Klimahaus und Auswandererhaus Bremerhaven: Wissen am Wasser

Wer gerne ins Museum geht und mehr darüber wissen will, weshalb Menschen auswandern, der könnte einen Wochenendtrip nach Bremerhaven einplanen. In keiner anderen Stadt kann man sich so vergnüglich und dabei so nachhaltig bilden.
Bremerhaven - In einer Porzellanschüssel liegen unzählige braungrau schimmernde Würmer. Starrt man nur lange genug in die Schüssel, bekommt man das Gefühl, dass sich der ein oder andere Wurm bewegt. Aber das ist nur eine Täuschung, die Mehlwürmer sind allesamt mausetot. Gleich wird sie Chefkoch Zeljko Jovankic in die schwere gusseiserne Pfanne schütten. Erst die Würmer, dann etwas Olivenöl drüber und kurz darauf verbreitet sich ein dezenter Bratenduft in der Küche. Es ist schwer zu sagen, woher das Röstaroma nun wirklich kommt: vom heißen Öl oder von den Insekten.
„Würmer haben gar keinen Eigengeschmack“, erklärt der gut gelaunte Koch und verteilt die Insekten großzügig auf die Teller. Und tatsächlich: Sie schmecken nach nichts, das Gefühl im Mund ist so, als zerbeiße man einen zarten Blätterkrokant. Der Genuss stellt sich jedoch nur zögernd ein, erst recht bei den anschließend servierten Grillen und Heuschrecken. Zu ungewohnt ist der Verzehr der kleinen Tiere mit den großen Augen. Doch diese Insekten sollen ja sehr gesund sein: nahrhaft, fettarm, reich an Proteinen. Vor allem aber sind sie klimaneutral. Das heißt, wer sie verzehrt, muss sich keine Gedanken darüber machen, wie viel CO2 dafür produziert wurde. Anders zum Beispiel als beim Rinderfilet oder der Flugmango.
Ananas statt Apfel, Mehlwurm statt Rind
Diese Lebensmittel wird man in der Eventküche des Klimahauses in Bremerhaben deshalb auch vergeblich suchen. Schließlich will man die Besucher hier unter anderem auf die Vorzüge und Vorteile klimaneutralen Essens aufmerksam machen. Deswegen gibt es Apfel statt Ananas und Mehlwurm statt Rind. Auch die Beilagen – Grünkohl, Winterlauch, Hering – kommen alle aus der Region, haben gerade Saison und sind damit ebenfalls umweltfreundlich.
Das 2009 eröffnete Klimahaus in Bremerhaven ist die einzige Wissens- und Erlebniswelt in ganz Europa, die sich dem Thema Klima widmet. Es ist zwar eine Freizeiteinrichtung, andererseits aber möchte es das Bewusstsein schärfen, dass der Klimawandel zu den größten politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen zählt. Es ist Museum, Zoo, Lernort und Eventgastronomie in einem. „Das Klimahaus will keine Horrorszenarien abbilden, es lenkt den Fokus auf die Schönheiten der Erde“, erläutert Arne Dunker, der Geschäftsführer des Klimahauses. Und es will den Besuchern nicht nur sagen: Das darfst du nicht und das darfst du nicht, sondern ihnen ohne erhobenen Zeigefinger Möglichkeiten aufzeigen, wo jeder einzelne etwas tun und verändern kann: beim Essen, beim Urlaub, beim Verkehr.
Die Hauptattraktion des imposanten Gebäudes in unmittelbarer Nähe zum Hafen ist die Weltreise durch die Klimazonen entlang des 8. Längengrades. Die Reise beginnt bei Bergbauern in der Schweiz, wo es nach Stall riecht und sich vor dem Besucher ein Gletscher auftürmt. Wer will, kann sich einen Kopfhörer nehmen und sich von den Almbewohnern Hedy und Werner erzählen lassen, was das Abschmelzen der Gletscher für Auswirkungen auf die gesamte Region hat. Über Sardinien geht es weiter nach Niger, wo man ein echtes Stück Wüste erlebt, Schwitzen und Dürsten inbegriffen. In Kamerun kann man den westafrikanischen Regenwald bei Nacht durchstreifen: In kompletter Dunkelheit läuft man über den weichen, unebenen Boden, stößt immer mal wieder gegen einen Baum, riecht die feuchte Luft und hört laute und leise Tierstimmen. Das Packeis der Antarktis bietet bei minus sechs Grad Abkühlung, bevor es nach Samoa geht, für viele der Inbegriff vom Paradies. Wie sehr gerade dieser Südseestaat durch den ansteigenden Meeresspiegel bedroht ist, kann der Besucher an dieser Station mit echtem Meerwasser, Sand und Strand eindrücklich erfahren.
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