dies gelte insbesondere für Kanada, das bisher immer noch die schwachen Reduktionsziele der früheren konservativen Regierung habe.