Die Verwaltung will ein externes Büro für eine Planung beauftragen, die eine Klimaanalyse beinhaltet. Wie entscheidet der Gemeinderat?
Die Auswirkungen des Klimawandels sind längst spürbar. Heiße Sommertage mit Temperaturen über 30 Grad sind auch in unseren Regionen keine Seltenheit mehr. Das führt bei manchen Menschen zu gesundheitlichen Problemen. Das Thema Hitze ist in den Landkreisen und Kommunen angekommen. Böblingen beispielsweise hat ein Hitzeportal eingerichtet. Der Landkreis Ludwigsburg war mit einem Hitzeaktionsplan, der konkrete Schutzmaßnahmen aufzeigt, ein Vorreiter. In einigen Städten und Kommunen wie Rutesheim, Hemmingen oder Renningen gibt es in der warmen Jahreszeit bereits Trinkwasserbrunnen, wo sich jeder gratis bedienen darf.
Die Stadt Leonberg hat seit Anfang April eine Klimamanagerin. Aylina Scheidemantel behält nicht nur die kommunale Wärmeplanung im Auge, sondern ihr Ziel ist es zudem, einen Hitzeschutzaktionsplan für die Stadt zu erarbeiten. Hierfür, inklusive einer Klimaanalyse, soll für etwa 90 000 Euro ein externes Büro beauftragt werden. Die Stadt rechnet mit einem finanziellen Zuschuss des Landes in Höhe von bis zu 65 Prozent aus dem Förderprogramm „Klimopass“ des Umweltministeriums. Hinzu kämen Kosten für unterschiedliche Maßnahmen. Einige, wie die Errichtung von Trinkwasserspendern oder auch vertikalen Gärten, die für eine Verbesserung des Klimas sorgen sollen, stellte Aylina Scheidemantel im Planungsausschuss vor.
Das Konzept der Klimamanagerin stieß nicht bei allen Räten auf Wohlwollen. Die Kritiker hoben in erster Linie die hohen Kosten hervor. „Wir erstellen so viele teure Konzepte und es passiert dann nichts, warum brauchen wir kostspielige Trinkbrunnen, wir können doch auch einfach Wasserflaschen verteilen“, sagte Jörg Langer (Freie Wähler). Man wolle die Leute vor der Hitze schützen, „doch viele gehen dann ins Schwimmbad und legen sich noch in die Sonne“, so Langer weiter. Zu umfangreich und zu teuer sei das Projekt, meinte auch Willi Wendel (CDU). „Im neuen Stadtgarten stellen wir ja einen Trinkwasserbrunnen auf.“ Grundsätzlich sei es gut, so Wendel, sich mit dem Thema Hitzeschutz zu beschäftigen. „Aber die Allgemeinheit kann sich nicht darauf verlassen, dass die Stadt die Welt rettet, jeder kann entsprechend vorsorgen.“
Ein Paket für die Gesundheit der Menschen
Bedenken, dass Trinkbrunnen oder sonstige Hitzemaßnahmen mutwillig zerstört werden, hat Stephan Schwarz (Freie Wähler). „Keine Frage, dass das Hitzeproblem auf uns zukommt, aber es ist nicht die Aufgabe der Stadt, aktiv zu werden.“
Das sieht Harald Hackert von der Salz-Fraktion anders. „Im Format der Bürgerbeteiligung war es der Wunsch der Menschen, dass die Stadt Möglichkeiten für Hitzeschutz in der Stadt schafft.“ Und auch Bernd Murschel, der Fraktionsvorsitzende der Grünen, stimmte für den Hitzeschutzaktionsplan: „Wir benötigen ein Paket, um die Gesundheit der Menschen im Fokus zu haben.“ Mit einer Stimme hat der Planungsausschuss das Projekt schließlich abgelehnt.
Die Klimaschutzmanagerin Aylina Scheidemantel, die sichtlich enttäuscht den Sitzungssaal verließ, hofft nun auf eine positive Entscheidung im Gemeinderat, der an diesem Dienstag um 19 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses tagt. „In anderen Kommunen wird sehr viel in diese Richtung getan.“