Das Klinikum Ludwigsburg hat eine Mitarbeiterin entlassen, die auch im Betriebsrat sitzt. Gewerkschaften vermuten, dass dahinter Methode steckt. Doch offenbar gab es durchaus gute Gründe für die Entlassung.

Ludwigsburg - Fristlose Kündigungen haben im Arbeitsleben Seltenheitswert. Das ist auch beim Klinikum Ludwigsburg nicht anders. Wenn dann noch – wie jüngst in Ludwigsburg geschehen – eine Betriebsrätin die Kündigung erhält, ist der Ärger programmiert. Die Gewerkschaft Verdi und die Katholische Arbeitnehmerbewegung KAB wittern dahinter den Versuch, eine unliebsame Mitarbeiterin loszuwerden. Doch der Krankenhauschef Jörg Martin betont: „Wir würden so etwas nicht machen, wenn es dafür keine guten Gründe gäbe.“ Manches spricht dafür, dass Martin recht haben könnte.

 

Die Pressemitteilung des Bündnisses „Gesundes Krankenhaus“, hinter dem im Wesentlichen Verdi und die KAB stecken, strotzt nur so von Vorwürfen gegen den Klinikmanager. Das Bündnis sei „geschockt über das Vorgehen des Geschäftsführers“, dessen Häuser jüngst „negativ in die Schlagzeilen“ gekommen seien. Was die Mitteilung aber nicht enthält ist eine Antwort auf die Frage, warum genau der Pflegerin eigentlich gekündigt wurde.

Der Betriebsrat hat nicht zugestimmt

„Ihr ist ein schwerer Fehler passiert“, räumt der KAB- und Verdi-Betriebsseelsorger Martin Zahner auf Anfrage ein. Für Zahner steht gleichwohl fest: „Solche Dinge kommen vor, eine Abmahnung wäre schon das höchste der Gefühle als Reaktion gewesen.“ Erwartungsgemäß habe der Betriebsrat der Kündigung nicht zugestimmt. Das gilt als Routineakt, in solchen seltenen Kündigungsfällen von Betriebsräten stellt sich das Gremium meist prinzipiell hinter den Kollegen. Auch die „Demosanitäter“ der Sanitätsgruppe Südwest haben gegen die Kündigung protestiert und eine spontane Demo vor dem Landratsamt an diesem Freitag, 14 Uhr, angekündigt.

Der Klinikchef Jörg Martin will sich aus Gründen des Datenschutzes nicht detailliert zu den Kündigungsgründen äußern. Er betont aber, dass die Entlassung mit dem direkten Vorgesetzten und dem zuständigen Chefarzt abgestimmt worden sei und es um „schwer wiegende Versäumnisse“ gehe.

Gericht soll die Zustimmung ersetzen

Dass die Kündigung gut begründet und rechtens sei, „wird sich schon bald vor Gericht zeigen“, sagt Martin. Die Sache habe „nichts mit der Betriebsratstätigkeit zu tun“. Am 14. Januar wird der Fall beim Arbeitsgericht in Ludwigsburg verhandelt. Der Klinikchef hat den Antrag gestellt, die nicht erteilte Zustimmung des Betriebsrats von einem Gerichtsbeschluss ersetzen zu lassen. Dort werden beide Seiten ihre Fakten auf den Tisch legen müssen.

Seit geraumer Zeit ist das Tischtuch zwischen der Klinikenspitze und der Gewerkschaft Verdi eh zerschnitten. Verdi hatte dem Krankenhauschef Martin jüngst die „Rote Karte“ überreicht, weil die Dienstleistungsgewerkschaft ihm eine zu rigide Sparpolitik und die Verhinderung von Gewerkschaftsaktivitäten vorwirft. Martin hat die Kritik mit einem Verweis darauf gekontert, dass Verdi allein im November 35 Veranstaltungen im Klinikum abgehalten habe. „Wir begegnen bei der Geschäftsführung einer Politik der massiven Konfrontation“, sagt hingegen Martin Zahner, der auch Sprecher des Bündnisses „Gesundes Krankenhaus“ ist.

Politische Rückendeckung für die Klinikleitung

Der Landrat Rainer Haas und weite Teile des Kliniken-Aufsichtsrats (mit Ausnahme der Linken) stehen hinter dem Klinikchef. Die Personalsituation sei in den fünf Krankenhäusern des Kreises „vielleicht nicht immer besser, aber auch nicht schlechter bei anderen Kliniken“, sagte Haas unlängst bei einem Pressegespräch.