Glasflaschen statt Plastik, Fahrradfahren statt Auto, Tablets statt haufenweise Papier. In Sachen Klimaschutz passiert auf der Filderebene so einiges. Doch welchen Beitrag leisten die Mitarbeiter der Verwaltung? Wir geben einen Überblick.
Filder - Als Beispiel nennt der Filderstädter Oberbürgermeister Christoph Traub die Wasserversorgung. „Was Trinkwasser, Löschwasser und die Beregnung von Gärten und Feldern angeht, das wird uns dieses Jahr vor ein Problem stellen.“ Aufgrund des heißen, trockenen Sommers ist den Landwirten im vergangenen Jahr im August das Wasser ausgegangen, dieses Jahr wird Ähnliches erwartet. Traub findet klare Worte: „Nicht nur deshalb haben wir jeden Grund, das Thema Klimaschutz mit Ernsthaftigkeit zu betreiben.“
Während die Bundespolitik sich uneins über den Klimaschutz ist, gleichzeitig die Schülerbewegung der Fridays for Future, die auf den Klimawandel und seine Folgen aufmerksam machen wollen, immer mehr an Fahrt gewinnt, ist Filderstadt schon ein Stück weiter: Seit 2014 gibt es das „Integrierte Klimaschutzkonzept“, das verschiedene Empfehlungen abgibt, welche Möglichkeiten die Stadt und ihre Bewohner haben, um Klimaschutz wirksam umzusetzen. Beispielsweise die Einrichtung von Fotovoltaikanlagen, wie schon an vielen Stellen geschehen, oder den Schutz der Streuobstwiesen, oder auch die energetische Sanierung von Gebäuden. „Klimaschutz ist ein Thema, das uns alle angeht“, sagt Christoph Traub, der selbst mit dem Elektroauto oder dem Fahrrad unterwegs ist. Was man auf kommunaler Ebene leiste, reiche aber nicht aus: „Wir müssen alle etwas tun. Es gibt viele kleine Maßnahmen, die jeder alleine sofort umsetzen kann.“ Man dürfe nicht mit dem Anspruch starten, gleich perfekt zu sein, so Traub.
Laufgruppen statt Elterntaxis
Was diese Maßnahmen sein können, dabei hilft auch die Filderstädter Klimamanagerin Myrthe Baijens. „Ich bringe mich überall mit ein, wo es um klimarelevante Themen geht“, sagt sie. Aktuell ist sie mit dem Projekt „Laufbus“ beschäftigt. „Dabei geht es darum, an den Schulen Laufgruppen flächendeckend einzurichten“, erklärt Baijens. In den Laufgruppen sollen die Kinder, begleitet von jeweils einem Erwachsenen im Wechsel, alleine zur Schule gehen. Damit sollen nicht nur die ungeliebten und gefährlichen Elterntaxis im Umfeld der Schule weniger werden, „sondern wir wollen damit auch den Autoverkehr in Filderstadt reduzieren“.
Baijens, die kein Auto hat und mit dem Fahrrad unterwegs ist, betont ebenfalls: „Kleine Dinge kann jeder von uns tun.“ Ihr ist es wichtig, ein Bewusstsein für den Klimaschutz zu schaffen. „Wenn man sich damit beschäftigt, merkt man oft: Ach, das geht ja doch“, sagt sie. Ihrer Erfahrung nach ist das Interesse in der Bevölkerung da – und wird immer mehr. „Ich habe bisher schon viele klimabewusste Bürger kennen gelernt“, sagt Baijens, viele wollten sich in Sachen Passivhaus oder Solarkollektoren informieren.
Steingärten sind schlecht für Flora und Fauna
Die Klimaschutzmanagerin ist auch in Kontakt mit Unternehmen vor Ort. „Es gibt sehr viele engagierte Unternehmen, die viel machen“, sagt sie. Einige seien weniger interessiert – aber je nach Branche könne man mit Klimaschutz auch Geld sparen. „Daran denken viele nicht.“ Baijens arbeitet eng mit Claudia Arold, der Leiterin des Umweltschutzreferats, zusammen. „Das greift oft ineinander“, sagt Arold, beispielsweise bei den Themen Streuobstwiesen, Arten- und Naturschutz, oder auch den beliebten Steingärten, die einfach zu pflegen, aber schlecht für Flora, Fauna und Klima sind.
Das nächste Thema, dem sich Myrthe Baijens widmen will, ist die Plastikvermeidung. „Es soll eine Mitmachaktion für die Bürger dazu geben“, sagt sie, „sowie einen Vortrag von einer Referentin, die bereits plastikfrei lebt“. Auch innerhalb der Verwaltung will man nun sehen, wo Plastik vermieden werden kann. Christoph Traub ist dabei. „Früher war ich ein Verfechter von Plastikflaschen, weil die leichter sind“, sagt er, nun sei er auf Glasflaschen umgestiegen. Und noch an einer anderen Stellschraube will er drehen: „Auf meinem Besprechungstisch liegen Gutsle, die in Plastik eingepackt sind – braucht es die wirklich oder geht es auch anders?“
Auch an weiteren Stellen geht es in Filderstadt schon anders: Bis zum Herbst sollen zu den drei bestehenden Zapfsäulen für Elektroautos acht hinzukommen, eine weitere kommt im nächsten Jahr, wenn der neue Sitz der Stadtwerke in Sielmingen fertig wird. Außerdem stellt die Verwaltung gerade auf einen papierlosen Gemeinderat um; statt mit ausgedruckten Vorlagen werden die Stadträte künftig mit Tablets arbeiten. In Sachen Bürobedarf wird künftig auch auf Einwegstifte, Klarsichthüllen und Leuchtstifte verzichtet. Stattdessen setzt man auf nachhaltige Optionen wie nachfüllbare Stifte oder Pergamenthüllen.