Elektrobusse, Pommes in Papiertüten oder Fotovoltaikanlagen auf dem Dach: Der Klimaschutz spielt auch bei den aktuellen Haushaltsberatungen in Filderstadt (Landkreis Esslingen) eine Rolle. Was fordern die Fraktionen, und was sagt die Stadtverwaltung dazu?

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

Filderstadt - Aktuell wird in den Gremien Filderstadts über die Haushaltsanträge der Fraktionen debattiert. Eines der vorherrschenden Themen dabei ist der Klimaschutz. Im Technischen Ausschuss sind einige dieser Anträge jüngst besprochen worden, verbunden mit Stellungnahmen der Stadtverwaltung.

 

Ein Elektrobus für die Linie 817

Die Grünen hatten beantragt, auf der Stadtbuslinie 817 einen Elektrobus einzusetzen. Die Stadt sei für die Busse nicht zuständig, erklärte Ordnungsamtschef Jan-Stefan Blessing, es brauche eine Vorgabe vom Kreistag. „Allerdings haben wir extreme Mehrkosten bei Elektrofahrzeugen.“ Ein Elektrobus würde rund 150 000 Euro kosten, mindestens drei brauche man, um eine Linie abzudecken. „Aus wirtschaftlichen Gründen ist das deshalb derzeit kein Thema.“ Catherine Kalarrytou, die Fraktionschefin der Grünen im Gemeinderat, betonte dennoch, man wolle zumindest die Zusage der Verwaltung, das Thema beim Landkreis einzubringen – irgendwo müsse man schließlich einmal anfangen. Die bekam sie von Baubürgermeisterin Susanne Schreiber: „Wir werden damit an den Landkreis herantreten.“

Folgen des Einwegplastikverbots

Ebenfalls die Grünen wollten wissen, wie die Stadt mit dem Einwegplastikverbot ab 2021 umgeht. „Das, was wir tun können, haben wir auf dem Schirm“, sagte Susanne Schreiber. Beispielsweise werde in der Filharmonie jetzt Mehrweggeschirr eingesetzt, auch im Fildorado gebe es nun Pfandflaschen statt Einwegbechern, die Pommes in Papiertüten statt Plastikschalen. Die Stadt habe von konventionellen Reinigungsmitteln auf solche in Bioqualität umgestellt, die in recyceltem Plastik verpackt sind. „Die Plastikfrei-Aktion im vergangenen Herbst hat uns auch selbst inspiriert“, sagte Schreiber. Die Klimaschutzmanagerin Myrthe Baijens hatte vergangenen November zu Plastikfrei-Wochen aufgerufen, mit Aktionen zum Ausprobieren und Informieren.

Recup-System statt Einwegbechern

„Wie kriegen wir auch die Vereine und Gewerbe mit ins Boot?“, wollte Catherine Kalarrytou wissen. Und Rudolf Schöneberger (ebenfalls Grüne) regte an, ob man nicht das Recup-Prinzip, das in Stuttgart und Esslingen bereits Anwendung findet, auch in Filderstadt einführen könnte. Wer sich einen Recup-Kaffeebecher kauft, bekommt den Kaffee in bestimmten Läden günstiger hineingefüllt. Den Becher kann man entweder selbst behalten und immer wieder benutzen, oder gegen die Rückgabe des Pfands im Laden wieder abgeben.

Mehr Solarenergie

Laut weiteren Anträgen der Grünen soll die Stadt ein städtisches Förderprogramm für den Bau von Fotovoltaikanlagen erstellen, sowie Auskunft geben, auf welchen städtischen Freiflächen Solaranlagen aufgestellt werden könnten. Zu ersterem sah die Verwaltung den Bedarf nicht, allerdings werde ins Klimaschutzkonzept, das derzeit erweitert wird, aufgenommen, dass die Stadt die Kosten der Solareignungs-Checks der Verbraucherzentrale für die Bürger übernimmt. Was die Freiflächen angeht, so sagte Susanne Schreiber: „Wir bevorzugen Solaranlagen auf Dächern und Carports.“ Denn im Stadtgebiet sei jeder Quadratmeter heiß umkämpft, darum wolle man keine Anlagen auf Freiflächen bauen.

Die Bauwirtschaft beteiligen

Die CDU will, dass die Bauwirtschaft am Klimaschutz beteiligt wird; so soll es bei künftigen Ausschreibungen von Bauprojekten eine Recyclingquote geben. Auch die Grünen und die SPD wollen, dass klimaneutral und energieeffizient gebaut wird, die Grünen möchten Neubauprojekte der Stadt als Leuchtturmprojekte etablieren. Wie nachhaltiges Bauen aussehen kann und soll, wird im Rahmen des neuen Leitbildes „Nachhaltiges Filderstadt“ erarbeitet werden, war dazu aus der Verwaltung zu hören. Dazu gehört auch das erweiterte Klimaschutzkonzept, das derzeit erarbeitet wird, und das Konzept aus dem Jahr 2014 ablösen soll.

Weitere Maßnahmen

Neben dem Klimaschutzkonzept und der Stelle der Klimaschutzmanagerin hat die Stadt intern bereits vieles getan. Beispielsweise wird auf Plastikhüllen und Einwegstifte verzichtet, der Gemeinderat wird auf papierloses Arbeiten umgestellt.