In Baden-Württemberg sind die Flusstäler besonders vom Klimawandel betroffen. Städte wie Karlsruhe und Freiburg rüsten sich für die Zukunft.

Stuttgart - Die Klimaexperten lassen keinen Zweifel aufkommen: In Deutschland zählt die Rheinebene zu den Regionen, in denen die Sommer in nicht allzu ferner Zukunft immer häufiger drückend heiß werden. Bis heute hat sich die Anzahl der Sommertage mit Temperaturen über 25 Grad in Karlsruhe seit dem Jahr 1878 nahezu verdoppelt – und die Zahl der Eistage halbiert. Nun aber wird es noch schneller heiß: Sind derzeit knapp 60 Sommertage im Jahr zu verzeichnen, werden es bis Mitte des Jahrhunderts 80 Tage sein.

 

Besonders unangenehm sind dann die Hitzetage mit Temperaturen von mehr als 35 oder gar 40 Grad – und die Tropennächte, in denen bei Temperaturen über 20 Grad kaum noch eine erholsame Abkühlung möglich ist. Doch für das körperliche Wohlbefinden sind nicht nur die Lufttemperaturen entscheidend. Hinzu kommen Luftfeuchtigkeit, mehr oder weniger abkühlende Winde sowie vor allem die als Strahlungstemperatur bezeichnete Wärme, die direkt von der Sonne sowie von den aufgeheizten Gebäuden ausgeht. Diese Faktoren zusammen führen zu Hitzestress, den die Menschen als unangenehm empfinden und den die Biomediziner zum Beispiel mit der sogenannten Physiologisch Äquivalenten Temperatur (Pet) charakterisieren.

Bei einer Pet von über 35 Grad leiden die Menschen unter Hitzestress. Genau dies wird in Karlsruhe immer häufiger der Fall sein: Bis 2035 – also in gerade einmal 18 Jahren – wird im Zeitraum Juni bis August der Anteil der Hitzestress-Tage auf 12,6 Prozent ansteigen. Besonders bedrückend ist, dass in der Pet-Klasse über 41 Grad der Anteil der extremen Hitzestunden am Tag von derzeit 1,8 auf 15,8 Prozent zunehmen wird. Und in den Nächten kühlt es immer häufiger nicht mehr unter 23 Grad ab.

Karlsruhe hat schon früh Maßnahmen ergriffen

Bei solchen Aussichten verwundert es nicht, dass die Karlsruher schon früh über Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel nachgedacht haben. Bereits 2008 wurden die wissenschaftlichen Erkenntnisse und möglichen Klimafolgen für die Stadt und das Umland in einem Bericht zusammengefasst. Seither sind weitere Studien gefolgt, die teilweise von dem 2011 gestarteten landesweiten Forschungsprogramm „Klimawandel und modellhafte Anpassung in Baden-Württemberg“ (Klimopass) unterstützt wurden.

Eines dieser Projekte war die Entwicklung eines Rahmenplans zur Klimaanpassung. Ziel war es, eine Art Werkzeugkasten für die „klimawandelgerechte“ Entwicklung und Sanierung von Stadtquartieren zu entwickeln. Dabei wurden zunächst sogenannte Hotspots identifiziert, also Quartiere, die von dem für Städte typischen Wärmeinsel-Effekt besonders betroffen sind. Danach wurden auf den drei Ebenen Gesamtstadt, Quartier und Einzelgebäude mögliche Anpassungsmaßnahmen genauer untersucht. Dazu zählen beispielsweise grüne Gleistrassen, entsiegelte Bodenflächen sowie begrünte Fassaden. Auf diese Weise lassen sich die Potenziale besser erkennen, mit denen die einzelnen Maßnahmen die Hitzebelastung am besten lindern können.

In Freiburg, das künftig ebenfalls verstärkt von Hitzestress bedroht sein wird, haben entsprechende Simulationen gezeigt, dass insbesondere Bäume, die entlang der städtischen Straßen Schatten spenden, die gefühlt hohen Temperaturen deutlich absenken können – in ihren Modellrechnungen kamen Forscher auf 3,8 Grad im Mittel. Begrünte Fassaden sind mit 1,4 Grad Temperaturabsenkung nicht ganz so wirksam. Wenig verwunderlich ist, dass Grünanlagen mit Bäumen ebenfalls die Hitze lindern – aber solche Anlagen sind viel zu selten.