Brandlöcher in der Tischdecke und vertrocknete Blumengestecke: Das Cronmüller an der Daimlerstraße wirkt wenig einladend. Wichtigster Einrichtungsgegenstand sind dort aber wohl ohnehin die Fernseher, auf denen Fußball übertragen wird.

Was haben Fußball und Häkelvorhänge gemeinsam? Nichts, möchte man meinen. Bis man die Cannstatter Fußballkneipen-Kultur studiert. Denn eines haben Karlseck, Goldene Kanone und Co. gemeinsam: Der verstaubte, altmodische Charme längst vergangener Jahrzehnte ist völlig egal, so lange nur ein Flachbildfernseher oder – noch besser – eine Leinwand im nicht gerade liebevoll gepflegten Gastraum hängt. In dieser Reihe der gutbürgerlichen Ballsport-Beizen braucht sich das Cronmüller an der Daimlerstraße nicht verstecken. In der besonders an Spieltagen des VfB Stuttgart proppenvollen Kneipe wirkt außer dem modernen Fernseher so gar nichts einladend.

 

Trockenblumen und löchrige Tischdecken

Ganz besonders fällt dies an einem spielfreien Tag auf. Freitagabend, 21 Uhr, das Cronmüller ist gähnend leer. Lediglich zwei der drei Spielautomaten sind besetzt, einer davon von der Bedienung selbst. Aus den Boxen der Musikanlage dröhnt laute türkische Musik, was die Szenerie aus alten Möbeln, dunklem Holz, Häkelvorhängen, Tischdeckchen voller Brandlöcher und Trockenblumen-Gestecken nur noch skurriler wirken lässt. Abgerundet wird die „geschmackvolle“ Deko durch eine VfB-Uhr, ein VfB-Wappen, VfB-Aufkleber und einen Fledermaus-Aufkleber auf der Tür zur Küche. Bedient werden die drei weiblichen Gäste schnell. Dass der Wirt die Pilsflaschen allerdings mit einer Zigarette im Mundwinkel öffnet, wird höflich übersehen. Verdursten muss keine Frau im Cronmüller, lediglich etwas später könnte sie ein Problem bekommen: eine Damentoilette findet sich auf den ersten Blick nämlich nicht. Pils-Preis
2,50 Euro Unterhaltung
Fußball, türkische Klänge Alleinstellungsmerkmal
Fledermaus