Zwischen Leonhardsviertel und Schwabenzentrum tut sich etwas: Eine ganze Reihe neuer Bars und Kneipen haben eröffnet oder stehen kurz davor. Nebenbei zeigt sich: Eine vitale Gastronomie ist ein wichtiger Beitrag zur Stadtentwicklung.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Die Stadt muss bei ihrem Vorhaben, das Leonhardsviertel zu verschönern, einen Dämpfer hinnehmen. Nach Informationen der Stuttgarter Zeitung haben die Betreiber der Gastronomie Mistral an der Hauptstätter Straße 49 ihren Mietvertrag in einer städtischen Immobilie um fünf Jahre verlängert.

 

Bisher war die Stadt davon ausgegangen, das der Vertrag mit der Gastronomie so ausläuft, dass ab 2016 mit der Sanierung des Gebäudes begonnen werden kann. Dann hätte man die Gastronomie neu ausschreiben und an dieser Stelle, einem der Eingänge zum Leonhardsviertel, ein Zeichen setzen können. „Der Mieter hat aber von seinem vertraglich zugesicherten Optionsrecht Gebrauch gemacht und den Vertrag um fünf Jahre verlängert“, sagt Sven Matis, Sprecher der Stadt Stuttgart. Die Stadt hatte das Gebäude 2012 gekauft und den Mietvertrag mit der Gastronomie übernommen – inklusive der Klausel über eine mögliche Verlängerung. „Jetzt sind uns bis 2020 die Hände gebunden“, sagt Matis. Zumindest habe der Mieter aber die Räume im ersten und zweiten Stock der Stadt zurückgegeben, sodass das illegale Bordell an dieser Stelle Geschichte ist.

Tätowierer und Bürgermeister Tisch an Tisch

Die Stadt hat das Quartier vor einiger Zeit zum „Stadterneuerungsvorranggebiet“ erklärt. Sie besitzt jetzt bei jedem Immobilienhandel ein Vorkaufsrecht. Bei dem Gebäude an der Hauptstätter Straße 49 handelt es sich um ein altes Handwerkerhaus, das aus dem 15. Jahrhundert stammen könnte. Wie gut eine Gastronomie mit Anspruch dem Leonharsdviertel tun kann, zeigt gerade die neu eröffnete Bar Paul & George einige Schritte vom Mistral entfernt an der Weberstraße. Hier hat der Architekt Janusch Munkwitz eine ehemalige Rotlichtkneipe mit so viel Liebe zum Detail saniert, dass sich ein Besuch wie ein Kurzurlaub in einer anderen Stadt anfühlt. Der Tenor der Gäste: man fühlt sich nach New York oder London versetzt. So groß ist der Andrang, dass die Betreiber – Munkwitz hat die Bar gemeinsam mit Dawit Porwich, dem ehemaligen Barchef des Scholz eröffnet – sogar unter der Woche Gäste wegschicken müssen. Munkwitz ist über den Ansturm natürlich glücklich: „Am meisten freut es mich aber, dass die Mischung der Gäste so ist, wie wir es erhofft hatten: Kürzlich saß ein Gasttätowierer aus New York an einem Tisch und am Nebentisch Finanzbürgermeister Michael Föll.“

Der Ansturm auf das Paul & George zeigt auch, dass Gastronomie als Instrument der Stadtentwicklung funktionieren kann. Gastronomische Einrichtungen wie die neue Bar, aber auch bestehende Lokale wie die Weinstube Fröhlich und die Cocktailbar Fou Fou, sorgen für eine Durchmischung der Altstadt. Im Juni kommt eine weitere Attraktion hinzu, die wiederum ein ganz anderes Publikum anlocken wird.