Klimawandel produziert Wetterextreme Wird die Dürre zum Normalfall?
Waldbrände in Kalifornien, Trockenheit in Deutschland: Die Wetterextreme nehmen bedingt durch den Klimawandel weltweit zu. Die Politik tut zu wenig dagegen, kritisiert Klaus Zintz.
Waldbrände in Kalifornien, Trockenheit in Deutschland: Die Wetterextreme nehmen bedingt durch den Klimawandel weltweit zu. Die Politik tut zu wenig dagegen, kritisiert Klaus Zintz.
Stuttgart - In Kalifornien steigt die Zahl der in den Flammen gestorbenen Menschen von Tag zu Tag – und ein Ende der Brände ist nicht abzusehen. Hinzu kommen Schäden in Milliardenhöhe. Die Behörden sprechen von den schlimmsten Bränden in der Geschichte des Bundesstaates. Die Natur schlägt dort in diesem Jahr also noch schlimmer zurück als im vergangenen Jahr, das bereits als Rekord-Feuerjahr in die kalifornischen Annalen einging. Entwarnung gibt es keine – im Gegenteil: Kaliforniens Gouverneur Jerry Brown rechnet damit, dass extreme Brände in den kommenden Jahren noch zunehmen werden.
Für die Trump-Regierung stehen die Schuldigen an dieser ihrer Meinung nach hausgemachten Katastrophe fest: Es sind die Umweltschützer, die das Fällen von Bäumen in den feuergefährdeten Wäldern verhindern. Für die Brände sei das „schlechte Forstmanagement“ verantwortlich, twitterte denn auch Präsident Donald Trump. Bei den Betroffenen löste er damit große Entrüstung aus – immerhin dankte er später Feuerwehrleuten und Rettungsdiensten für ihren Einsatz.
Sicherlich erhöht es das Risiko eines Schadfeuers, wenn in den Wäldern viel trockenes Holz liegt. Doch die Forstbehörden sind seit Jahren bestrebt, Brandlasten kontrolliert abzubrennen. Gleichwohl werden die Brände in jüngster Zeit immer heftiger: Von den elf größten Schadfeuern seit 1932 fanden neun nach dem Jahr 2000 statt und fünf nach 2010. Klimaforscher sehen hier einen direkten Zusammenhang mit steigenden Temperaturen und großräumigen klimatischen Veränderungen. So mehren sich die Hinweise, dass sich die globalen Windverhältnisse ändern. Der für das Wettergeschehen auf der Nordhalbkugel so wichtige Jetstream, der in großer Höhe wellenförmig um das Nordpolgebiet weht, scheint sich zu verändern – und zwar deshalb, weil sich die Arktis noch viel schneller und stärker erwärmt als andere Regionen.
So kommt es, dass bestimmte Wetterlagen inzwischen viel länger anhalten können als früher. Das gilt für Hochdruckgebiete mit Hitzewellen und Dürre genauso wie für Tiefs mit Dauerregen und katastrophalen Überschwemmungen. Beide Großwetterlagen hat auch Deutschland in jüngster Zeit zu spüren bekommen. Die Wetterextreme verstärken sich also, in Nordamerika ebenso wie in Europa. Das heißt aber auch, dass menschliches Leid und wirtschaftliche Schäden in den kommenden Jahren und Jahrzehnten auch in Industrieländern wie den USA oder Deutschland weiter zunehmen werden.
Die Konsequenzen liegen auf der Hand. Vor allem müssen erheblich größere Anstrengungen als in der Vergangenheit unternommen werden, um den Ausstoß von klimawirksamen Gasen wirkungsvoll zu reduzieren. Auch und gerade Deutschland ist hier gefragt, trägt doch die Verbrennung von Braunkohle ebenso zur Erwärmung der Erde bei wie der wachsende Verkehr, der im vergangenen Jahr mehr Kohlendioxid produzierte als je zuvor. So kann man der Politik durchaus vorwerfen, zu wenig für die Zukunft unserer Kinder zu tun: Dem jetzt bekannt gewordenen Entwurf des Klimaschutzberichtes 2018 zufolge wird das für 2020 gesteckte Klimaziel nicht erreicht. Statt den CO2-Ausstoß wie geplant um 40 Prozent zu senken, wird sich die Politik wohl mit 32 Prozent begnügen.
Zudem ist es unerlässlich, Anpassungsmaßnahmen zügig auf den Weg zu bringen – vor allem auch deshalb, weil die Folgen des Klimawandels viel schneller und deutlicher zu spüren sind als sich die Menschen dies bisher vorstellen konnten. Im Falle der Dürreschäden bedeutet dies unter anderem, dass die Landwirtschaft neue, wassersparende Anbaumethoden finden muss. Und dass sich Transportgewerbe wie Energieversorger darauf einstellen müssen, dass die Flüsse über Monate hinweg nur sehr eingeschränkt nutzbar sind.