Auch die Krankenhäuser in Böblingen und Sindelfingen sollen geschlossen werden. Eine zentrale Klinik auf dem Flugfeld ist geplant.

Böblingen - Sindelfingen - Während in Calw und Nagold ein gemeinsamer Klinikneubau noch heftig diskutiert wird, ist er einige Kilometer weiter westlich in Böblingen/Sindelfingen schon so gut wie beschlossen. Zwar steht noch die Entscheidung der zuständigen Gremien aus, aber nach dem Ergebnis eines Gutachtens bleibt dem Klinikverbund praktisch keine andere Wahl. Eine gemeinsame Klinik für Böblingen und Sindelfingen wäre in der Tat ein Glücksgriff. Ein zentrales Krankenhaus auf dem Flugfeld – einem Areal, das genau zwischen den Städten liegt und von beiden gemeinsam entwickelt wird– wäre auch ein erster Schritt in Richtung Städtefusion, über die seit Jahrzehnten diskutiert wird.

 

Nur rund sechs Kilometer liegen die beiden Krankenhäuser voneinander entfernt. Organisatorisch sind sie längst verschmolzen. Auf Dauer braucht man nicht zwei Häuser so nah beieinander – und kann sich diese auch nicht leisten. Vieles muss doppelt vorgehalten werden: zwei Notaufnahmen, zwei Empfangsbereiche, zwei Chefärzte. Wo bereits zentralisiert wurde, läuft es gut: zum Beispiel in der Geburtshilfe, die es nur noch in Böblingen gibt und die wachsende Entbindungszahlen meldet. Der Standort wäre ideal: direkt an der A 81 und dem Bahnhof mit S-Bahn-Anschluss.

Die Häuser Böblingen/Sindelfingen sind das Flaggschiff

Mit seinen zwei Standorten ist das Klinikum Sindelfingen-Böblingen momentan das Flaggschiff des Klinikverbunds Südwest. Der Verbund verfügt über 1600 Betten. Rund 4200 Mitarbeiter heilen und pflegen pro Jahr 70 000 Patienten stationär und 200 000 ambulant. Böblingen und Sindelfingen sind die einzigen Häuser des Verbunds, die Gewinn erwirtschaften – allerdings vor Abschreibung. Zudem müssten die Häuser in den kommenden Jahren für 92 Millionen Euro saniert werden.

Eine zentrale Klinik ist laut den Gutachtern die einzig wirtschaftliche Möglichkeit, den Klinikverbund für die Zukunft zu rüsten. 334 Millionen Euro würde der Neubau mit 734 Betten kosten, sagen die Experten. Doch eine moderne Großklinik brächte auch 8000 Patienten mehr pro Jahr. Auch für die Personalgewinnung erhofft man sich positive Effekte. Die Großklinik würde bereits vier Jahre nach ihrer Eröffnung ein positives Ergebnis erwirtschaften, haben die Gutachter errechnet.

Den Aufsichtsratsvorsitz haben die Landräte Roland Bernhard (Böblingen) und Helmut Riegger (Calw) sowie der Sindelfinger OB Bernd Vöhringer. Sie wollen die Kommunalpolitiker davon überzeugen, dass all diese Berechnungen auch realistisch sind. So manchem Kreis- und Gemeinderat schwirrt angesichts der Prognosen der Kopf. Und es bleibt abzuwarten, ob die Aufsichtsratsvorsitzenden ihre ehrgeizige Zielvorgabe – Beschluss zum Bau noch dieses Jahr und Eröffnung bereits im Jahr 2020 – auch so erreichen.

Ein Defizit von 15 Millionen Euro

Die Zeiten, in denen das Motto des Klinikverbunds „zentralisieren, entlassen, sparen“ lautete, sind vorbei. Im Jahr 2005 hatten die Kliniken in Böblingen, Herrenberg, Leonberg, Calw und Nagold den Zusammenschluss beschlossen, ein Jahr später trat Sindelfingen bei. Hier hatte sich das Defizit auf insgesamt 3,5 Millionen Euro summiert. Im Verbund hoffte man bald, eine schwarze Null zu schreiben. Durch Bündelungen und massive Sparmaßnahmen gelang dies auch am Anfang. Heute arbeiten die sechs Häuser viel wirtschaftlicher als noch vor sechs Jahren. Trotzdem schreiben die Kliniken ein Defizit. 15,6 Millionen Euro waren es im vergangenen Jahr.

Die Ursache liegt vor allem in den hohen Investitionen für Sanierungen, die eigentlich von Land und Bund getragen werden müssten. Auch für den Neubau auf dem Flugfeld hofft der Klinikverbund auf Zuschüsse vom Land. „Positive Signale aus dem Sozialministerium haben wir erhalten“, sagt der Böblinger Landrat Bernhard.