Der Bauantrag für die Klopstockstraße 35 ist überarbeitet worden. Genehmigt ist der Bau aber noch nicht.

S-West - An der Klopstockstraße 35 werden zwei neue Wohnhäuser gebaut. Wo heute noch die Gemeindeprüfungsanstalt steht, die sichtbar in die Jahre gekommen ist, sollen die Neubauten errichtet werden. 14 Eigentumswohnungen sind geplant, verteilt auf gut 1500 Quadratmeter Wohnfläche. Wie bisher werden die beiden Häuser miteinander verbunden sein.

 

Genehmigt ist der Bau noch nicht. „Wann die Baugenehmigung erteilt wird, ist noch nicht zu sagen“, sagt Kirsten Rickes vom Baurechtsamt. Das erste Baugesuch, dass der Investor Jürgen Pflugfelder aus Ludwigsburg im Juni 2011 eingereicht hat, musste überarbeitet werden. „Es ging um verschiedene Punkte wie die Gebäudetiefe, die Flächenausnutzung und die Zufahrt zur Tiefgarage“, sagt Rickes.

Ein Aufzug soll die Autos unter die Erde befördern

Nicht nur das Baurechtsamt hatte mit dem geplanten Umfang des Baus Probleme. Auch die Nachbarn schlugen Alarm. Zwar hatte der Investor die Vorgaben der Baustaffel 6 eingehalten, die eine Grenzbebauung zulässt, dennoch wurde die Flächenausnutzung überschritten – teilweise durch die Tiefgarage. Das überarbeitete zweite Baugesuch hat Jürgen Pflugfelder, Geschäftsführer der Pflugfelder Immobilien Treuhand GmbH, im Juli 2012 eingereicht.

Anstelle einer Rampe, die in die Tiefgarage führt, soll nun ein Aufzug die Autos unter die Erde befördern. Außerdem wird von der Grenzbebauung abgesehen und auf beiden Seiten einmal ein Abstand von fünf Metern und einmal von 3,50 Meter eingeplant. Die Anzahl der Eigentumswohnungen wurde von 16 auf 14 reduziert, die Zahl der Stellplätze von 24 auf 16.

„Das ist grenzwertig, wir hatten anders kalkuliert“, sagt Jürgen Pflugfelder. „Aber wir können ja nicht mit dem Kopf durch die Wand, sondern brauchten einen Kompromiss.“ Der Investor kann mit den aktuellen Plänen leben. Das Investitionsvolumen beträgt 8,4 Millionen Euro.

„Das Wegerecht berücksichtigen wir bei der Planung“

Die Anwohner jedoch bleiben skeptisch. Zwei Punkte beunruhigen sie: der Bunker unterhalb des Geländes, der in den 1980er Jahren schon einmal abgesackt ist, und das Wegerecht einiger Nachbarn, das für das Grundstück an der Klopstockstraße 35 gilt. Sabine Eppler ist eine der Nachbarinnen, die dieses Wegrecht hat. Sie hat einen Anwalt beauftragt, der gegen beide Baugesuche Einwendungen erhoben hat. Nicht nur, aber insbesondere wegen des Wegerechts, schrieb ihr Anwalt auch einen Brief an den Investor, bekam allerdings keine Antwort. „Das Wegerecht war mit ein entscheidender Punkt, weshalb wir damals das Haus gekauft haben“, sagt Eppler. Da ihr Haus postalisch zwar zur Rosenbergstraße zählt, es aber näher an der Klopstockstraße liegt, ist ihr das Wegrecht wegen des Brandschutzes wichtig. Nicht zuletzt ist die Strecke von der Klopstockstraße aus kürzer, was vor allem bei Einkäufen nützlich ist. Dass ihr Anwalt keine Antwort auf das Schreiben erhalten hat, ärgert Sabine Eppler.

Jürgen Pflugfelder sieht indes gar keinen Anlass zur Sorge. „Das Wegerecht berücksichtigen wir selbstverständlich bei der Planung. Die Leute haben ja einen Rechtsanspruch darauf. Wir garantieren, dass sie ihr Wegerecht behalten“, sagt er. Auch andere Anwohner hätten deshalb Anwälte eingeschaltet, und mit einigen von ihnen soll es demnächst einen Vororttermin mit dem Architekten Frank Ludwig geben.

Für Pflugfelder als Geschäftsführer eines Immobilienunternehmens, das zahlreiche Bauprojekte realisiert, ist das Alltag. Für die jeweiligen Nachbarn gleicht es eher einem Ausnahmezustand, wenn vor ihrer Haustür gebaut wird und sie sich nicht ausreichend informiert fühlen. „Wir versuchen, die Anwohner einzubeziehen“, sagt Pflugfelder. „Ohne eine Bürgerinformation funktioniert heute ja kein Bauprojekt mehr.“ Auseinandersetzungen mit Nachbarn würden in den Zeitplan schon einkalkuliert werden. „Uns liegt natürlich an einem guten nachbarschaftlichen Verhältnis“, betont Pflugfelder. „Schließlich bauen wir da – und es werden dort später Leute wohnen.“

Die Bauzeit soll etwa 17 Monate betragen

Damit die künftigen Bewohner ebenso wie die Nachbarn dort sicher wohnen können, hat Pflugfelder einen Geologen des Büros Geotechnik Südwest beauftragt, das Grundstück zu untersuchen. Auch Kirsten Rickes vom Baurechtsamt betont, dass „die Vorbelastung durch den Bunker berücksichtigt werden muss“. Dies soll über einen Standsicherheitsnachweis erbracht werden. Dass die Tiefgarage verkleinert wurde, hatte laut der Amtsleiterin aber nichts mit dem Stollen zu tun.

Sabine Eppler fürchtet, dass der Bunker den Bauarbeiten nicht standhalten könnte. „Der Bunker ist eine extreme Gefahr für unser Haus“, sagt Eppler. Sie überlegt, ob sie vor Baubeginn ein Beweissicherungsverfahren durchführen sollte. Jürgen Pflugfelder wiederum möchte so bald wie möglich mit dem Bauprojekt beginnen. Die anschließende Bauzeit soll dann nach Auskunft des Investors etwa 17 Monate betragen.

Dass kein Anwohner gerne eine Baustelle vor der Tür hat, kann Jürgen Pflugfelder verstehen. Auch deshalb, sagt er, gäbe es „bei jedem Vorhaben Einwendungen“. Er glaubt jedoch, dass das Ergebnis am Ende auch die Nachbarn zufriedenstellen wird. „Immerhin sind momentan 80 Prozent des Grundstücks versiegelt, mit dem Neubau ist es die Hälfte“, sagt Pflugfelder. Ob die Nachbarn das auch so sehen, bleibt abzuwarten.