Der Weltklimarat IPCC hat seinen Abschlussbericht vorgelegt – als Grundlage für die Diskussion über einen Weltklimavertrag. Der IPCC mahnt zur Eile, damit die Ziele des Klimaschutzes erreicht werden können, sieht aber technologisch und ökonomisch durchaus eine Chance dafür.

Stuttgart - Der Weltklimarat (IPCC) hat in seinem neuen Abschlussbericht zu drängenden Fragen der Klimapolitik Stellung bezogen: Er mahnt zur Eile, damit die Ziele des Klimaschutzes erreicht werden können, sieht aber technologisch und ökonomisch durchaus eine Chance dafür. Es ist die letzte umfassende Stellungnahme des Weltklimarats, bevor in einem Jahr auf dem UN-Klimagipfel in Paris ein globaler Klimaschutzvertrag ausgehandelt werden soll. Eine Woche lang hatten Forscher und Vertreter von 194 Ländern in Kopenhagen die 45-seitige Zusammenfassung des Berichts Satz für Satz abgestimmt. An dem Bericht haben auch 100 Wissenschaftler aus Deutschland mitgewirkt.

 

Im Unterschied zu früheren Berichten hat sich der Weltklimarat ausführlich mit der politischen Vorgabe befasst, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen. Darauf hatten sich die Staaten vor vier Jahren beim UN-Klimagipfel in Cancún in Mexiko verständigt. In der Klimaforschung ist umstritten, ob dieses Ziel realistisch ist, da die Temperaturen schon heute im weltweiten Durchschnitt um 0,85 Grad über dem Niveau liegen, das vor der Industrialisierung herrschte, und immer mehr Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen.

Die Welt läuft auf eine Erwärmung von vier Grad zu

Um die Begrenzung von zwei Grad einzuhalten, dürfen weltweit in den kommenden Jahrzehnten nur noch 1000 Milliarden Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre gelangen, heißt es nun im Bericht des Weltklimarats, der auf der Analyse von mehreren tausend wissenschaftlichen Studien beruht. Bei den gegenwärtigen Emissionen wäre dieses CO2-Budget noch vor der Mitte des Jahrhunderts erschöpft. Die Welt läuft derzeit auf eine Erwärmung von rund vier Grad zu, die mit „schwerwiegenden, allgegenwärtigen und unumkehrbaren“ Veränderungen einhergeht, wie es der Weltklimarat ausdrückt.

Der Weltklimarat empfiehlt eine Reduktion der Emissionen um 40 bis 70 Prozent unter das aktuelle Niveau, um die politischen Vorgaben zu erfüllen. Wenn die EU ihr kürzlich beschlossenes Ziel erreicht, im Jahr 2030 rund 40 Prozent unter dem Jahr 1990 zu liegen, dann wäre das eine Reduktion um 25 Prozent gegenüber dem aktuellen Niveau. „Je früher wir damit starten, umso besser“, sagte der Vorsitzende des Weltklimarats, der indische Ingenieur und Ökonom Rajendra Pachauri, am Sonntag in einer Telefonkonferenz. Der Ökonom Ottmar Edenhofer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, einer der Hauptautoren des Weltklimaberichts, ergänzte: „Ein Großteil der fossilen Ressourcen muss im Boden bleiben.“

Nach Ansicht des Weltklimarats sind die nötigen Technologien für saubere Energie und mehr Effizienz vorhanden. „Wir kennen die Werkzeuge“, bestätigt auch die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD). „Bis Mitte des Jahrhunderts muss die globale Energieversorgung weitgehend klimaneutral sein.“ Maßnahmen, um der Atmosphäre CO2 zu entziehen, sieht der Weltklimarat wegen offener Fragen und Risiken kritisch. Dazu gehört das Speichern von CO2 in Kavernen. Ottmar Edenhofer hebt jedoch hervor, dass solche Technologien nötig werden könnten, um den Temperaturanstieg deutlich zu bremsen. Derzeit würden die Emissionsrechte für eine Tonne CO2 in der EU jedoch nur etwa drei Euro kosten, sagt er. „Da lohnen sich Investitionen nicht.“