Der Krankenhausbürgermeister will die Rechtsform des Klinikums der Stadt ändern. Das ist ein heißes Eisen. Aber gibt gut Gründe, es endlich anzufassen, findet Mathias Bury.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Anfang des Jahres die Information: Die städtischen Krankenhäuser wollen Uniklinikum werden. Wenige Wochen später: Das Katharinenhospital wird doch komplett neu gebaut, für 750 Millionen Euro. Diese Nachrichten sind fast untergegangen in Schlagzeilen über den Skandal in der Auslandsabteilung und Berichten über unrühmliche Arbeitsgerichtsprozesse. Jetzt der Vorstoß, dem Klinikum eine neue Rechtsform zu geben. Michael Föll treibt die Restrukturierung des größten Krankenhauskomplexes im Land baulich wie organisatorisch voran.

 

Wer geglaubt hatte, eine neue Rechtsform komme nur mit dem Status eines Uniklinikums auf die Tagesordnung – was dauern wird, so es überhaupt klappt –, muss umdenken. Der für die Beteiligungsunternehmen zuständige Bürgermeister will die Entscheidungsstrukturen im Klinikum in jedem Fall ändern. Das trifft den Nerv des Gemeinderats. Damit steht die Rolle des Kontrollgremiums zur Debatte. Ist es seiner Aufgabe gerecht geworden? Nicht nur, aber auch bei der Aufklärung der Missstände in der International Unit? Kann ein Ratsausschuss der Anforderung auf dem Gebiet des Krankenhauswesens heute noch entsprechen?

Auch die Verwaltung muss sich Fragen gefallen lassen

Das wird zu diskutieren sein. So viel kann man schon sagen: Mit einem klaren Ja lassen sich die Fragen nicht beantworten. Die Linke hat bereits empfindlich reagiert. Auch bei den anderen Fraktionen wird der Bürgermeister für seinen Plan werben müssen. Sie werden zu Recht zurückfragen: Was hat die Fachverwaltung im Lauf der Jahre alles verbockt?

Von einer Seite kann Föll offenbar mit Wohlwollen rechnen. Im neuen Vier-Seiten-Vertrag macht er der Belegschaft für die nächsten zehn Jahre anscheinend ein so gutes Angebot, dass man dort der geplanten Kommunalanstalt nicht abgeneigt ist. Das wäre wichtig für das Gelingen des Projekts. Denn vor allem eines kann das städtische Klinikum derzeit nicht brauchen: neuen Ärger und schlechte Schlagzeilen.