Harald und Sabine Müller produzieren Christbäume im Herrenbachtal. Der Betrieb leidet unter den Wetterkapriolen. Um dem Klimawandel etwas entgegenzusetzen, unterstützen die Müllers jetzt ein Projekt mit Kleinbauern auf Borneo.

Vor einigen Wochen haben sich Harald und Sabine Müller die erste Fernreise ihres Lebens gegönnt, eine Studienreise zu einem Klimaschutzprojekt auf Borneo. Stundenlang waren sie dort auf Lehmpisten unterwegs und haben besichtigt, was der Raubbau am dortigen Regenwald zur Holz- und Palmölgewinnung oder auch auf der Suche nach Gold für ein Einöden hinterlässt.Adelberg - „Wir haben viel Gutes gesehen, aber noch mehr Ernüchterndes“, sagt Harald Müller. „Auf dem ausgewaschenen Boden findet allenfalls noch Buschwerk Halt, das keinen einzigen Baum mehr hochkommen lässt.“

 

Bäume sollen den ausgelaugten Boden wieder fruchtbar machen

Mit 1000 Euro Spenden für das Projekt 1mtrees (Eine Million Bäume) der Organisation Fairventures Worldwide hatten sich seine Frau und er auf den Weg gemacht. Die Besitzer der Mittelmühle bei Adelberg haben das Geld bei ihrem Christbaumverkauf im Advent gesammelt. Für nur einen Euro kann im Herzen Borneos ein neuer Baum gepflanzt werden. Das Projekt setzt dabei auf Sengon-Bäume. Dabei handelt es sich um eine schnell wachsende Sorte, die bereits nach sieben Jahren einen guten Holzertrag bringt. Bis dahin reichert der Baum über seine Wurzeln den Boden mit Stickstoff an, ist zugleich aber so licht, dass in seinem Schatten Gemüse oder Bananenstauden gedeihen können.

Eine Chance für verarmte Ureinwohner

Das Ziel ist es, den indonesischen Ureinwohnern ein langfristiges Auskommen zu sichern. Die Dayaks sollen bis vor einem Jahrhundert ein Volk von Kopfjägern gewesen sein. Heute leben sie vom Jagen und Sammeln – und oft genug von der Wilderei. „Wir waren erstaunt, mit wie viel Sachverstand das Projekt in Borneo angegangen und von vielen Menschen vor Ort mitgetragen wird“, so Müller. So werden zwischen den schnell wachsenden Sengon-Bäumen auch nach und nach andere Sorten gepflanzt. Durch den Gemüseanbau können die Dayaks sofort von der Anbaufläche leben und sind nicht nur auf die Holzernte in einigen Jahren angewiesen.

Was Weihnachtsbaumproduzenten und Kleinbauern in Borneo gemeinsam haben

„Wir haben viele Gemeinsamkeiten entdeckt“, berichtet Sabine Müller. So pflanzen sowohl die Kleinbauern auf Borneo als auch der Familienbetrieb der Mittelmühle im Herrenbachtal Bäume, die sie nach fünf bis acht Jahren ernten können. Dabei müssen beide immer mit der gleichen Fläche auskommen und somit nachhaltig wirtschaften und betreiben Kulturen, die heimischen Tieren Lebensraum bietet. Wobei es für die Dayaks eine Umstellung sei, sagt Sabine Müller, über längere Zeit zu planen. Dass das klappt, davon sind die Adelberger allerdings überzeugt.

Klimawandel bedroht Familienbetrieb

Und irgendwie sind sie darauf auch angewiesen. „Der Klimawandel macht uns zunehmend zu schaffen“, erklärt Harald Müller, der für sich eine Statistik über Wetterkapriolen wie Spätfrost, milde Winter, Hagelschauer, Trockenheit und ähnliches führt. Was vor 20 oder 30 Jahren noch seltene Ausnahmen waren, käme in den letzten 15 Jahren häufiger vor.

„Uns trifft das besonders hart, denn wenn beispielsweise der Februar mild ist, dann ziehen die Knospen speziell auf der warmen Südseite der Bäume schon Saft. Wird es dann wieder kalt, erfrieren sie. Dann ist der ganze Baum wertlos, sechs oder sieben Jahre Arbeit sind dann dahin“, sagt er. Deshalb beschäftige ihn der Klimawandel schon lange.

Urwald muss billigen Palmölplantagen weichen

Ein Artikel über die Initiative „Plant for the planet“, die weltweit Bäume pflanzt, um dem Klimawandel etwas entgegensetze und die vor zehn Jahren von einem damals neunjährigen Buben ins Leben gerufen worden war, habe ihn auf die Idee gebracht. Im vorigen Jahr habe er dann von dem Borneoprojekt erfahren und sich schnell dafür begeistert. Nun versuchen die Müllers möglichst viele Menschen zu informieren.

„Es geht nicht nur um Spenden. Uns ist es wichtig, die Leute generell ein wenig aufmerksamer zu machen“, sagt auch Sabine Müller. Die Achtsamkeit gilt auch kleinen Dingen des Alltags. Biodiesel mit Palmöl meidet die Familie Müller. Und auf dem Frühstückstisch landet mit Einverständnis der drei Kinder nur Schokoaufstrich, der ohne Palmöl auskommt. Das jedenfalls zieht schon Kreise. Die Kinder haben schon einige Freunde überzeugt, ebenfalls auf Palmöl-Produkte zu verzichten.