Die Waldenbucher Revierförsterin Stefanie Knorpp macht sich Sorgen. Die extremen Wetterbedingungen der jüngsten Zeit erschweren ihre Tätigkeit immens. Jungbäume vertrocknen, Mitarbeiter sind in Gefahr.

Waldenbuch - Die kleine Douglasie kämpft ums Überleben. Im unteren Bereich der Pflanze sind die Nadeln braun. Nur an der Spitze zeigen sich zarte, grüne Triebe. Der Boden ist viel zu trocken. Die Waldenbucher Försterin Stefanie Knorpp geht im Sommer 2017 mit besorgtem Blick durch ihr Revier. „Wir haben starke Probleme bei den Pflanzungen. Das Frühjahr war extrem trocken. Besonders gefährdet sind die Douglasien. Hier hatten wir Ausfälle von 90 Prozent“, erklärt sie.

 

Die Forstarbeiter haben nachgepflanzt. Dann kamen die Hitzetage im Juni und Juli. Von einem großen Fass auf dem Waldweg aus wurde das Wasser mit Gießkannen auf die Jungpflanzen verteilt. „Das hatten selbst unsere erfahrensten Mitarbeiter noch nicht erlebt“, sagt Stefanie Knorpp und stellt fest: „Die Wetterextreme kommen auch im Wald an. Wir stellen uns darauf ein.“

Die Veränderung geht schleichend vor sich und fordert die Forstexperten in vielen Bereichen. Trockenheit, Starkregen, Stürme, Schädlinge – das System steht unter Druck. „Wir sind schon seit vielen Jahren dabei, den Wald entsprechend umzugestalten“, berichtet die Waldenbucher Revierleiterin, die für rund 600 Hektar Staatswald, 80 Hektar Gemeindewald und den Waldjugendzeltplatz auf der Jungviehweide zuständig ist.

Die Fichte hat mit dem Wassermangel schwer zu kämpfen

Der Wassermangel ist nur ein Aspekt, hat aber große Auswirkungen in der Fläche. „Es gibt Baumarten, die besser damit zurechtkommen. Andere leiden“, sagt Stefanie Knorpp. Zu jenen, die kämpfen, gehören Fichten und Buchen. Mancherorts ist das flachwurzelnde Kieferngewächs bereits totgesagt. Die Waldenbucher Forstexpertin wagt aber noch keine Prognose. „Es wird sich in den kommenden Jahren zeigen, wie die Fichte die langen Trockenperioden übersteht“, stellt sie fest.

Wenn das Wasser fehlt, schwächeln die Abwehrkräfte. Dann schlägt die Stunde der Insekten und Pilzkrankheiten. „In den Fichtenbeständen haben wir mehr Borkenkäfer. Bei der Buche hat der Prachtkäferbefall zugenommen“, berichtet die Revierleiterin. Die Forstexperten planen um: Wenn kranke und schwache Bäume weichen, wird mit widerstandsfähigeren Pflanzen aufgeforstet. „Die Douglasie ist eine Gastbaumart aus Nordamerika, die in ausgewachsenem Zustand gut mit Trockenheit zurechtkommt“, sagt Knorpp. Auch die Eiche und die Esskastanie haben Potenzial. Auf gezielte Züchtungen aus dem Labor kann man im Forst nicht zurückgreifen. „Wir setzen auf die natürliche Auslese und verlassen uns auf die Erfahrungen draußen im Feld“, sagt die 49-Jährige.

Bei 35 Grad ist die Arbeit zu gefährlich

Zu alldem gesellen sich weitere Probleme, die deutlich mehr Aufwand erfordern. Zum Beispiel der Windwurf und die großen Regenmengen, die in kürzester Zeit herniederprasseln. Stefanie Knorpp hält fest: „Stürme und Starkregen haben in den vergangenen Jahren zugenommen.“ Das heißt: Ausgespülte Wege müssen instand gesetzt, umgestürzte Bäume lokalisiert und möglichst schnell aus dem Wald geholt werden.

Auch an extrem heißen Tagen werden die Arbeitsabläufe durcheinandergewirbelt. „Wir können unsere Forstarbeiter dann nicht mit Schnittschutzausrüstung und Motorsäge in die dichten Bestände schicken“, erklärt die Revierleiterin. Wenn das Thermometer auf 35 Grad Celsius steigt, ist Kreativität gefragt. Dann werden die schweißtreibenden Tätigkeiten im Jungbestand durch Käfermonitoring, Mulchen oder Pflegearbeiten am Jugendzeltplatz ersetzt. Die Klimaveränderungen zeigen Wirkung – die Wintermonate sind ebenfalls davon betroffen. „In der Zeit der Holzernte haben wir mehr Feuchtigkeit“, sagt Knorpp. Das wäre kein Problem, würden die Temperaturen verlässlich in den Keller rauschen. Das tun sie aber nicht. „Früher war der Boden über Wochen hinweg durchgefroren. Im vergangenen Jahr war das genau eine Woche lang der Fall.“

Not macht erfinderisch

Der Transport des Holzes aus dem Wald wird somit schwieriger. „Um den Boden zu schonen, stellen wir die Technik um“, berichtet die Revierleiterin. Fahrzeuge, die auf Bändern laufen, oder Maschinen mit sechs bis acht Rädern sollen helfen, das Gewicht auf dem durchweichten Untergrund besser zu verteilen. Not macht erfinderisch. „Hier habe ich mit dem Seilkran gearbeitet, den man bisher eigentlich nur in Steillagen verwendet hat“, berichtet Knorpp und zeigt auf ein ebenes Waldstück, das von akkurat gestapelten Baumstücken begrenzt wird. „Natürlich“, so räumt sie ein, „ist das alles sehr viel aufwendiger“. Der erhöhte Arbeitseinsatz durch die sich ändernden Wetterlagen bringe Kosten mit sich, die kompensiert werden müssten. Nennenswerte Budgeterhöhungen seien jedoch nicht geplant, und auf eine Aufstockung der Mitarbeiter könne sie derzeit nicht hoffen. Stefanie Knorpp sieht das ganz nüchtern: „Ignorieren können wir die Herausforderungen nicht. Wir müssen dann eben an anderer Stelle Abstriche machen.“