In landeseigenen Mensen nur noch ein Mal die Woche Fleisch – das und mehr steht in einer Liste mit Forderungen, die „Fridays for Future“ vorgestellt hat.

Stuttgart - Mit zugeklebten Mündern sitzen drei Jugendliche von „Fridays for Future“ auf dem Podium vor Journalisten. „40 Jahre Wissenschaft ignoriert - Hört ihr unseren Hilferuf?“ steht auf Papp-Plakaten. „Wir haben panische Gefühle, das ist unsere Zukunft, wir möchten da noch leben“, sagt die 18-jährige Eva Städele am Mittwoch auf der Landespressekonferenz in Stuttgart.

 

Deshalb habe sie mit ihren Mitstreitern rund ein halbes Jahr „unter extremen Zeitaufwand“ zehn Forderungen an die baden-württembergische Landesregierung formuliert, die diese sofort in Angriff nehmen könne. Die Bundesregierung habe versagt, nun könne Baden-Württemberg zeigen, dass es ein „Musterländle“ in Sachen Klimaschutz sei. „Ich stehe hier, statt mich auf mein Abi vorzubereiten“, sagte Städele. Sie habe Angst, „weil sich die Leute nicht für unsere Zukunft interessieren.“ Jedes Kind, das heute geboren wird, werde unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden.

Was fordern die Aktivisten konkret?

Zu den Forderungen der Jugendlichen gehört unter anderem ein Kohleausstieg in Baden-Württemberg bis spätestens 2030. Der öffentliche Nahverkehr soll aus- und der städtische Verkehr umgebaut werden. Dachflächen sollen konsequent für Solarenergie genutzt und Genehmigungsverfahren für Windanlagen müssen laut der Aktivisten transparenter, vereinheitlicht und gestrafft werden.

Der Treibhausgasausstoß der landeseigenen Unternehmen und Einrichtungen müsse bis 2025 um 75 Prozent reduziert werden, bis 2030 müssten die Unternehmen klimaneutral sein. Zudem sei es wichtig, eine Studie in Auftrag zu geben, die zeigt, was das Land dazu beitragen kann, um die globale Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken.

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Nur noch ein Mal die Woche Fleisch

Darüber hinaus muss die Landesregierung laut „Fridays for Future“ einen Großteil der in Baden-Württemberg ansässigen Unternehmen davon überzeugen, bis 2025 klimaneutral zu sein, was sie mit Anreizen und Strafmaßnahmen erreichen könne. In der Landwirtschaft sollen Treibhausgase reduziert und die Artenvielfalt gesteigert werden.

Landeseigene Mensen sollten nur noch einmal pro Woche Fleischgerichte anbieten, so wie es früher mit dem „Sonntagsbraten“ der Fall war. Kredite, die das Land vergibt, müssten sich an Kriterien des Gemeinwohls orientieren und in Einklang mit der Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze stehen. Alle Bauprojekte des Landes müssten ab sofort aus regionalen, kreislauffähigen, schadstofffreien und klimapositiven Materialien zur späteren Wieder- und Weiterverwendung geplant und gebaut werden.

Urlaubssemester für „Fridays for Future“

Die Forderungen seien ambitioniert, räumt Noemi Mundhaas ein, die zwei Urlaubssemester von ihrem Physikstudium beantragt hat, um sich bei „Fridays For Future“ zu engagieren. Aber die 1,5-Grad-Grenze sei nicht verhandelbar. Sie sei „stinksauer“, dass bisher vonseiten der Politik so wenig unternommen werde, um dieses Ziel zu erreichen.

Die Forderungen werden von „Scientists for Future“ in Baden-Württemberg mitgetragen. Der nächste globale Klimastreik der Bewegung ist für den 29. November geplant.

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