Am vergangenen Freitag haben Menschen auf der ganzen Welt für eine andere Klimapolitik demonstriert. An den Protestaktionen haben sich freilich auch die Bewohner der Filderebene beteiligt. Eindrücke von drei Schauplätzen.

Filder - Amelie hasst Autofahren. „Dabei wird mir auch immer schlecht, weil die Luft so stickig ist“, sagt sie. Ihrem Vater hat die Zehnjährige deshalb so lange ins Gewissen geredet, bis der sein Auto aufgegeben und sich dafür ein Lastenrad angeschafft hat. „Damit zu fahren, macht viel mehr Spaß“, sagt Amelie.

 

Auf einem sogenannten Konferenzbike – einem riesigen runden Fahrrad mit im Kreis angeordneten Sitzen – will Amelie an diesem Tag ein Zeichen setzen. Ein Zeichen für mehr Fahrräder auf den Straßen von Leinfelden-Echterdingen und vor allem für weniger Autos. Deshalb steht das Konferenzbike auch mitten auf einem öffentlichen Parkplatz in der Echterdinger Ortsmitte.

Mehr Platz für ein Auto als für ein Kind

Dort blockiert der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) am vergangenen Freitag insgesamt drei Pkw-Stellplätze. „Wir wollen zeigen, was man mit dem Platz machen könnte, wenn keine Autos da wären“, sagt Monika Knopf vom ADFC. Deshalb stehen für zwei Stunden dort, wo eigentlich drei Autos hinpassen, eine Hängematte, ein Spiel namens „Ökowaage“, ein paar Stühle und natürlich zahlreiche Fahrräder. Das soll laut Monika Knopf verdeutlichen, wie viel Platz ein Auto einnimmt. „In Kindergärten werden für ein Kind vier Quadratmeter gerechnet, für einen Autostellplatz mehr als zwölf“, sagt Knopf. Das stört auch Amelie: „Viele Kinderzimmer sind kleiner als ein einziger Parkplatz“, sagt die Zehnjährige.

Mit der Aktion beteiligt sich der ADFC am globalen Klimastreik der Fridays for Future Bewegung. In etwa 2000 Städten weltweit sind Menschen auf der Straße, um ein Umdenken in der Klimapolitik zu fordern. Auch die Ortsgruppe Filderstadt organisiert eine Demonstration. Mehrere hundert Menschen versammeln sich am Bahnhof und ziehen mit Protestschildern durch die Bernhäuser Innenstadt.

„Wir müssen selbst handeln und ein Zeichen setzen“, sagt Daniel Appel. Der 15-jährige aus Filderstadt leitet die Demonstration, an der an diesem Tag nicht nur Schüler und Studenten teilnehmen. Eigentlich legen bei den Fridays for Future Aktionen nur junge Menschen ihre Pflichten nieder, um auf die Straße zu gehen. Beim globalen Klimastreik waren aber alle zur Teilnahme aufgerufen. Auch Christian Scheurer schließt sich mit seiner Frau und seinen drei Kindern dem Protest an. „Wir wollen ein Statement setzen, dass wir bewusster leben sollten“, sagt er. Er selbst versuche das, indem er mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt und seinen Plastikverbrauch einschränkt.

Wo sonst Autos fahren, spielen Kinder

Bewusst abseits des globalen Klimastreiks geht die Einwohnerinitiative „Vaihingen ökologisch sozial“ (VÖS) am vergangenen Samstag auf die Straße. Mit riesigen grünen Decken laden die Veranstalter zum Picknick mitten auf der Straße Vaihinger Markt ein. Die wird deshalb etwa zwei Stunden lang zur Einbahnstraße, in der Tempo 30 gilt. Damit erreicht die Initiative ihr Ziel zumindest für die Zeit der Protestaktion: „Wir wollen, dass in Vaihingen weniger Autos fahren und dass sie langsamer unterwegs sind“, sagt der Organisator Reinhard König. Schon seit Jahren fordert der Verkehrsclub Deutschland (VCD) Zebrastreifen und Tempo 30 im Bereich des Vaihinger Markts und der Schwabengalerie. „In vielen kleinen Städten gilt auf der Durchfahrtsstraße Tempo 30, aber hier geht das ja nicht“, sagt König verständnislos.

Unter den Picknickern sind Kinder, die auf der abgesperrten Straße Wurfspiele spielen und mit Kreide malen, und einige Anwohner. „Innerorts muss der Verkehr beruhigt werden, das würde unsere Lebensqualität deutlich steigern“, sagt ein Mann, der in der Nähe des Vaihinger Markts wohnt. Petra Rauss-Nebes von der VÖS stimmt ihm zu: „Vaihingen sollte grüner und schöner werden“, sagt sie.