Alljährlich locken die Theater- und Musikaufführungen mehrere tausend Menschen in den Adelberger Klosterhof. Doch das älteste Open-Air-Festival im Landkreis Göppingen ist in die Jahre gekommen. Die Bürgermeisterin wünscht sich eine Neuausrichtung.

Adelberg - Seit 1978, seit der damaligen 800-Jahr-Feier, gibt es alljährlich die Adelberger Freilichtspiele im Kloster. Nun denkt die Bürgermeisterin Carmen Marquardt über ein Sabbatjahr nach. „Das will ich den Mitgliedern des Kulturvereins im September vorschlagen“, sagte Marquardt gegenüber der Stuttgarter Zeitung. Die Bürgermeisterin ist qua Amt die Vorsitzende des Vereins, der in den 90er- Jahren die ursprünglich kommunalen Festspiele unter seine Fittiche genommen hat. Damals sollte der Verein die Gemeinde entlasten. Doch die 15 bis 20 Ehrenamtlichen werden bis heute maßgeblich vom Rathaus aus unterstützt.

 

Großprojekte erfordern Aufmerksamkeit

„In den kommenden Monaten sehe ich mehrere Großprojekte auf die Kommune zukommen“, erklärte Marquardt. Deshalb solle man „ernsthaft über eine Pause nachdenken“. In der 2000 Einwohner zählenden Schurwaldgemeinde steht unter anderem die Schließung der Kläranlage und der Bau eines neuen Hauptsammlers zum Klärwerk Börtlingen an. Außerdem will ein Investor die Freizeitanlage mit dem ehemaligen Wellenbad und dem stillgelegten Campingplatz übernehmen. Beides bindet im Rathaus Planungskapazitäten.

Doch auch die Freilichtspiele stellen die Verantwortlichen vor neue Aufgaben. Das Hauptproblem ist die Tribüne. Sie war vor zehn Jahren modernisiert und mit Sitzschalen ausgestattet worden. In diesem Jahr jedoch wollte der Tüv die mehr als 900 Sitzplätze gar nicht mehr abnehmen. Im Brandfalle könnten sie nicht schnell genug geräumt werden. „Wir haben einen Aufschub bis zum Jahr 2020 bekommen, müssen aber dennoch überlegen, wie wir weitermachen wollen“, so Marquardt. Sie tendiert dazu, eine Tribüne zu mieten. „Auf- und Abbau wären inklusive, dann würden wir Bauhofleistungen einsparen.“ Miettribünen würden zwar weniger Sitzplätze bieten, doch ausverkauft war die Klosterwiese zuletzt ohnehin nicht mehr.

Weniger Sitzplätze brächen Vorteile

Mit weniger Plätzen müsste man auch nicht mehr die große Göppinger Stadthalle als Regenquartier reservieren, sondern könnte auf kleinere Hallen ausweichen. „Die Stadthalle ist zudem meist nur an Sonntagen frei. Deshalb sind viele unserer Veranstaltungen auf den ungünstigen Sonntagabend gelegt. Wir könnten dann auch Freitags- oder Samstagsvorstellungen anbieten“, nannte die Bürgermeisterin weitere Vorteile. Doch diese Dinge müssten in Ruhe vorbereitet werden.

Außerdem müsse man sich so oder so Gedanken über die Lichtanlage machen und im Zweifel auch über das Programm. So ist etwa die Märchenvorstellung für Kinder längst kein Publikumsrenner mehr. Zu groß ist in den letzten Jahrzehnten die Konkurrenz landauf, landab geworden, als dass noch 900 oder mehr kleine Besucher zur Freilichtvorstellung ins Kloster kämen. Und auch die erstmals angebotene Jugendvorstellung („Timm Thaler oder das verkaufte Lachen“) war mit nur 150 Besuchern die am schlechtesten besuchte Vorstellung dieser Saison. Das könnte allerdings auch am Wetter gelegen haben. Es sei einer der heißesten Nachmittage gewesen, räumte Marquardt ein.

Die Bilanz 2015 ist positiv

Trotz allem zieht sie kurz nach den Freilichtspielen eine positive Bilanz: „Wir sind zufrieden“. 3500 Besucher, also 500 im Schnitt, hätten die sieben Veranstaltungen besucht. Der Publikumsrenner mit 850 Besuchern war die Lumberjack Bigband. Besonders gelungen sei auch das Irish-Folk-Festival mit drei Bands und kulinarischem Begleitangebot inklusive Guiness-Bier gewesen, aber auch der Krimiabend (Agatha Christies Mord im Pfarrhaus) mit 500 oder Herrn Stumpfes Zieh und Zupf Kapelle mit 550 Gästen.