Vor einem Jahr führten Hochwasser und Starkregen in Schorndorf zu schlimmen Schäden, auch am Sportpark der SG Schorndorf. Dort hat man deshalb bald einen Nachhaltigkeitsmanager.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Benjamin Wahl gibt zu: Den Leuten zu erklären, was der Sonnencreme-Spender mit dem schlimmen Hochwasser von 2024 zu tun hat, ist schwer. Aber für ihn, den Geschäftsführer der Sportgemeinschaft (SG) Schorndorf, gehört das zusammen. Seit die Wieslauf die Kunstrasenplätze, die Tennis-Courts und vieles andere überflutet hatte, hat Benjamin Wahl einiges dazu gelernt über den Klimawandel und seine Folgen – auch für den Vereinsalltag. Und eine Maßnahme ist eben der Sonnencreme-Spender, der bald bereitsteht. Die Sonne wird intensiver, „wir wollen damit sensibilisieren“, sagt er.

 

Das Extremhochwasser hat Benjamin Wahl umdenken lassen. Dem Sportpark, der umflossen wird von Wieslauf und Rems, ist heute nicht mehr anzusehen, was hier vor einem Jahr los war. Kinder sandeln auf dem Beachvolleyballfeld, zwei Jungs üben Torschüsse auf dem Kunstrasenplatz.

Schlamm war das Hauptproblem in Schorndorf

Wer sich bückt und den Kunstrasen genauer inspiziert, erkennt noch letzte Überbleibsel des Drecks, den es hier angespült hatte. „Das kriegen wir nicht mehr raus“, sagt Lihotan Marek von der Stadt Schorndorf. Das Hauptproblem vor einem Jahr war nicht Wasser, sondern all der Schlamm aus dem Wieslauftal. An manchen Stellen hatte der Kunstrasen harte Falten geworfen; das wurde herausgeschnitten und geflickt. So kann noch ein Weilchen darauf gekickt werden.

Der Elfmeterpunkt auf dem Kunstrasen ist geflickt. Foto: Gottfried Stoppel

Die Finnenbahn, die den Sportpark umrundet, war weggespült, die Tennisplätze waren im Eimer, das Tennisheim wird gerade noch saniert. „Das, was hier passiert ist, damit hat niemand gerechnet“, sagt Benjamin Wahl. In der ganz heißen Phase haben Ehrenamtliche geholfen, zu putzen. Und sie bekamen mehr als 30  000 Euro an Spenden.

„Wir hatten Glück im Unglück“, sagt Benjamin Wahl, denn vieles war versichert. Die Sportplätze weiter flussaufwärts habe es noch viel härter getroffen. Auch wenn sie verhältnismäßig glimpflich davongekommen sind, er ist sich sicher: Vereine müssen die Sportanlagen der Zukunft neu denken.

Der Kunstrasen nach dem Hochwasser Foto: privat

Der Geschäftsführer der SG Schorndorf – einem 4800 Mitglieder starken Breitensportverein – hat bei diesem Thema inzwischen einen ziemlichen Vorsprung. Nach dem verheerenden Hochwasser wurde die SG Teil eines Forschungsprojekts des Deutschen Olympischen Sportbundes und der Universität Kaiserslautern-Landau. Im Zentrum die Fragen: Welche Herausforderungen stehen an, und welche Ideen gibt es? Zum Beispiel: Ab einer gewissen Temperatur ist körperliche Anstrengung in der prallen Sonne gefährlich, egal wie sportlich man ist.

Bei der SG Schorndorf gibt es neuerdings ein Nachhaltigkeitsteam mit sechs, sieben Leuten. Geführt werden soll es ab Oktober von einem Hauptamtlichen. Die Ideen reichen schon jetzt von mehr Trinkpausen über Bepflanzungskonzepte bis hin zu einer nachhaltigeren Wärmeversorgung. Oder auch eine spannende Frage: Wie kommen die Mannschaften zum Auswärtsspiel? Man könne darüber nachdenken, für einen ÖPNV-Tag pro Saison zu werben. „Das Thema war schon vorher immer da“, sagt Benjamin Wahl über den Klimawandel. „Aber es wurde immer weggeschoben.“