Beim Klöppeltag gab es einiges zu sehen. Die Besucher konnten nicht nur beobachten, wie die Spitzen entstehen, sondern auch fertige Werke ansehen.

Plattenhardt - Jede Menge Konzentration liegt in der Luft des Mörike-Saals im Bürgerhaus Plattenhardt. Etwa zehn runde Kissen in unterschiedlichen Größen und Farben liegen auf den Tischen. An jedem der Kissen hängen bis zu 100 Klöppel. Das sind kleine Holzstäbe, an denen das Klöppelgarn aufgewickelt ist. Andrea Nagel von der Klöppelgruppe Filder arbeitet mit Hilfe von 90 Klöppeln an einem Tischläufer.

 

Das Handwerk hat Tradition, der Klöppeltag auch. Bereits zum 18. Mal hat die Klöppelgruppe Filder befreundete Vereine und Filderstädter eingeladen, ihrem Hobby einen Tag lang intensiv nachzugehen. „Eigentlich klöppelt jeder für sich, aber die Tricks und Kniffe muss man eben bei den Treffen lernen. Deshalb sind sie so wichtig“, sagt Karin Schiller, die den Klöppeltag organisiert.

Acht Muster in einem Tischläufer

Ausprobieren darf man die Handarbeitstechnik an diesem Tag nicht. Laien können sich die Ausstellung der fertigen Kunstwerke ansehen oder den fleißigen Frauen über die Schulter schauen, wenn sie unzählige Fäden übereinanderlegen, verdrehen und kunstvoll anordnen. Ab und an hört man Fachausdrücke wie „Laufpaare“ und „Risspaare“. Andrea Nagel erklärt, dass jeweils zwei Klöppel ein Paar bilden und manche dieser Paare „einfach mitlaufen“, andere wiederum – die Risspaare – immer von rechts nach links wandern. Die 56-Jährige nimmt ein Paar in die Hand, verschlingt die Fäden ineinander und legt die Klöppel sorgfältig auf der anderen Seite des Kissens ab. Dann kommt das nächste Paar an die Reihe. Bei Nagels Tischläufer durchlaufen die Klöppel dabei acht verschiedene Muster, immer von rechts nach links und wieder zurück.

Zahlreiche Besucher am Klöppeltag

So unübersichtlich das auf den ersten Blick sein mag, Karin Schiller ist zuversichtlich, dass es jeder lernen kann. „Wer rechts und links unterscheiden und bis vier zählen kann, kann klöppeln“, sagt sie. Je nach Geschick könne man die Grundlagen an einem Abend lernen. Und die Möglichkeiten gehen den Kreativen so schnell nicht aus. „Es gibt so viele Techniken, da kann man ewig lernen“, sagt Schiller. Eine Torchon-Spitze sei für Anfänger geeignet, die Mailänder-Technik zum Beispiel sei schon schwieriger.

Die Resonanz auf den Klöppeltag im Bürgerhaus ist groß. Knapp 100 Besucher schauen sich die Ausstellung an, einige kaufen neues Garn oder ein paar Klöppel. Wer aber eines der Werke kaufen möchte, wird von den Verantwortlichen erst einmal mit ein paar Zahlen konfrontiert. „Was glauben Sie, wie viel Arbeitsstunden darin stecken?“, fragt Karin Schiller. Ein einfaches Lesezeichen ist in etwa zehn Stunden fertig. Werke, die mit mehr Aufwand verbunden sind, nehmen schnell 70 bis 80 Stunden in Anspruch. „Deshalb kann man keinen Preis dafür festlegen. Wer Glück hat, bekommt eins zu Weihnachten geschenkt“, sagt Schiller und lacht.

Die Hälfte ist fast geschafft

Für das handwerkliche Hobby braucht man also viel Geduld. Das weiß auch Andrea Nagel, die nun schon etwa zwei Monate lang an ihrem Tischläufer arbeitet. „Wenn man berufstätig ist, hat man eben nicht so viel Zeit dafür“, sagt die Sekretärin. Geduldig legt sie die Garnstreifen übereinander, verdreht sie und legt die Klöppel auf die andere Seite. Alle 90 Klöppel wandern Stück für Stück von links nach rechts, aber stopp – da ist ihr ein Fehler unterlaufen. Schnell macht sie ein paar Handgriffe rückgängig und setzt noch einmal neu an. Die Hälfte des Tischläufers ist bald fertig, insgesamt soll er 85 Zentimeter lang werden.