Das schnell wärmer werdende Nordpolgebiet hat einer neuen Studie zufolge weitreichende Auswirkungen.

Berkley - Der Klimawandel macht sich in der Arktis besonders drastisch bemerkbar: Fast jährlich melden die Forscher neue Rekord-Eisschmelzen. Das hat zwar den Vorteil, dass die Schiffsrouten im hohen Norden immer häufiger im Sommer befahren werden können, doch es gibt auch gravierende Nachteile – und das sogar in weit entfernten Gebieten.

 

So diskutieren nun kalifornische Forscher, die am Lawrence Livermore National Laboratory und an der University of California in Berkley arbeiten, einen Zusammenhang zwischen arktischer Eisschmelze und wachsender Trockenheit in Kalifornien. Schon länger vermuten Klimaexperten, dass die Eisschmelze im Nordpolgebiet die arktischen Gewässer erwärmt. Dies wiederum hat zur Folge, dass sich das Wetter bis weit nach Süden ändert – mit fatalen Folgen für Kalifornien: Winterliche Sturmtiefs, die dort den dringend benötigten Regen bringen könnten, werden durch einen anhaltenden Hochdruckrücken im Nordpazifik blockiert und in Richtung Kanada und Alaska nach Norden abgedrängt.

Feuchte Luft wird abgelenkt

Nach der jetzt im Fachblatt „Nature Communications“ veröffentlichten Studie kommen die kalifornischen Forscher aufgrund ihrer neuen Modellrechnungen zu dem Schluss, dass der Verlust an arktischem Meereis die Luftzirkulationen in großer Höhe und damit das Wettergeschehen in Richtung Äquator bis zum tropischen Pazifik beeinflusst. Dies führt zu einem „Umbau der tropischen Niederschläge und einer offenkundigen Verlagerung der Niederschläge in Richtung Norden“. Für Kalifornien bestätigen die Modellrechnungen das bereits vermutete Niederschlagsdefizit, weil speziell von Dezember bis Februar die feuchten Luftmassen im Winter nach Norden gelenkt werden.

Die Forscher haben auch die möglichen Folgen der Eisschmelze im Südpolgebiet untersucht. Auch hier kommen sie zu dem Schluss, dass die Auswirkungen bis in die Tropen reichen. Das macht es andererseits schwierig, die Folgen der Eisschmelzen an den beiden Polen in naher wie auch fernerer Zukunft für den Rest der Welt abzuschätzen. Bemerkenswert ist jedoch eine der Schlussfolgerungen, welche die Forscher ziehen: „Unsere Ergebnisse legen sehr nahe, dass das, was in der Arktis passiert, nicht in der Arktis bleibt.“ Das bedeutet aber auch, dass die besonders rasch voranschreitende Klimaerwärmung im Nordpolgebiet auch in Europa noch unabsehbare Folgen haben könnte. Eine auf den ersten Blick paradoxe Entwicklung könnte sein, dass es bei uns im Winter kälter werden könnte: Sollten die starken, im Nordpolgebiet kreisenden Winde schwächer werden, könnte kalte Polarluft nach Süden gelangen und kalte Winter zur Folge haben.