Klimawandel spielt eine Rolle Experte: Tierseuchen gelangen zunehmend nach Deutschland

Ob Afrikanische Schweinepest oder Vogelgrippe - Deutschland bekommt es verstärkt mit Tierseuchen aus dem Ausland zu tun. Das zuständige Bundesforschungsinstitut stellt sich darauf ein.
Greifswald - Nach Deutschland kommen nach Aussage des Präsidenten des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) zunehmend Tierseuchen aus dem Ausland.
Man habe viele der hierzulande natürlich vorkommenden Tierseuchen in den vergangenen 30 bis 50 Jahren getilgt, sagte Thomas Mettenleiter der Deutschen Presse-Agentur. "Aber wir haben zunehmend dann eben mit Einträgen von außen zu rechnen." Die Afrikanische Schweinepest, die Vogelgrippe oder das West-Nil-Fieber seien Beispiele.
Vorläufer der Vogelgrippe-Viren, die schließlich in Deutschland gelandet seien, hätten sich vermutlich in Sibirien gebildet. Die Afrikanische Schweinepest sei mittlerweile eher eine eurasische Schweinepest und habe sich zuletzt von Georgien aus ausgebreitet.
"Es hat sich die Arbeit des Instituts in den letzten Jahren schon auch deutlich verändert", sagte Mettenleiter. Das Spektrum der zu erforschenden Erreger sei "internationaler" und breiter geworden. "Damit wir zumindest auf alles halbwegs Denkbare dann auch einigermaßen vorbereitet sein können."
Das FLI mit Hauptsitz auf der Insel Riems bei Greifswald hat als Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit zwei Forschungsschwerpunkte: Zum einen die Gesundheit und das Wohlbefinden von Nutztieren vom Huhn bis zum Rind, zum anderen der Schutz des Menschen vor Zoonosen. Das sind Infektionen, die zwischen Tier und Mensch übertragen werden können - wie etwa Sars-CoV-2.
Beim Auftreten neuer Erreger spiele der Klimawandel auch eine Rolle, etwa wenn neue Überträger wegen wärmerer Temperaturen hier überleben können. So zum Beispiel die Japanische Buschmücke oder die Asiatische Tigermücke, die sich in Deutschland angesiedelt hätten. "Beide können Infektionen übertragen, die zumindest bisher in Deutschland nicht aufgetreten sind", sagte Mettenleiter. Darunter seien etwa das Zika- oder das Chikungunya-Virus. In vielen Fällen sei der konkrete Einfluss des Klimawandels auf einzelne Erreger zwar noch nicht klar. "Wir sehen aber, dass sich die Lebensräume von Überträgern ändern."
Zoonosen wie Sars-CoV-2 habe es schon immer gegeben, sagte Mettenleiter. Wenn man sich die Zahlen ansehe, wirke es aber so, als habe es in letzter Zeit mehr solcher Erreger-Übergänge von Tieren auf Menschen gegeben. Das kann laut Mettenleiter an der wachsenden Weltbevölkerung liegen, die derzeit bei knapp acht Milliarden Menschen liege. "Das ist eine riesige Population von potenziellen Wirten für solche Erreger". Damit stiege "rein statistisch" die Zahl der Kontakte zwischen Menschen und Tieren und damit auch die Wahrscheinlichkeit eines Überspringens.
Auch das Vordringen der Menschen in Lebensräume, die zuvor Tieren vorbehalten waren, spielt laut Mettenleiter vermutlich eine Rolle. "Und dann natürlich auch die Art und Weise, wie Menschen leben." Sars-CoV-2 sei in der chinesischen Millionenstadt Wuhan aufgefallen. Die Urbanisierung habe auf die Verbreitung solcher Erreger sicherlich einen wichtigen Einfluss. "Dann kommt natürlich die Globalisierung mit dazu, und dann geht das ganze eben sehr viel schneller, als wir das in der Vergangenheit gesehen haben."
Fledermäuse seien für Mettenleiter immer noch das wahrscheinlichste natürliche Ursprungsreservoir von Sars-CoV-2. Ob es einen Zwischenwirt gegeben habe, wisse man noch nicht. Es wird davon ausgegangen, dass der Erreger der Lungenkrankheit Covid-19 auf einem Wildtiermarkt in Wuhan auf den Menschen übergesprungen ist.
© dpa-infocom, dpa:210127-99-185670/2
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