Der von den Medius-Kliniken beauftragte Investor versucht, die Kosten für eine vertraglich vereinbarte Wandbegrünung zu sparen. Das gefällt der Stadt überhaupt nicht.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Kirchheim - Das Gebäude steht, doch der Ärger geht weiter. Am Dienstag ist das zunächst wegen seiner ursprünglich geplanten Dimension umstrittene Parkhaus für die Mitarbeiter der Medius-Kliniken im Kirchheimer Wohngebiet Paradiesle offiziell eingeweiht worden. Doch abgeschlossen sind die Arbeiten noch nicht. Und schon jetzt zeichnet sich ein Streit des von den Medius-Kliniken mit dem Parkhausbau beauftragten Investors, der HIB Parkraum Nürtingen Gesellschaft, mit der Stadt Kirchheim ab.

 

Denn so schön und modern das 166 Autos fassende Parkhaus mit seinen sechs Parkebenen samt der integrierten Notarztwache von der Einfahrtseite aussieht, so kahl präsentiert sich noch die sieben Meter hohe, den im Osianderweg wohnenden Menschen zugewandte Beton-Rückwand. Eigentlich ist vereinbart, dass HIB die Wand begrünen muss. Das kostet Geld – auch weil der Pflegeaufwand für einen solche Begrünung hoch ist. Deshalb versucht der HIB-Geschäftsführer Thomas Veith, mit einem von den Betroffenen als Mischung aus Druck und vermeintlichem Entgegenkommen empfundenen Auftreten, den Anwohnern die Zustimmung zu einer anderen Lösung abzuringen.

Investor strebt „nichtorganische Lösung“ für den Schallschutz an

In einem ersten Gespräch hat Veith den Anwohnern angeboten, sie könnten eine vom Investor nicht benötigte Grünfläche entlang der Betonwand kostenlos als Gartenerweiterung nutzen. Allerdings liegt diese Fläche teilweise bis zu drei Meter unterhalb der bisher existierenden Gärten. Dann aber müssten sie auf eine Begrünung der Rückwand verzichten. Allerdings sei er bereit, „mit nichtorganischem Material“ für eine Verschönerung der Wand zu sorgen. Auch über das Pflanzen von Bäumen könne man reden.

Sollten aber nur einige Mieter an den Flächen interessiert sein, müssten diese Pacht zahlen. Er nannte einen Betrag zwischen zwei und fünf Euro pro Quadratmeter und Monat. Für 100 Quadratmeter Garten an einer Betonwand müssten die Anwohner also zwischen 200 und 500 Euro im Monat zahlen.

Anwohner sollen sich um die Pflege der Begrünung kümmern

Im Gespräch mit unserer Zeitung verweist Veith auf die innerstädtische Lage des Grundstücks. Er räumt aber immerhin ein, dass er beim ersten Gespräch „sehr hohe Summen“ genannt habe. Am Rande der offiziellen Eröffnung hat Veith nun einen anderen Vorschlag präsentiert: HIB werde den Anwohnern die Grünfläche überlassen, wenn diese sich bereit erklärten, sich um die Pflege und die Bewässerung der hängenden Gärten am Parkhaus zu kümmern. In einem weiteren Gespräch will er Pläne für die Begrünung präsentieren. Dabei sollen Baumpflanzungen wohl aber weiter eine zentrale Rolle spielen.

Im Kirchheimer Rathaus verfolgt man das Vorgehen von HBI mit Kopfschütteln und wachsendem Groll. „Herr Veith muss nicht mit den Anwohnern sprechen. Denn sein Vertragspartner ist die Stadt“, sagt die Kirchheimer Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker. Im Durchführungsvertrag, den HBI mit der Stadt geschlossen habe, sei eindeutig die Begrünung der Rückfassade mit einem „vertikalen Garten“ vereinbart. Veith argumentiert nun, dass angesichts des Klimawandels es zwar möglich sei, für kurze Zeit einen attraktiven hängenden Garten zu schaffen. Auf Dauer sähen solche Gärten aber meist eher unattraktiv und hässlich aus. Dieses Argument lässt Matt-Heidecker kalt: Zum einen sei der Klimawandel schon bei Baubeginn bekannt gewesen. Zum anderen gäbe es Kompetenzzentren für solche Gärten in der Region, bei denen sich Veith Ratschläge zur richtigen Pflege holen könne.

Ähnliches Thema in Göppingen

In der Bauabnahme sei eindeutig geklärt und schriftlich festgehalten, dass HBI bis zum Ende der diesjährigen Vegetationsperiode mit dem Bau eines vertikalen Gartens beginnen muss. Spätestens ein Jahr nach Fertigstellung des Bauwerks, also im kommenden Sommer, müsse der Garten fertig sein.

In Göppingen hat es zuletzt einen ähnlichen Streit um die Begrünung einer Parkhauswand gegeben. Dabei hatten sich die Stadt und der Parkhausgesellschaft, an der die Stadt Göppingen beteiligt ist, nicht auf die Verteilung der Kosten für eine begrünte Fassade am Kornhausplatz einigen können. Die Parkhausgesellschaft hatte sich grundsätzlich geweigert, sich an den Mehrkosten für die Begrünung zu beteiligen. Nun wird in Göppingen die unattraktive Parkhauswand mit Hilfe von neun schmalen Säulen-Hainbuchen kaschiert.