Im Wettbewerb um den Status eines Uniklinikums gibt sich die Stadt noch nicht geschlagen. Das Konzept soll dem Land nochmals präsentiert werden.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Schon seit Jahren gibt es bekanntlich Bestrebungen der Landeshauptstadt, für seine Krankenhäuser den Status Uniklinikum zu erreichen. Nun, da das Land die Zahl der Medizinstudienplätze erhöhen will, um dem vor allem auf dem Land wachsenden Ärztemangel entgegenzuwirken, hat die Stadt dazu einen Anlauf genommen. In Anlehnung an eine andere medizinische Fakultät will man Studierende in den klinischen Semestern ausbilden. Dem Vernehmen nach hat das Wissenschaftsministerium inzwischen aber den Vorschlag gemacht, dass die zusätzlichen 150 Medizinstudienplätze an den bestehenden Fakultäten in Heidelberg, Freiburg, Tübingen, Ulm und Mannheim geschaffen werden sollen.

 

Doch das will man in Stuttgart nicht einfach so hinnehmen. Man habe das Gefühl, „nicht ausreichend gehört“ und in seinen Anstrengungen „nicht ausreichend anerkannt worden“ zu sein, sagt der neue Krankenhausbürgermeister Thomas Fuhrmann (CDU). So sei für die Präsentation bei einer Expertenanhörung im Mai im Stuttgarter Hotel Maritime die Zeit viel zu kurz bemessen gewesen. Auch die Besetzung der Expertengruppe hat man bei Stadt und Klinikum als einseitig empfunden. Vorschläge zur Bestellung von Gutachtern, so heißt es, seien vom Land überhaupt nicht aufgegriffen worden.

Schwarze Null bis 2021

In der Folge sei der Eindruck entstanden, dass die Entscheidung zuungunsten Stuttgarts schon zu diesem Zeitpunkt gefallen gewesen sei, erklärte der Krankenhausbürgermeister. Dies hat man dem Land auch vorgetragen. „Wir hätten gerne eine objektive Entscheidung“, sagte Fuhrmann. Deshalb soll das Klinikum nun beim Land die Gelegenheit erhalten, sein Konzept nochmals zu präsentieren. Eigentlich wollte das Land die Entscheidung noch vor der Sommerpause treffen, dies wird nun erst nach dem Ferien geschehen. „Wir wollen unsere Möglichkeiten nutzen und hoffen auf eine gute Lösung“, sagt der zuständige Bürgermeister. Im Wissenschaftsministerium heißt es nur, die Sache sei noch in der Abstimmung innerhalb der Landesregierung.

Unterdessen hat das städtische Klinikum seinen Jahresabschluss für 2018 vorgelegt. Darin ist immer noch ein Defizit von rund 15 Millionen Euro ausgewiesen. Das sind aber 3,9 Millionen Euro weniger als im Jahr davor. Die Erträge summierten sich in dem Zeitraum auf rund 688 Millionen Euro. Mit dem genannten Defizit hat man das reduzierte Minus erreicht, dass im Wirtschaftsplan für das vorige Jahr errechnet worden war. „Das ist eine Punktlandung“, sagt Alexander Hewer, der kaufmännische Vorstand. „Die Konsolidierung läuft nach Plan.“ 2015 lag das Defizit bei 27,6 Millionen Euro. „Ich bin mit dem Abschluss für 2018 sehr zufrieden“, sagt Krankenhausbürgermeister Fuhrmann.

Er hat vor wenigen Monaten im Rathaus die Nachfolge von Bürgermeister Michael Föll (CDU) angetreten, der jetzt Amtsleiter ist im Landesbildungsministerium von Susanne Eisenmann (CDU) ist. Es ist noch Föll gewesen, der den Fahrplan für den Defizitabbau vorgegeben hat. So soll das Minus des Klinikums bis zum Jahr 2021 zurückgeführt und die sogenannte schwarze Null erreicht sein. Bis dahin sei es noch ein weiter Weg. „Das ist sehr ambitioniert“, sagt auch Thomas Fuhrmann. „Aber wir dürfen das Ziel nicht aus den Augen verlieren.“

Zusätzliche Planbetten

Die Verbesserung des Jahresergebnisses kann auf mehrere Ursachen zurückgeführt werden. So wurde der sogenannte Landesbasisfallwert, auf dessen Grundlage die medizinischen Leistungen vergütete werden, im vergangenen Jahr erhöht. Überdies hat das Klinikum mit den Standorten Mitte und Bad Cannstatt die Fallzahlen etwas erhöht, unter anderem durch die Erweiterung des Leistungsspektrums etwa in der Krebstherapie, in der operativen Behandlung von Fettleibigkeit oder in der Gefäßchirurgie. In der Psychiatrie bekam das Klinikum einige zusätzliche Planbetten genehmigt.

Eine Herausforderung war und ist auch im städtischen Klinikum die angespannte Personalsituation in den Funktionsdiensten wie den Intensivstationen und den Operationssälen. Vor diesem Hintergrund ist ein schwelender Konflikt mit anderen Krankenhäusern in Stuttgart und in der Region zu sehen. So bezahlt die städtische Einrichtung in den Funktionsdiensten und für Hebammen freiwillige übertarifliche Zulagen. Mehrfach haben die Wettbewerber gegen diese Praxis protestiert, bisher ohne Erfolg. Krankenhäuser haben inzwischen mit eigenen Zulagen reagiert. Bekäme das Krankenhaus der Landeshauptstadt den Status eines Uniklinikums, würde sich dies günstig auf die Vergütung von Leistungen insbesondere in den Ambulanzen auswirken, was die wirtschaftliche Lage verbessern würde.