Dieses Bild ist keine optische Täuschung: Die Schlittenhunde laufen über Meereseis, auf dem knöchelhoch das Schmelzwasser steht. Für diese Jahreszeit ein ungewöhnliches Bild.

Stuttgart - Der Wissenschaftler Steffen Malskær Olsen war bislang wohl nur Insidern bekannt. Als Mitarbeiter des Zentrums für Ozean und Eis des Dänischen Meteorologischen Instituts forscht er sonst zum Frischwassergehalt im arktischen Ozean oder der Überflutung des Grönland-Schottland-Rückens. Sein kürzlich auf Twitter geteiltes Bild schlägt allerdings höhere Wellen: Es zeigt eine Gruppe von Hunden, die einen Schlitten über den über 800 Meter tiefen Inglefield-Fjord ziehen. Wo sonst aber eine glatte Fläche aus Eis ist, waten die Hunde nun durch knöcheltiefes Wasser.

 

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„Ich habe versucht, eine problematische Situation zu dokumentieren, in die wir während unserer Arbeit hineingelaufen sind, und fand sie auch persönlich etwas surreal“, sagte Olsen laut der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau. Laut seinem Institutskollegen Rasmus Tonboe sorgten die schnelle Schmelze und die geringe Durchlässigkeit des Meereseises dafür, dass das Schmelzwasser an der Oberfläche bleibe.

Eisschmelze beginnt früh

Das beeindruckende Bild hat einen ernsten Hintergrund. Statt wie sonst Ende Mai hat die Schmelze des Meereises in Grönland in diesem Jahr bereits am 30. April begonnnen. Seit dem Start der Aufzeichnungen im Jahr 1980 ist das der zweitfrüheste Beginn, nur 2016 begann die Schmelzsaison bereits Mitte April.

Von dem frühen Beginn der Schmelzsaison hängt allerdings nicht unbedingt davon ab, wie viel Eis während der gesamten Saison schmilzt. Hier ist das Wetter in der Sommersaison entscheidend. Das sorgt nun aber auch nicht gerade für einen Hoffnungsschimmer: In der vergangenen Woche ist es in Grönland und vielen arktischen Regionen ungewöhnlich warm gewesen.

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Damit ist zu befürchten, dass 2019 ein neuer Negativrekord der arktischen Eisausdehnung aufgestellt werden könnte. Am 17. Juni lag die Fläche des arktischen Meereises laut den Daten des amerikanischen National Snow and Ice Data Centers bei 10,696 Millionen Quadratkilometern.

Zum Vergleich: Im bisherigen Rekordjahr 2012 lag die Fläche an diesem Tag bei 10,429 Millionen Quadratkilometern, der Mittelwert am 17. Juni zwischen 1981 und 2010 liegt bei 13,512 Millionen Quadratkilometern. Grund für das schnelle Abschmelzen des Meereises in diesem Jahr ist laut den Meteorologen warme Luft aus dem Süden, die weit nach Norden vorgedrungen ist.