Der Juli 2023 wird nach Einschätzung des Chef-Klimatologen der US-Raumfahrtbehörde Nasa der weltweit heißeste Monat seit „hunderten, wenn nicht tausenden Jahren“ werden. In mehreren Weltregionen werden Rekorde gebrochen.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Der Klimawandel hat die Menschheit schon heute fest im Griff. Die extremen Temperaturen in diesem Sommer sind für jeden spürbar, doch die dramatischen Auswirkungen der von der Menschheit verursachten Erderwärmung gehen noch viel weiter.

 

„Wir sehen beispiellose Veränderungen überall auf der Welt, die Hitzewellen, die wir in den USA, in Europa und in China sehen, sprengen Rekorde“, sagt Gavin Schmidt, Chef-Klimatologe der US-Raumfahrtbehörde Nasa.

Mit dem Klimawandel steigen die Temperaturen

Der Nach Einschätzung der Nasa wird der Juli 2023 der weltweit heißeste Monat seit „hunderten, wenn nicht tausenden Jahren“ werden. In diesem Monat wurden bereits mehrere Hitzerekorde übertroffen, wie Messungen der Europäischen Union und der Universität Maine ergeben haben, die auf Grundlage von Boden- und Satellitendaten Modelle für vorläufige Schätzungen erstellen.

Welche Rolle spielt El Niño?

Für die Effekte könne zudem nicht nur das Wetterphänomen El Niño verantwortlich gemacht werden, das „gerade erst angefangen“ habe. Auch wenn El Niño eine kleine Rolle spiele, sei es „die globale Wärme, so ziemlich überall, vor allem in den Ozeanen“.

Zur Info: El Niño – und sein Gegenpart und La Niña – ist eine sogenannte Wetteranomalie, die Westküste von Südamerika, Südasien und Australien Extremwetter wie Hitze, Frost, Wirbelstürme und Starkregen verursacht. Die Folgen können Dürren, Riesenwellen, Überschwemmungen und Erdrutsche sein.

Bei El Niño kommt es zu einem Auftreten außergewöhnlicher, nicht zyklischer, veränderter Meeresströmungen im sogenannten ozeanografisch-meteorologischen System (englisch: El Niño-Southern Oscillation/Enso) des äquatorialen Pazifiks.

Auf unserer Karte können Sie sehen, in welchen Weltregionen El Niño auftritt und wie sich das Wetterphänomen auf Wetter und Klima auswirkt.

Kein Ende der Wetterextreme in Sicht

Es habe Temperaturen in Rekordhöhe an der Meeresoberfläche gesehen, sogar außerhalb der Tropen und schon seit vielen Monaten, stellt Schmidt fest. Der Klimawissenschaftler geht zudem davon aus, dass sich die Entwicklung fortsetzt, „weil wir weiterhin Treibhausgase in die Atmosphäre ausstoßen“.

Die aktuellen Wetterphänomene erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass 2023 das heißeste jemals registrierte Jahr wird. „Wir erwarten, dass 2024 ein noch wärmeres Jahr wird, weil wir es mit dem Phänomen El Niño beginnen werden, das sich gerade erst aufbaut und das Ende dieses Jahres seinen Höhepunkt erreichen wird.“

Info: Die Folgen des Klimawandels

Hunger
Nach einer Studie des Weltklimarates IPPC Durch die steigenden Temperaturen nimmt der Nährstoffgehalt der Nutzpflanzen dem Berichtsentwurf zufolge ab. Der Proteingehalt von Reis, Weizen, Gerste und Kartoffeln werde voraussichtlich um 6,4 bis 14,1 Prozent sinken, wodurch fast 150 Millionen Menschen zusätzlich unter Proteinmangel leiden könnten. Auch wichtige Mikronährstoffe, die vielen Menschen auf der Südhalbkugel ohnehin bereits fehlen, werden weniger. Da extreme Wetterereignisse durch den Klimawandel zunehmen, steigt laut IPCC die Gefahr, dass die Ernten in mehreren Kornkammern der Welt gleichzeitig ausfallen. Die Autoren rechnen mit einem Anstieg der Lebensmittelpreise bis zur Mitte des Jahrhunderts um fast ein Drittel, wodurch weiteren 183 Millionen ärmeren Menschen Hunger drohe.

Wasser
Etwas mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung leidet bereits jetzt unter einer unsicheren Wasserversorgung. Der IPCC legt dar, welche Auswirkungen der Wassermangel in Zukunft haben könnte. Die Berichtsautoren halten es für wahrscheinlich, dass deswegen zwischen 30 und 140 Millionen Menschen in Afrika, Südostasien und Lateinamerika bis 2050 zu Binnenvertriebenen werden könnten.

Krankheitenr
Mit der Erderwärmung breiten sich Mücken und andere Arten aus, die Krankheiten übertragen. Die Hälfte der Weltbevölkerung könnte bis Mitte des Jahrhunderts Krankheiten wie dem Dengue- und Gelbfieber sowie dem Zika-Virus ausgesetzt sein, warnt der IPPC-Bericht. Die Gefahr von Malaria und Borreliose werde zunehmen, außerdem würden klimabedingt mehr Kinder an Durchfallerkrankungen sterben. Auch Krankheiten, die mit schlechter Luftqualität und Ozonbelastung zusammenhängen, werden laut IPCC erheblich zunehmen. Sein Berichtsentwurf weist zudem auf „ein erhöhtes Risiko der Verunreinigung von Lebensmitteln und Wasser durch Gifte im Meer“ hin.