Dass die Marbacher Klinik mit 80 Betten nur noch ein Belegkrankenhaus wird, ist de facto beschlossene Sache. Spannend ist die Frage, was als Kompensation angesiedelt wird.

Ludwigsburg - Die Debatte um das richtige Medizinkonzept im Kreis Ludwigsburg geht in die Zielgerade – am 1. Juli soll der Kreistag die großen Linien festlegen. Dass die Marbacher Klinik ihren Status als vollwertiges Krankenhaus verliert, ist weder im Aufsichtsrat der Klinikgesellschaft noch im Verwaltungsausschuss des Kreistages umstritten. Allerdings gibt es noch viele Fragezeichen hinter der möglichen Kompensation für Marbach.

 

Die soll wie berichtet aus einer Belegklinik mit 40 Betten bestehen. Die Pläne, ein Zentrum für Altersmedizin als Ausgleich in Marbach zu bauen, sind indes vom Tisch, auch dieser Geriatrie-Schwerpunkt soll nach Bietigheim-Bissingen. Allerdings planen der Landrat Rainer Haas und der Klinikholding-Geschäftsführer Jörg Martin, in Marbach eine Art Gesundheitscampus zu etablieren. Etwa mit einer Rehaklinik, Psychosomatik und Dienstleistungen.

Rainer Haas: Die Schwarzwaldklinik ist tot

„Wir versuchen auch, die Endoskopie in Marbach zu belassen“, kündigt Martin erstmals an. Allerdings betont er, dass eine Vollklinik dort nicht wirtschaftlich sei. Der Landrat Rainer Haas findet deutliche Worte: „Das Konzept der Schwarzwaldklinik ist tot, auch für Marbach.“

Man bemüht sich dennoch, den Marbacher Phantomschmerz zu lindern – schließlich bedeutet das Konzept dort nach 100 Jahren das Ende eines umfassenden Krankenhauses mit allen Disziplinen. Geplant ist, die Häuser in Ludwigsburg (1000 Betten) und Bietigheim (500) als große Zentren auszubauen, dazu kommt die Spezialklinik in Markgröningen mit 200 Patienten, die Tagesklinik Vaihingen (41) und die Marbacher Belegklinik (40).

Richtig lauter Protest wird nicht mehr laut. Der ehemalige Marbacher Bürgermeister Herbert Pötzsch sagt aber: „Wir müssen uns klar sein, was das für Konsequenzen das für Marbach hat.“ Zwar bedeute eine Belegklinik keine Privatisierung, man habe de facto keinen kommunalen Einfluss mehr. Aber auch Pötzsch ist sich bewusst: „Die Alternative wäre die Schließung des Standortes Marbach.“

Dass dort nicht einmal die Altersmedizin Platz finden soll, begründet der Klinikgeschäftsführer Jörg Martin mit den Kosten: 55 Millionen würde der Bau in Marbach kosten, 34,7 in Bietigheim, wo es zudem Anbindung an die Abteilungen der Klinik gebe.

Alt-OB Manfred List zündelt ein wenig

Für Aufregung sorgte der Bietigheimer Alt-OB Manfred List (CDU), der das mühsam gefundene Kompromisspaket in Frage stellt. Denn den Marbachern wurde versprochen, dass die Investitionen in Bietigheim und in Marbach zeitlich gekoppelt werden. „Wir sollten darüber in einem Jahr noch einmal diskutieren“, sagte List. Zudem würde eine in Belegklinik in Marbach andere Standorte schwächen. Auch der CDU-Fraktionschef Manfred Hollenbach will sich nicht von vornherein auf 40 Belegbetten für Marbach festlegen lassen, wie er erklärt.

Die Marbacher Kreisräte witterten hier Zündelei und sahen die ohnehin vagen Zusagen für ihre Kompensation schwinden. Zumal auch die Grünen-Kreisrätin Andrea Stockmayer-Mohn Zweifel äußerte, quasi einen Blankoscheck für eine Belegklinik auszustellen: „Wir brauchen erst feste Zusagen.“ Der Marbacher SPD-Rat Heinz Reichert mahnte daher: „Marbach ist über die Jahre immer weiter amputiert worden.“

Deutliche Zweifel an dem Medizinkonzept kommen auch von der Linken in Form von Fraktionschef Hans-Jürgen Kemmerle: „Wir geben die Versorgung in der Fläche auf.“ Und der Betriebsrat Gerhard Locher äußerte sein Unverständnis, dass in Marbach nicht wenigstens die Innere Abteilung erhalten bleiben könne. Am Ende fallen fast einstimmige Beschlüsse, der Weg für zwei Großkliniken und drei kleinere Ergänzungen wird wohl weiter beschritten.